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Denkpause im Frankfurter Universitätsklinikum
Ricarda Wessinghage, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.
09.09.2008
Frankfurter Uniklinikum unterstützt landesweite Aktionswoche zur finanziellen Sicherung der Krankenhäuser
Im Rahmen einer Aktionswoche der landesweiten Kampagne "Qualität statt Spardiät - gute Kliniken für Hessen" des Aktionsbündnisses von Organisationen und Verbänden des hessischen Gesundheitswesens unter der Federführung der Hessischen Krankenhausgesellschaft e.V. (HKG) fand am Dienstag im Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a. M. eine Denkpause mit symbolischem "Behandlungsstopp" statt. Der Vorstand und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums versammelten sich im Foyer des neuen Erweiterungsbaus, um eine viertel Stunde lang kollektiv auf die finanzielle Notsituation der deutschen Krankenhäuser aufmerksam zu machen. Trotz der symbolischen Arbeitsniederlegung war die medizinische Versorgung selbstverständlich gewährleistet. Die Kampagne steht im Kontext des bundesweiten Aktionsbündnisses "Rettung der Krankenhäuser" und zielt auf eine Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen der Krankenhäuser.
"Wir möchten während dieser 15-minütigen Denkpause nicht Stillschweigen wahren, sondern die angespannte finanzielle Situation der deutschen Kliniken und mögliche negative Folgen für die Gesundheitsversorgung offen diskutieren", sagte der Ärztliche Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums, Prof. Dr. Roland Kaufmann, bei seiner Begrüßung. Die Aktionswoche unter Beteiligung der hessischen Krankenhäuser findet vom 8. bis 12. September statt. Landesweit hatten die Krankenhäuser am Dienstag eine "Denkpause für gute Krankenhäuser" eingelegt.
"Wir hoffen, dass die Politiker endlich die Dringlichkeit der Situation erkennen und es zu einer möglichst zügigen Verbesserung der finanziellen Voraussetzungen für die deutschen Krankenhäuser kommen wird", erklärte der Kaufmännische Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums, Dr. Hans-Joachim Conrad. Dies sei dringend notwendig, denn die seit Jahren andauernde Beschränkung der Krankenhausbudgets verbunden mit zunehmenden Kosten für Personal, Energie und Sachgüter führten zu einer steigenden Unterfinanzierung der Krankenhäuser, so Dr. Conrad weiter. Im Frankfurter Universitätsklinikum sind im Jahr 2008 8 Prozent Leistungssteigerung zu verzeichnen, die Beschäftigten in der Ärzteschaft und der Pflege wurden aufgestockt, was aber die finanzielle Gesundung verlangsamt hat. Dr. Conrad zog den Vergleich zur deutschen Bahn, die Kostensteigerungen jährlich weitergibt, während die Krankenhausbudgets schon seit nunmehr zehn Jahren gedeckelt und Rationalisierungsreserven längst erschöpft sind. Laut Gesetzgeber dürfen die Einnahmen der Krankenhäuser jährlich nur um einen sehr geringen Prozentsatz steigen; im Jahr 2008 liegt dieser bei lediglich 0,64 Prozent. Im Rahmen der Gesundheitsreform müssen die Krankenhäuser von diesem Betrag noch 0,5 Prozent zur Sanierung der gesetzlichen Krankenversicherungen abgeben, wodurch ihnen nur eine minimale Einnahmesteigerung übrigbleibt. Demgegenüber stehen jedoch Kostensteigerungen, wo allein in den Jahren 2008 und 2009 für die Kliniken in Hessen eine Finanzierungslücke in Höhe von 450 Millionen Euro entsteht. Schon heute können sich die deutschen Kliniken bei konstanten Patientenzahlen immer weniger nichtärztliches Personal, vor allem im Pflegebereich, leisten. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werden Ärzte und Pflegekräfte in Zukunft weniger Zeit für die Betreuung ihrer Patienten haben, längere Wartezeiten, Probleme in der Notfallversorgung und ein Qualitätsverlust in der Krankenversorgung wären die zwangsläufige Folge.
Schon am 5. September hatte im Rahmen der Aktionswoche in Frankfurt eine Betten-Stafette zum Protest gegen die Beschränkung der Krankenhausbudgets stattgefunden. Nach ihrem Auftakt in Frankfurt wird die Betten-Stafette in verschiedenen hessischen Städten Station machen und am 12. September vor dem Landtag in Wiesbaden enden. Dort sollen den Landespolitikern die Forderungen an die Bundesregierung zur Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen der Krankenhäuser überreicht werden.
Frankfurt am Main, 09. September 2008