Autor Thema: Die Bedeutung der Bewegung...  (Gelesen 4831 mal)

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Die Bedeutung der Bewegung...
« am: 30. Juli 2008, 10:23:34 »
als eine wichtige Grundlage des PP Motorik für die Gesundheits- und Krankenpflege(ausbildung) stellte Herr Prof. Dr. Klaus Pfeifer von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen, wie ich meine in seinem Vortrag "Bewegung im Alltag" im Rahmen des 2. DFPG-Kongresses sehr gut dar.
Quelle: http://www.bvpraevention.de/cms/index.asp?inst=bvpg&snr=5597&t=Kongress%2DDokumentation
Sommerliche Grüße!
Thomas Beßen


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Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Thomas Beßen

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Re: Die Bedeutung der Bewegung...
« Antwort #1 am: 02. Dezember 2008, 07:37:04 »
Wir müssen lernen, Frust zu verarbeiten - und keine Angst vorm Leben zu haben
(Gastbeitrag)
Wer sich zu wenig bewegt, ist empfänglicher für düstere Stimmungen, sagt der Oberurseler Sport- und Bewegungstherapeut Hans-Werner Horn

"Das Wandern gehört zum Therapieprogramm der Klinik Hohemark. Viele Menschen, die zu uns kommen, sind seit längerer Zeit körperlich inaktiv gewesen. Manche haben monatelang im Bett gelegen, sich nicht mehr aus der Wohnung getraut.

Mit diesen Menschen machen wir kleine Gänge in die Natur. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Patienten sich nach den Wanderungen viel besser fühlen. Draußen sehen sie etwas, werden vom Wind durchgepustet. Allein durch die Bewegung werden die Körperfunktionen wieder angeregt. Ich bekomme ein besseres Körpergefühl, wenn ich vom buchstäblichen Niedergeschlagen-Sein durch die Bewegung in eine aufrechte Haltung komme. Das geht allen Leuten so - nicht nur den Depressiven oder den Borderlinern. Letztere sind Menschen, die unter einer starken inneren Spannung stehen. Manche von ihnen entspannen, wenn sie sich Schnittverletzungen zuführen. Durch schlichtes Laufen nimmt bei ihnen der "Schneide-Druck" ab. Bewegung ist also gut gegen Traurigkeit und Verspannung. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn ich in diesen düsteren Novembertagen auf der Couch liegenbleibe, verdüstert sich meine Stimmung. Allerdings kann man eine Depression nicht allein durch ein Turn- oder Laufprogramm programm loswerden. Es kann die medikamentöse und therapeutische Behandlung aber unterstützen. In der klinischen Praxis merken wir deutlich, dass Menschen, die ohne Wurzeln aufwachsen mussten, eher seelische Probleme bekommen. Jedes Kind braucht eine Familie, in der es geliebt und anerkannt wird. Eine Familie, in der es Rituale gibt wie das abendliche Geschichten-Vorlesen oder das gemeinsame Beten.

In meiner täglichen Arbeit erlebe ich zudem, wie wichtig es ist, als junger Mensch den richtigen Umgang mit Frust zu lernen. Es zu schaffen, dass nach dem verlorenen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht in die Ecke geworfene Spiel wieder hervorzuholen und weiterzuspielen. Spielen ist ganz wichtig. Dazu gehören auch kämpferische Bewegungsspiele wie Fußball. In der Klinik treiben wir Sport und fragen dann nach: Wie geht es Dir mit dieser Bewegung? Kannst Du Vertrauen zu den Mitspielern empfinden? Die Bewegungstherapie fragt nach den Gefühlen. Wir haben dabei erfahren, dass viele Leute eine emotionale Sprachlosigkeit an den Tag legen. Sie müssen lernen, differenzierte Emotionen auszusprechen. Wenn sie das tun, bekommen sie plötzlich ein Bild davon. Es hilft auch im normalen Leben, wenn man über seine Gefühle spricht. Allerdings erfordert das in einer Ellenbogengesellschaft eine Menge Vertrauen. Man macht ja sein Visier auf. Viele Menschen lassen es unten und pflegen eine Vermeidungsstrategie. Sie haben Angst vor dem Leben. Sie fliehen davor, flüchten in die Scheinwelt hinter dem Computerbildschirm, in Drogen. Oder sie werden depressiv. Wenn diese Leute bei uns ankommen, sagen wir ihnen: Du musst nicht perfekt sein. Komm, fang einfach wieder an zu laufen."

Einen beweglichen guten Morgen!
Thomas Beßen

Quelle: Frankfurter Rundschau; Aufgezeichnet von Klaus Nissen



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