Liegt die Beurteilung nur im Blickfeld des Betrachters oder in der Wahrnehmung des Menschen der sich auf seine Aufgabe konzentriert?
Diesem Gedankenspiel oder der Auswahl von Begriffen liegt der Umstand zu Grunde, dass eine ältere Dame immer mehr sich auf „unwichtige Kleinigkeiten“ konzentriert. Diese Konzentration macht für alle Außenstehenden kaum einen Sinn. Die ältere Dame ist jedoch von der Wichtigkeit ihres Tuns sehr überzeugt.
Wenn man sie lässt, ist sie die Ruhe in Person. Holt man sie aus ihrer Welt heraus, wird sie unwirsch und wirkt sehr unzufrieden.
Wenn es "nur" eine Patientin wäre, wäre meine Betrachtung sicherlich professioneller. Hier geht es aber um eine präfinale nahe Angehörige, die sich in Kleinigkeiten "verrennt". Da wird mittels einer feinen Pinzette das Unkraut gezupft und die Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Denn zum Unkraut jäten muss man ja mit dem Kopf nach unten auf den Gartenboden schauen und das Blut fließt in den Kopf und löst einen erhöhten Druck im Gehirn aus. Von außen betrachtet wirkt das nicht gesundheitsfördernd. Ihre Betrachtung ist, dass es ihr im Garten besser geht als in der Stube, wo sie ja den Quadratmillimeter der Tapete kennt. Im Garten wächst es wild in geordneten Bahnen. Ein Garten wie auf einer Kostkarte. Vieles wie an einem Lineal ausgerichtet.
Für die Gegenüberstellung habe ich mich an eine Unterrichtsfolie erinnert, die ich häufig im Unterricht zum Umgang mit Demenzkranken einsetze. Ich füge sie im Anhang bei.
Es ist halt etwas anderes, ob man einen fremden kranken Menschen begleitet, oder ob man eine nahestehenden Menschen auf den letzten Metern seines Weges begleiten darf.
VG, IKARUS