Pflegerischer Umgang mit süchtigen Patienten
Der Umgang mit Abhängigen sprich Süchtigen stellt an deren Umgebung und die Pflegenden im Krankenhaus sehr hohe Anforderunegen. Vor allen an Pflegekräfte die auf Stationen arbeiten die auf die Suchtkrankenhilfe spezialisiert sind und in ständiger sozialer Interaktion mit Suchterkrankten stehen.Dies gilt sowohl für Patienten mit Tätigkeitssüchten als auch für Patienten mit stoffgebundenen Süchten. Für den Umgang mit Süchtigen sind gute Kenntnisse über das Wesen der Suchterkrankung erforderlich, denn nur aus diesem Wissen heraus ist es möglich, das notwendige Verständnis und Einfühlungsvermögen aufzubringen, ohne dabei der Gefahr zu unterliegen, sich zu idealistischen Erwartungen hinzugeben um sich dann nach erlebten Enttäuschungen zurückzuziehen und das tatsächlich Machbare zu übersehen. Eine von akzeptierende nicht wertende Grundhaltung kann bei der täglichen Arbeit mit Süchtigen sehr hilfreich sein, Sucht ist nie rational. Man kann Süchtige in ihrer Sucht und dem daraus hervorgehenden Verhalten nicht verstehen, man kann es aber akzeptieren und gemeinsam nach realistischen Auswegen aus dem süchtigen Verhalten suchen.
Der Süchtige selbst ist in seiner Einstellung der Krankheit gegenüber zwiespältig das heist er wünscht sich einerseitzbewust zwar eine Änderung, andererseits ist er aber unbewusst nicht in der Lage dazu. Dies hängt damit zusammen dass dem Suchtverhalten in der Regel eine neurotische Konfliktsituation zugrunde liegt, deren Aufdeckung sehr schmerzhaftist, was dem Süchtigen selbst aber nicht bewusst ist. Da ein Symptom, in diesemFall das Suchtverhalten, unbewusst derpsychischen Entlasstung der inneren Konfliktspannung dient und tiefenpsychologisch ausgedrückt, eine neurotische Kompromissbildung darstellt, breingt dies unbewusst für den Patienten einen Krankheitsgewinn mit sich.
Die Folge ist, dass der Patient bewusst sein Verhalten aufgeben möchte, weil er darunter leidet, daß aber unbewusst alles dafür tut, um daran festzuhalten. Deshalb sind Vorwürfe und Verhaltungen von Aussenstehenden wie auch an der Behandlung beteiligten sinnlos und meistens symptomverstärkend. Zur Aufgabe des Suchtverhaltens wird der Patient nämlich erst dann in der Lage sein können, wenn sein >> Ich<<; das heist sein Selbstwertgefühl ausreichend starkist um Ängste ertragen und >> Ich reife<< Lösungen finden zu können. Hilfreicher sind deshalb alle Maßnahmen, die den Aufbau eines >> Ich starken<< Verhaltens dienen und den Süchtigen zu selbständigen und eigenverantwortlichen Verhaltensweisen befähigen. Dies erfordert fachliche Unterstützung, so daß versucht werden sollte den Süchtigen dazu zu bewegen eine psychotherapeutische Behandlung zu beginnen. Gerade bei Suchtkranken kommt es sehr darauf an , daß die verschiedensten Maßnahmen ineinandergreifen und das die therapeutische Arbeit vom sozialen Umfeld unterstützt wird. Auf therapeutischen Sektor gibt es unterschiedliche Behandlungsansätze, die zusammen wirken und sich ergänzen sollten. So konnen zum Beispiel aufdeckende, konfliktbearbeitende psychotherapeutische Verfahren gut mit Verhaltens- und Körpertherapie aber auch Musik-,Tanztherapie und Entspannungsverfahren kombiniert werden. Die Therapiesettings können in Einzel-,Gruppen-,Familien- und Paartherpien bestehen. Die Entzugseinrichtungen sollten sich nicht der Paarentgiftung entziehen, da diese später auch wieder zusammen leben werden und man bei beiden Süchtigen eine Verhaltensänderung bewirken mus um abstinentes Zusammenleben zu ermöglichen. Die Nachbehandlung sollte durch Selbsthilfegruppen, durch sozialpädagogische Arbeit und durch therapeutische Gemeinschaften gefördert werden. Bei stoffgebundenen Süchten muss meist eine stationäre Entgiftung eingeleidet werden. Daran sollte sich eine im allgemeinen stationöre Entwöhnung anschliessen, in der der psychisch-phyische Aghängigkeitsprozess durch medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung durchbrochen wird. Nach der Entwöhnung ist oft eine mehrjährige oder sogar lebenslange Nachbehandlung notwendig, um die neu erlernten Verhaltensweisen auch in den gewohnten Lebensbereichen zu stabilisieren.. In dieser Phase gilt es auch ggf. das soziale Umfeld des Suchtkranken umzustrukturieren oder zu erneuern. Von großer Bedeutung dabei ist die Motivation des Süchtigen.
Problematisch wird es wenn auf der einen Seite aber Motivation zur Therapie fehlt, auf der anderen Seite aber ausgeprägte soziale-,psychische- und körperliche Begleit- und Folgeschäden aufgetreten sind. Im Einzelfall müssen dann betroffene Süchtige in geschlossenen spezialisierten psychiatrischen Zentren untergebracht werden.
In die Pflegesituation geraten Süchtige infolge von Intoxikation-und/oder Entzugserscheinungen, aber auch aufgrund von körperlichen-, pschischen-und sozialen Begleit-und Folgeerscheinungen. Während der Entzugsphase ist unbedingt darauf zu achten das die Süchtigen nicht heimlich andere Suchtmittel konsumieren und nur ihre angeordneten Medikamente erhalten. Die Pflegenden sollten immer daran denken das ein Süchtiger sich um jeden Preis versuchen wird sein Suchtmittel zu bekommen.Das fehlen von Entzugserscheinungen kann durchaus ein Hinweis sein das der Suchtkranke unerlaubt Suchtmittel oder Ersatzstoffe konsumiert. Auch besteht dieser Verdacht dann, wenn Suchtkranke deutliche Stimmungsumbrüche aufweisen. Gutgläubigkeit von Seiten der Pflegenden ist fehl am Platz, ein gesundes Misstrauen ist immer angebracht, auch wenn man den Suchtkranken zu kennen denkt.Eine intensive Krankenbeobachtung ist unabdingbar, auch um die Entzugssymptomatik einschätzen zu können. Auch beobachtet werden sollten alle Anzeichen für psychisch-, somatische- und soziale Folge- und Begleiterscheinungen, da auch diese einer Mitbehandlung bedürfen( Ganzheitlicheransatz der Behandlung ).Erst nach abklingen der heftigsten Entzugserscheinungen können die psycho- und soziotherapeutischen Massnahmen eingeleidet werden. Neben der Teilnahme an diesen Therapien sollte man denn Suchtkranken auch die Teilnahme an Ergotherapie, Bewegungstherapie,Sporttherapie,Tanz-und Musiktherapie ermöglichen und die Teilnahme daran beobachten, ggf. Motivationsarbeit durchführen.Auch sollten die Suchtkranken sich wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen ,hier können klare Strukturen und Regeln auf Station sehr hilfreich sein. Selbst die Nachtruhe ist ein wichtiger Eckpfleiler ,da sie der Schlafhygiene diehnt und viele Süchtige unter gestörten Schlafgewohnheiten oder auch Schlafstörungen leiden. Mit Hilfe der Stationsstrukturen und der Therapien soll der Süchtige wieder lernen einem geregelten,regelmäßigen Tagesablauf nachzugehen und sich mit realen Gegenheiten auseiander zusetzen. Auch dienen diese Verfahren dem Suchtkranken dazu, heraus zufinden , welche Neigungen und Interessen, welche stärken und schwächen sie haben, damit sie sich in ihrem weiteren Leben damit zu arrangieren lernen. Ziel aller Bemühungen sollte es sein, den Suchtkranken Hilftstellungen zu geben, wie sie unter Verzicht auf das Süchtmittel bzw. süchtigen Fehlverhaltens in ihrer Lebensgemeinschaft wieder Verantwortung auf sich nehmen, ihre Freizeit sinnvoll gestalten und die Realität des alltages bewältigen können.
Wie man sieht ein weites Arbeitsfeld für die psychiatrische Krankenpflege und das multiprofessionelle Team auf den Suchtstationen. Man sollte auch nicht vergessen das die Sucht wenn sie nicht behandelt wird oder die Veränderungsmotivation des Süchtigen nicht ausreicht, infaust enden kann und einen langen Leidensweg oft über Jahre hinweg behinhaltet. Oft sind die Entgiftungsstationen und deren Mitarbeiter der letzte soziale Halt den manche Süchtigen noch haben, da alles andere um sie herum weggebrochen ist.
Ziele motivierender Maßnahmen in der Arbeit mit suchtkranken Menschen sind :
minimal : - Sicherung des reinen physischen Überlebens
- Sicherung des physisch wie psychisch möglichstgesunden Überlebens
- Sicherung des sozialen Überlebens
- Reduzierung der Konsummenge und der Exzesse ( es kann ein Ziel sein einen Schnapstrinker auf Bier umzustellen )
- Verlängerung der Suchtmittelfreienphasen / Verlängerung der Phasen ohne süchtiges Verhalten
( Stunden / Tage / Wochen / Monate / Jahre )
maximal: - Dauerhafte Abstinenz von Suchtmitteln und / oder süchtigen Verhaltensweisen mit einer Lebensgestalltung und Bewältigung in
Zufriedenheit
Wie man hieran vielleicht erkennen kan ist Suchtarbeit die Arbeit der kleinen Schritte, wobei man das große Ziel nicht aus den Augen verlieren darf und sollte. Aber die Realität zeigt uns jeden Tag, dass nicht jeder Süchtige, das große Ziel der dauerhaften Abstinenz erreichen kann und viele mit diesem Ziel überfordert werden oder gar an iher Sucht und deren Folgen sterben. Die Reaktion ist dann oft aus dem erlebten heraus da komme ich nie hin und deshalb trinke ich weiter. Man muss kleine Veränderungen, auch kleinste positive Entwicklungen, den Süchtigen rückmelden und gemeinsam realistische Ziele setzten. So das der Süchtige wie auch sein Helfer nicht durch dauerhafte Enttäuschungen verzweifeln und resegnieren. Aber auch negative Veränderungen sollten dem Süchtigen klar zurückgemeldet werden, er ist auf den realitäts Sinn, die Rationalität, die Empathie, die Akzeptanz und Koguenz seiner Behandler angewiesen.
Quellen : Pschiatrie Vetter
Was ist das Süchtige an der Sucht
Sucht macht Angst, Angst macht Sucht
Pflege Thieme
Suchtmedizin Tretter Schauttauer
Psychotherapie der Suchterkrankungen Thomasius Thieme