Ist dieser Satz sinnvoll oder Blödsinn?
Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Schülerin, die aus ihrer Praxiszeit kam. Sie bat um ein Gespräch, weil sie mit einer persönlichen Herausforderung im beruflichen Umfeld nicht klar kam.
Es handelt sich um einen jungen Menschen von gerademal 23 Jahren!!Sie sagte mir, dass sie mir einer Pflegesituation - einem Zustand einer Patientin im Finalstadium - und vor allem den Reaktionen der "erfahren" Kollegin nicht klar kam. Als sie sich geöffnet habe, dass sie mit der Situation sich überfordert fühle, bekam sie den Spruch "um die Ohren ... das darfst du nicht persönlich nehmen!"
Ist das nicht Blödsinn?Auch wenn "erfahrene" Pflegekräfte sich irgendwie arrangiert haben, Menschen im Finalstadium zu begleiten/sie zu pflegen, dann kann es doch sein, dass junge Menschen das noch nicht können. Woher sollen sie es denn auch können? Es ist doch für diesen jungen beruflichen Nachwuchs etwas Neues. Etwas was sie bisher in ihrem Leben noch nicht erlebt haben.
Den Umgang mit Schwerstkranken lernt man nicht am Küchentisch und in der Disco!!Hier halte ich die Sprüche: "... das darfst du nicht persönlich nehmen!" für eine Klatsche in das Gesicht eines jungen Menschen!
Es geht doch nicht um den sterbenden Menschen, sondern um den jungen Menschen, der sich dieser beruflichen Herausforderung stellen will/muss. Hier braucht er verständliche Hinweise, wie man sie kaum in Lehrbücher findet.
Was haben wir "alten Hansen und Häsinnen!" versäumt, das zu Papier zubringen?Mir ist der sterbende Mensch nicht so sehr im Focus wie der junge Mensch, oder besser formuliert "mein Schüler/meine Schülerin".
Die gilt es für diesen Beruf und seine beruflichen Herausforderungen vorzubereiten. Wenn eine Schülerin/ein Schüler still ist oder gar auf der Station Tränen vergießt, sollte ich nicht infrage stellen, ob sie sich über die Berufswahl im klaren ist, sondern nachfragen, was denn da für Gedanken sich entwickelt haben, was zu dieser aktuellen Trauigkeit/Betroffenheit Anlass gegeben hat.
Wenn ich das als Lehrkraft oder Sl/PDL nicht leisten kann, sollte ich nach einer Lösung suchen, die dem Schüler/der Schülerin hilft, statt sie alleine zu lassen.
Ich könnte ja damit anfangen, wie es mir erging, als ich meinen ersten sterbenden Menschen begleiten musste und was ich von meinen "Lehrern" lernen konnte und wie ich meinen eigenen Weg gefunden habe damit klar zu kommen.
Ich denke, dass wir nur in wenigen Fällen auch einen ausgebildeten Psychologen benötigen, um einen so wankenden Menschen aufzufangen.
Gesunder Menschenverstand und Empathie können ausreichend sein! Wir sollten ihr/ihm zur Seite stehen, wenn wir es ernst nehmen mit der Ausbildung des beruflichen Nachwuchs! Ausbildung zu einer belastbaren GuK ist mehr als Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, ... .
Ausbildung bedeutet für mich auch die emotionale Begleitung und Stärkung der jungen Menschen und
das Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten, auf die ein junger Mensche nicht alleine kommen kann.
Einfühlsame Grüße aus Essen,Michael Günnewig