Autor Thema: Mal was zur Lösungsmittelabhängigkeit  (Gelesen 5799 mal)

Shet

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Mal was zur Lösungsmittelabhängigkeit
« am: 18. Oktober 2008, 02:19:09 »
Lösungsmittelabhängigkeit

Eine Sucht die in Deutschland eher unterschätzt wird, aber verbreiteter ist als viele denken und oft als Jugendsünde abgetan wird. Es gibt eine ganze Reihe von Lösungs- und Reinigungsmitteln die sich als Schnüffeldroge nutzen lassen und einen Rausch bei den Konsumenten verursachen. Bekannt ist  das Leimschnüffeln ( glue-sniffing ) und das Lösungsmittelschnüffeln ( thinner sniffing ). Dabei  werden Klebstoffe die zum Beispiel toluolhaltige leichtflüchtige Lösungsmittel enthalten , entweder auf ein Taschentuch geträufelt oder in eine Plastetüte gegossen um die sich entwickelnden Dämpfe dann einatmen zu können. Neben Toluol werden auch folgende Stoffe häufig zum Schnüffeln verwendet : Benzin, Ähter, Lachgas, Tetrachlorwasserstoff, Trichloräthylen und Chloroform. Bei regelmäßigen Konsum dieser Stoffe wird das Nervensystem peripher wie zentral nachhaltig geschädigt, auch die Lunge und andere innere Organe tragen bleibende Schäden davon.

Hinsichtlich der Wirkungsweise von Schnüffelstoffen lassen sich 4 Grade ( Stadien ) unterscheiden :

1. Grad :  Es treten Übelkeit ggf. erbrechen auf , Wadenschmerzen und Kopfdruck / Kopfschmerzen sind auch beschrieben

2. Grad : Es wird eine gesteigerte Empfindlichkeit/ Empfänglichkeit für äussere Reize beschrieben, oft verknüpft mit einem inneren Wohlbehagen und dem Gefühl der Schwerelosigkeit

3. Grad : Hier treten Gefühle auf die am besten mit einem oberflächlichen Schlaf vergleichbar sind in dem Tagträume ausgesponnen werden und ein völliger Verlusst zur Realität auftreten kann ( Wahnideen und Halluzinationen wurden auch beschrieben ).

4. Grad : Tiefe Bewusstlosigkeit

Vergiftungs- und Entzugserscheinungen durch Lösungsmittelabhängigkeit

Der mit Gang- und Standataxie sowie Sprachstörungen ( Dysatrie ) einhergehende Rauschzustand kann bis zu 1 Stunde anhalten, klingt er ab wird häufig sofort wieder erneut konsumiert. Im Rauschzustand können Verwirrtheitszustände mit Erregungs-, Angst- und Panikreaktionen auftreten. Als Folgeerkrankungen bei Lösungsmittelabhängigkeit kommen Leberleiden bis hin zur Zirrhose vor auch die Nieren werden sehr geschädigt es wurden Fälle von Nierenversagen bekannt aber auch der Herzmuskel kann geschädigt sein. Auch verschiedene neurologische und psychiatrische Störungen können auftreten und einer Behandlung bedürfen. Daneben können auch Kognitivefähigkeiten eingeschränkt sein es kann zu Gedächtnisstörungen und Antriebslosigkeit kommen. Bei hochgradigen Konsum können kardiovaskuläres Versagen und ein Atemstillstand im Rahmen tiefer Bewusstlosigkeit ( Koma ) zum Tod führen. Lösungsmittelabhängige fallen häufig durch Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Aufmerksamkeitsstörungen ihrem direkten sozialen Umfeld auf. Kinder und Jugendliche häufig in der Schule da die schulischen Leistungen schnell deutlich nachlassen. Bei Lösungsmittelabhängigen die über Jahre Dämpfe inhaliert haben, sind mehrtägige Delirien vom Typ Delirium-tremens beobachtet worden. Ein Entzug von Lösungsmitteln kann sofort erfolgen, auftretende Symptome sollten Medikamentös behandelt werden. Eine sich an die Entgiftung anschliessende Psychotherapie kann die Abstinenzfähigkeit und Veränderungsmotivation stärken und unterstützen. Durch die hohe Griffnähe des Suchtmittels muss während einer Entgiftung sehr auf Rückfälle geachtet werden. In einer klinischen Behandlung sollten immer alle physischen, psychischen wie psycho-soziale Folgen der Abhängigkeit Untersucht und mit dem Betroffene thematisiert und behandelt werden. Die Psychoedukation spielt hierbei eine große Rolle, da die oftmals sehr Jungen Betroffenen die Tragweite ihrer Sucht nicht erkennen oder wahr haben wollen, obgleich die Folgen schon deutlich erkennbar sind.