Autor Thema: Pflege in der Psychiatrie ( Schwerpunkte )  (Gelesen 34508 mal)

Shet

  • Gast
Pflege in der Psychiatrie ( Schwerpunkte )
« am: 16. August 2008, 02:00:24 »
Pflegeschwerpunkt in der Psychiatrie

In der Pflege von psychisch Kranken Menschen spielt der Aufbau einer tragfähigen Beziehung ,zwischen Patienten und Pflegenden eine sehr wesentliche oft unterschätzte Rolle.In der "allgemeinen" Krankenpflege stellt diese Beziehung den sozialen Rahmen dar, innnerhalb dessen problemlösendes Handeln stattfindet. In der psychiatrischen Krankenpflege dagegen haben wir es mit beziehungsgestörten Menschen zu tun, denn jede psychiatrische Erkrankung beinhaltet einen Verlust an sozialer Beziehungsfähigkeit. Die pflegerisch-therapeutische Beziehungsgestaltung wird selbst zum problemlösenden Handeln ( problemlösender Beziehungsprozess ).Der Patient soll erlernen eine Beziehung zu sich selbst, zu anderen, zu seinen Körper, zu seinen Gefühlen und zu Anforderungen aufzubauen.Die Pflegenden haben die Aufgabe , Selbsthilfepotentiale des Patienten zu erkennen und zu aktivieren. Sie beraten, begleiten und unterstützen den Patienten im Umgang mit seiner Erkrankung. Dazu gehört es auch, ihn anzuleiten sich zu pflegen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Die gesamte Pflege unterliegt einer prozesshaften Steuerung.Pflegeplanung und die Arbeit mit Pflegediagnosen spielen hierbei eine große Rolle. Durch gezieltes Assessment werden die Pflegediagnosen die zutreffen ermittelt und ggf. überprüft.Durch Pflegevisiten und regelmäßige Evaluation werden die Pflegeziele und die Wirksamkeit der pflegerischen Interventionen überprüft und wenn notwendig angepasst.( Pflegediagnosen können täglich in ihrer Priorität wechseln )
Die pflegerische Arbeit erfolgt im Rahmen des multiprofessionellen Teams ( Ärzte, Psychologen,Sozialarbeiter, Ergo- und Bewegungstherapeuten und andere therapeutisch Tätige in der Psychiatrie),man arbeitet hierbei Hand in Hand nur dies sichert einen Behandlungserfolg. Gemeinsame Ziele ,Massnahmen und Absprachen werden in der Therapiekonferenz besprochen. Die Arbeit mit psychisch Kranken erfordert ein hohes Maß an Verantwortung und Kompetenz.
Das Pflegepersonal muss den Menschen in seiner Krankheit respektieren und akzeptieren. Dazu gehört es auch, professionell auf unvorhergesehene oder inadäquate Verhaltensweisen von Patienten zu reagieren. Die Ursache für solches Verhalten liegt häufig in Ängsten ,Affektstörungen, Halluzinationen,Wahnvorstellungen, sowie der gestörten Selbst- und Fremdwahrnehmung ,also den Symptomen von psychischen Erkrankungen.Hierbei gilt es auf unangemessenes Verhalten hinzuweisen und zusammmen Bewältigungsstrategien zu entwickeln und zu Üben diese umzusetzen.
Psychiatrische Pflege bedeutet, Beziehungen zu Menschen in schwierigen Lebenssituationen aufzubauen und zu erhalten, aber auch rechtzeitig zu beenden.Dies findet meist im Rahmen der Bezugspflege statt, welche sich an der Pflegetheorie von H. Peplau orientiert und dabei das Selbstpflegedefizit von Orem berücksichtigt, im täglichen Tun.Professionelles Handeln ist nur dann möglich, wenn eigene Normen und Moralvorstellungen reflektiert und überprüft werden( Selbstreflektion ).Wertende oder subjektiv urteilende Äußerungen sollten möglichst vermieden werden. Dabei müssen Pflegende unterschiedliche Wertvorstellungen berücksichtigen und respektieren. Versiedene Handlungen und Wahrnehmungen beeinflussen das Verhalten wechselseitig, dies führt nicht selten zu Angst, Frustration und auch zu Aggressionen. Um diesen Emotionen zu begegnen und sie zu verarbeiten, können die Teammitglieder in Supervisionen und  Balint-Gruppen Schwierigkeiten thematisieren und eigene Gefühle und Handlungen reflektieren.Dem Pflegenden in der Psychiatrie muss bewusst sein ,dass die therapeutischen Ziele nicht immer auch mit denen der Patienten übereinstimmen und sollte dies auch akzeptieren, aber daran arbeiten.
Da psychische Krankheiten leider weiterhin oft chronisch verlaufen ,werden Patienten oft wiederholt aufgenommen und behandelt, wenn es zu Krisen kommt. Es ist wichtig darauf nicht frustriert zu reagieren, sondern jede Überwindung einer Krise als Erfolg anzusehen. Eine akzeptierende Grundhaltung kann dem Pflegenden dabei sehr hilfreich sein.Zur psychiatrischen Pflege gehört es auch Angehörige und Freunde in die Behandlung mit einzubeziehen, um positiv  auf das soziale Milieu des Patienten einzuwirken. Für pflegende in der Psychiatrie ist es nicht immer leicht ein gutes Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zu finden. Das Du sollte in der Anrede eines Patienten die absolute Ausnahme darstellen, auch mit Sie kann man eine fundierte tragfähige Beziehung aufbauen. Im Kontakt mit dem Patienten geht es um Empathie und die Fähigkeit sich auf andere Menschen einzulassen. Psychisch Kranke Menschen brauchen auf der Station klare Grenzen, Regeln und Strukturen um zur Ruhe zu kommen und sich wieder in ein "normales" Leben einzufinden.In Gesprächen mit Patienten wenden Pflegende oft die Gesprächtechniken der motivierenden Gesprächsführung und/oder der Konfrontation an, um ihre Ziele zu erreichen. Hierbei sollte man aber das 4 Ohren Modell von Schlz von Thun nicht aus den Augen verlieren und sich vorbereiten und reflektieren.Auch die Durchführung,Gestaltung und Organisation von pflegerisch-psychiatrischen Klein-und Großgruppen gehört zur Tätigkeit. In diesen Gruppen trainieren die Patienten ihre sozialen und lebenspraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Einige Patienten müssen in Rahmen solcher Gruppen sich auch erst wieder Grundlagen im sozialen Miteinander erarbeiten und bedürfen hierbei der Unterstützung und Rückmeldund der Pflege.Die Behandlung beinhaltet oft auch eine medikamentöse Therapie, hierbei stellt die Pflege die Medikation, achtet auf die regelmäßige Einnahme und beobachtet die Wirkungen und Nebenwirkungen.Die Pflege ist bemüht bei Auftreten von Nebenwirkungen die nicht Vital gefährlich sind ,aber oft den Patienten sehr beeeinträchtigen, Massnahmen zu treffen die es dem Patienten erleichtern damit umzugehen. Die Pflege bietet Alternativen in der Behandlung wie Akupunktur,Beruhigungstees,medizinische Bäder,Einreibungen und Aromatherapie an, auch Entspannungstechniken können geschulte Pflegekräfte vermitteln werden. Es gibt auch durchaus Patienten in der Psychiatrie die vorrübergehend oder für immer nicht in der Lage sind sich adäquat selbst zu pflegen und / oder Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Die Pflege übernimmt dann die Grundpflege und hilft bei der Bewältigung der täglichen Aktivitäten.
Auch bei der Psychoedukation wirkt die Pflege mit und steigert durch ihre professionallität und ihr Fachwissen oft sehr nachhaltig die Compliance der Patienten.

Ich erhebe keinen Anspruch auf vollständigkeit hoffe aber alle wichtigen Schwerpunkte wenigstens gestreift zu haben. Solche Texte sollte man halt doch nicht im Nachtdienst nebenher schreiben.