Autor Thema: Saarbrücken „So wollen Menschen nicht sterben“  (Gelesen 2046 mal)

Offline Thomas Beßen

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Saarbrücken „So wollen Menschen nicht sterben“
« am: 28. April 2017, 18:06:30 »
"Nachts alleine auf einer Station mit mehr als 40 teils schwer kranken Patienten: Eine saarländische Krankenschwester klagt an.

Pflegekräfte im Saarland sind gerade auf die Straße gegangen, um mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen einzufordern. Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler aus Berlin sieht das Patientenwohl „immer häufiger ernsthaft gefährdet“ und beklagt „nicht nur im Saarland eine katastrophale Situation der Krankenhausbeschäftigten“. Es gebe bundesweit viel zu wenig Personal, vor allem in der Pflege. Was das heißt, erlebt Tanja (Name von der Redaktion geändert) seit Jahren. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin, also Krankenschwester, und arbeitet in einem saarländischen Krankenhaus. Sie pflegt teilweise schwer kranke Patienten und berichtet aus ihrem Alltag. Sie möchte anonym bleiben aus Angst um ihren Arbeitsplatz.

Warum sind Sie Krankenschwester geworden?
TANJA Der Beruf ist schlecht bezahlt, hat schlechte Arbeitszeiten und schlechte Bedingungen. Es gibt also nur einen Grund, warum ein Mensch Krankenschwester wird: weil man es gerne macht. Und zwar, weil man ein Mensch ist, der sozial engagiert ist und der gern mit Menschen arbeitet und Menschen hilft.

Was sind schöne Situationen in Ihrem Beruf?
TANJA Das Beste ist, wenn Menschen sich bedanken, weil man einen Angehörigen in schweren Zeiten liebevoll begleitet hat. Oder, dass man in einem Notfall gut reagieren konnte. Oder, wenn man miterlebt, wie eine Krankheit entzweite Menschen zusammenführt. Oder, dass ein Patient sich bedankt, dass man Zeit hatte, ihm im Sommer ein Eis zu kaufen.

Was ist das Schlechteste?
TANJA Das Schlechteste siehst du daran, wie Menschen mit ihren Alten umgehen. Es gibt viele Angehörige, die ihre Nächsten nicht pflegen wollen, die sich nicht einschränken wollen, nur weil einer aus der Familie nicht mehr so funktioniert, wie er funktionieren soll. Das ist ganz traurig. Da liegen Menschen, die bekommen nie Besuch. Die liegen einfach nur da. Dann blutet mir das Herz, wenn ich überhaupt keine Zeit habe, das ein bisschen aufzufangen.

Wie klar ist Ihre Arbeit definiert?
TANJA Gar nicht. Ich kann und werde als Pflegekraft bei Personalausfällen auf jeder Station eingesetzt, auch wenn ich dort noch nie gearbeitet habe und mich selbst dafür nicht kompetent fühle. Laut Pflegedirektion sind schließlich alle gleich ausgebildet worden und somit gleichermaßen fähig. Fällt die Stationshilfe aus, die das Essen austeilt, machen wir Krankenschwestern das mit. Fällt die Sekretärin auf Station aus, machen wir das mit. Nachts übernehmen wir den Patienten-Transport von der Station zu Not-Untersuchungen. Die Station bleibt in der Zeit unbesetzt, auch wenn die Klingel auf der Nachbarstation hörbar ist. ..."


Quelle & mehr: http://www.saarbruecker-zeitung.de/politik/themen/Beruf-und-Karriere-Krankenschwestern-Patienten-Personal-Pflegepersonal-Arbeitsbedingungen-Arbeitsplaetze-Krankenpfleger;art2825,6436678 - von Christine Kloth

Schönen Feierabend!
Thomas Beßen

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Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.