Autor Thema: Bedeutung von Komunikation und Wahrnehmung bei psychischen Störungen  (Gelesen 5911 mal)

Shet

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Bedeutung von Komunikation und Wahrnehmung bei psychischen Störungen

Um Wahrnehmung und Kommunikation und deren Veränderungen bei psycischen Störungen in Ihrer Vielfalt und Komplexität zu erfasssen und kompetent damit umzugehen, benötigen Pflegekräfte Kenntnisse und Erfahrungen in Folgenden Bereichen :
- Entwicklungsphasen des Menschen und ihre Störungen
- Einfluss von sozialen Faktoren auf die psychische Gesundheit ( Salutogense ist auch ein interesanter Ansatz )
- Bedeutung und Formen zwischenmenschlicher Beziehungen
- Stellenwert der Unerschiedlichen Kommunikationsformen
- Die verschiedenen Rolen eienes einzelnen und die Erwartungen an ihn
- Bedeutung von Normen und Werten für den  einzelnen und die Gemeinschaft
- Unterschiedliche pädagogische Methoden
- Stellenwert von Milieu und Atmosphäre
- Methoden der Gesprächsführung
- Entstehung von Konflikten und Möglichkeiten deren Lösung
- Bedeutung von Gruppendynamischen Prozessen
- Ansätze von psychoanlytischen Modellen
- psychiatrische Krankheitslehre
- Grundannahme über Bilder vom Menschen
- auseinandersetzung mit etischen Fragestellungen
- Erarbeitung einer Grundhaltung gegegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen/-behinderungen
- Erkennen von Einflüssen der Eigenen Person und des eignen Verhaltens auf wahrnehmung und Kommunikation                                                   ( z.B. Selbstreflektion,Reflektion,Umgang mit Nähe und Distanz )

Mit diesen Wissen erkennt die Pflegekraft bei Menschen mit pyschischen Störungen krankhafte Veränderungen ihrer emotionalnBefindlichkeit. Je nach Art der Erkrankung kann die Stimmungslage angstvoll, traurig, hoffnungslos, gehoben oder gereizt sein.
Dadurch wird die Wahrnehmung beeinträchtigt. Einige Beispiele:
- Ein Patient mit schwerer Depression zieht sich zurück und nimmt von seiner Umwelt fast nichts mehr wahr.
- Ein Patient mit paranoiden Ängsten nimmt alles in seiner Umgebung als bedrohlich wahr, bricht deshalb Kontakte ab oder reagiert aggressiv.
- Auf einen Patienten in gehobener manischer Stimmung stürmen unzählige Wahrnehmungen gleichzeitig ein.
- Ein Patient mit einer akuten Psychose kann nicht mehr unterscheiden, ob seine Gedanken die eigenen oder die von anderen sind.
- Ein suizidaler Mensch, in hoffnungsloser Stimmung, sieht nur noch die negativen Seiten und Hürden in seiner Lebenssituation, die Beziehung zu sich selbst und der Umgebung wird unsicher.
- Ein chronisch abhängiger Patient bringt seine sozialen Konflikte nicht mit seiner Abhängigkeit in Zusammenhang.

Die Beziehung zu sich selbst und zur Umgebung ändert sich in ihrer Bedeutung für den Patienten, die bisher gewohnte Kommunikation ist beeinträchtigt und erschwert. Einige Beispiele:
- Ein Patient, der Stimmen hört, kann sich nicht darauf konzentrieren, was ihm ein anderer mitteilt.
- Ein depressiver Patient nimmt Äußerungen seiner Umwelt nicht auf und verharrt grüblerisch in seinen Gedanken.
- Ein Patient mit einer Alkoholintoxikation bleibt stur bei seiner Sicht der Dinge, so dass der Versuch, eine erregte Situation zu entspannen, die gegenteilige Wirkung haben kann.

Im Wahrnehmungsbereich und kommunikativen Bereich kann die Pflegeperson bei Menschen mit psychischen Störungen viele Verhaltensweisen unabhängig voneinander beobachten. Psychische Störungen der Wahrnehmung und Kommunikation wirken sich jedoch nicht nur bei diesen aus, sondern beeinträchtigen auch alle anderen ATL's.
Einige Beispiele:
- Ein Patient, der von unzähligen Ideen überflutet wird, spürt seinen Hunger nicht mehr und vernachlässigt auch sein äußeres Erscheinungsbild, da es für ihn nebensächlich geworden ist.
- Ein Patient, der wegen seiner psychischen Störung kaum noch spricht, kann nicht als Kellner weiter arbeiten.

Bei den pflegerischen Bemühungen, Störungen von Wahrnehmung und Kommunikation, die bei psychischen Erkrankungen bestehen, zu reduzieren, werden die folgenden Grobziele verfolgt:

1.  Wiederherstellung der Beziehung zu sich selbst: Dies umfasst unter anderem, eigene Bedürfnisse zu erkennen und umzusetzen, zwischen sich und
     anderen zu unterscheiden, sich als Person mit seinen Fähigkeiten und Defiziten zu akzeptieren, sich mit seiner psychischen Erkrankung
     auseinanderzusetzen, äußere und innere Belastungsfaktoren wahrzunehmen, in die eigene Lebensplanung zu integrieren und
     Unterstützungsmöglichkeiten zu nutzen.
2.  Erweiterung der sozialen Kompetenz: Das bedeutet unter anderem, Alltagsfertigkeiten zu behalten oder auszubauen, wieder Verantwortung
     zu übernehmen oder verantwortlich zu bleiben, seine Fähigkeiten zu nutzen, sich nach seinen Grenzen zu richten, seinen persönlichen Spielraum 
     zu erweitern, Interessen zu verfolgen.
3.  Ausbau der Beziehung zur Umgebung: Dazu gehört unter anderem, Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen zu erkennen, Kontakte wieder
     aufzunehmen oder neue zu knüpfen, sich mit anderen Menschen auszutauschen oder etwas zu unternehmen, Konfliktsituationen als solche zu
     akzeptieren, nach Lösungen zu suchen und dabei die Beziehung aufrecht zu erhalten.

Die eigene Person als Instrument pflegerischen Handelns einzusetzen

Psychisch kranke Personen sind aufgrund ihrer Verunsicherung in sich selbst und der Umgebung gegenüber in besonderem Maß darauf angewiesen,dass die verbalen, nonverbalen und emotionalen Signale, die von den sie im therapeutischen Setting umgebenden Menschen, einschließlich der Pflegenden, ausgehen, mit deren Handlungen übereinstimmen (kongruentes Verhalten). Die eigene Unsicherheit ist für andere spürbar, deshalb ist es schädlich, nicht zu dieser zu stehen. Verabredungen mit dem Patienten sind nur dann sinnvoll, wenn sie eingehalten werden. Bestätigung ist dann angebracht, wenn sie der eigenen Meinung entspricht. Psychisch Kranke sind darauf angewiesen, von anderen zu lernen, dass Meinungsverschiedenheiten, Konflikte und Fehler nichts Bedrohliches sein müssen. Im Alltag auftretende Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten sollten vom Pflegepersonal in adäquater Form mit den Patienten thematisiert werden und es sollte gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden, ohne den Kontakt abzubrechen. Die Modellfunktion von Pflegenden erstreckt sich darüber hinaus auch auf den Umgang der Mitarbeiter untereinander. Patienten werden in ihrem Handeln beeinflußt, wennn zum Beispiel Teambesprechungen, Morgenrunden u.s.w. pünktlich beginnen und enden...

                            Beziehungen gestalten

Beim psychatrisch pflegerischen Handeln kommt der Beziehung zum Patienten eine besonderst wichtige Bedeutung zu. ( Im Rahmen des problemlösenden Beziehungsprozesses)Dabei werden non verbaler Kontakt und gemeinsames Tun  ebenso bewusst reflektiert wie ein Gespräch, da auch hierüber Beziehungen aufgebaut und gestaltet wird.In Gespräch mit Patienten spielen alltägliche Themen eine gleichrangige Rolle mit problemorientierten Inhalten und Informationen.Je nach Gesprächsinhalt ändert sich die Rolle und die Gesprächtechnik der Pflegenden. Bei den KOnversationsthemen ist sie eher Animateur gibt Anregeungen.Bei problemorientierten Gesprächen steht aktives zuhören und gezieltes einsetzten von Fragetechniken im Vordergrund.( offene Fragen )
Es sollte/ wird ständig reflektiert wie dei Beziehung zum Patienten derzeit beschaffen ist:
- Ist meine Beziehung zum Patienten auf einer professionellen Ebene angesiedelt ?
- Gestalte ich die Beziehung so, dass sie ausreichend nah für Vertraunen und ausreichend distanziert für vernünftige Entscheidungen ist ?
- Erwecke ich durch meine Beziehungsangebote unrealistische Erwartungen, erzeuge ich durch mein Handeln unnötige Abhängigkeit ?
- Welche Rolle weist der Patient mir im Moment in der Beziehung zu ?

     Feedbach geben

In der psychiatrischen Pflege kommt es darauf an, dass Mitteilungen an den Patienten in einer Form geäußert werden, die die momentane Befindlichkeit des Patienten berücksichtigt. Dadurch werden die Mitteilungen für den Patienten nachvollziehbar und annehmbarer. Diese Art der Kommunikation macht es nötig, die Aufnahmefähigkeit des Patienten zu berücksichtigen Informationen zu geben und nicht zu veränderen zu wollen,Wahrnehmungen und Vermutungen und Gefühle, vor allen auch positive, als die eigenen erkennbar zu machen und in der Ich-Form
mitzuteilen.Rückmeldungen erfolgen möglichst unmittelbar und beziehen sich auf konkrete Sachverhalte und/oder Verhaltensweisen.

Kommunikation und Milieu gestalten

Schon bei der Aufnahme bestimmen die Pflegepersonen durch ihr Verhalten wesentlich mit, wie sich das zwischenmenschliche Milieu zwischen Patienten und Mitarbeitern entwickeln wird.Der Patient muss wissen mit wem er es zu tun hat und braucht Orientierungshilfen. Informationen werden fortlaufend in dem Umfang gegeben wie der Patient sie aufnehmen kann.Bei der Behandlungsplanung sollte der Patient mit einbezogen werden und seine Interessen frei vertretten und äußeren dürfen / können. Kritische Äußerungen sollten ruhig angehört angehört werden, Rechtfertigungen sollten vermieten werden. Kritik ist immmer eine Chance auf positive Entwicklung.


Im psychiatrischen Arbeitsfeld bilden Wahrnehmung und Kommunikation die zentralen Instrumente pflegerischen Handelns. Wie jeder jedoch in seinem Alltag erfährt, bietet dieKommunikation unzählige Möglichkeiten aneinander vorbei zu reden, sie nicht oder nicht ausreichend zu verstehen, ohne das es bemerkt wird. Die Missverständnisse aufzuspürren, sie zu klären, ihre Gründe zu erkennnen und damit Kommunikation zu fördern stellt einen wichtigen Arbeitsprozess in der Psychiatrie dar.