Autor Thema: Blinde leihen sich Sehkraft mittels Smartphone-App  (Gelesen 3497 mal)

Offline cfs_chris

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Blinde leihen sich Sehkraft mittels Smartphone-App
« am: 23. Januar 2015, 14:38:50 »
Zitat
Die App "Be My Eyes" ermöglicht es Freiwilligen, Blinden und Sehbehinderten bei alltäglichen Aufgaben zu helfen. Gründer Hans Jørgen Wiberg erklärt der futurezone de Details.

Die Idee hinter der dänischen App "Be My Eyes" ist einfach. Blinde oder Personen mit eingeschränkter Sehfähigkeit werden, wenn sie die Hilfe einer sehenden Person brauchen, mit Freiwilligen verbunden, die über die Kamera Objekte identifizieren, Texte lesen oder andere Aufgaben lösen können.

"Das Herstellen der Live-Videoverbindung funktioniert sehr einfach, die App besteht nur aus einem Knopf, der einen Freiwilligen kontaktiert. Das Öffnen der App funktioniert über Sprachsteuerung oder Touch-Gesten", erklärt Hans Jørgen Wiberg, der Erfinder der App. Seit dem 15. Jänner gibt es die Be My Eyes für iOS, eine Android-Version soll in absehbarer Zeit folgen, auch Windows-Unterstützung ist angedacht. Wiberg, der selber nur noch fünf Prozent seines Sehvermögens besitzt, wollte eine App entwickeln, die blinden Personen den Alltag erleichtert. "Die Freiwilligen können etwa dabei helfen, die Einkäufe in die richtigen Kästen zu räumen, Gegenstände zu identifizieren, zusammenpassende Kleidung zu finden oder den Stromzähler abzulesen. Meist sind es sehr einfache Aufgaben, die kaum Zeit benötigen, wie etwa das Identifizieren des Inhalts einer Konservendose", erklärt Wiberg.

Über 70.000 Freiwillige haben sich schon angemeldet, 5500 Blinde verwenden die App. "Wir bekommen alle fünf Sekunden einen neuen Nutzer. Das ist Wahnsinn. Mit dem Erfolg hätten wir nicht gerechnet. Wir haben mittlerweile Freiwillige, die Hilfestellung in über 80 Sprachen bieten können", so Wiberg. Bei der Anmeldung werden Blinde und Freiwillige nach der Sprache, die auf ihren Mobiltelefonen eingestellt ist, eingeteilt. Wer zusätzliche Sprachkenntnisse hat, kann das nachträglich ergänzen. Die meisten Freiwilligen sind englischsprechend. "Wir können für die gängigsten Sprachen, also etwa Deutsch, Französisch oder Spanisch, garantieren, dass immer ein Freiwilliger verfügbar ist. Dänisch ist natürlich auch stark vertreten", sagt Wiberg.

Non-Profit

Geld verdienen will der Erfinder mit seiner App nicht. Es handelt sich um ein Non-Profit-Projekt. Das Startkapital hat die dänische Stiftung Velux zur Verfügung gestellt. "Die App ist gratis. Wir haben sie im November in den dänischen App-Store gestellt, das aber nicht groß beworben. Das hat sich trotzdem sehr schnell herumgesprochen. Wir waren dann auch im dänischen Fernsehen zu sehen, was das Interesse weiter befeuert hat", sagt Wiberg. Mittlerweile wurde auch eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, die bereits 450 Geldgeber motivieren konnte. Damit ist der Betrieb des Projekts nach derzeitigem Stand bis zum 1. September gesichert. Längerfristig ist auch die Integration eines Spenden-Buttons in die App geplant.

"Wir müssen schließlich unsere Leute bezahlen, Optimierungen vornehmen, den technischen Ablauf und Service sicherstellen und eventuell neue Versionen für künftige iOS-Versionen anpassen. Die Android-Version wird ebenfalls Geld kosten", erklärt Wiberg. Fulltime-Jobs gibt es bei Be My Eyes aber keine. "Ich arbeite etwa 12 Stunden die Woche an der App. Meine Kollegen handhaben das ähnlich", so der Erfinder. Zusätzliche Funktionen für die App sind derzeit nicht angedacht. "Die einfache Bedienung ist das Wichtigste. Wenn wir neue Ideen haben, würden wir die deshalb eher in einer eigenständigen App verwirklichen. ", sagt Wiberg.

Begeisterte Nutzer

Die Rückmeldungen der Nutzer waren bisher sehr positiv. "Wir haben über 1500 Mails bekommen, die mit Worten wie fantastisch oder wunderbar gespickt waren. Das freut uns natürlich sehr, besonders wenn wir Feedback von Blinden bekommen", sagt Wiberg. Be My Eyes ist tatsächlich die erste App, die Unterstützung für Blinde liefert, indem sie Crowdsourcing verwendet. Vergleichbare Apps setzen eher auf Algorithmen und Bilderkennungssoftware, die Objekte und Texte automatisch erkennen sollen. Das funktioniert aber nicht annähernd so zuverlässig wie die Hilfe eines Menschen.

"Ich war verwundert, dass vor mir anscheinend keiner auf die Idee gekommen ist. Mir ist das Konzept vor etwa zwei Jahren eingefallen, und jetzt ist die Technik auf dem richtigen Stand", so Wiberg. Um Missbrauch zu verhindern, gibt es nach jeder Sitzung die Möglichkeit, die Interaktion zu bewerten, sowohl für die Blinden als auch für die Helfer. Personen, die das System missbrauchen, werden verbannt.

Hier der iTunes App-Store Link: „Be My Eyes - helping blind see“ von Be My Eyes
https://appsto.re/de/NN-81.i
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Offline Thomas Beßen

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Re: Blinde leihen sich Sehkraft mittels Smartphone-App
« Antwort #1 am: 03. Februar 2015, 12:34:22 »
Prima Beitrag, cfs_chris!

Auf Ideen muss man halt kommen. Vor Jahren hatte ich in diesem Zusammenhang eine ähnliche Unterstützungsidee für sehbehinderte und blinde Menschen. Hiermit bin ich dann auch zur Fresenius-Erfindermesse nach Düsseldorf eingeladen worden:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hier die Beschreibung meiner Idee:

Es handelt sich um ein kleines mobiles batterie- bzw. akkubetriebenes einhandgehaltenes Waren(umpackungen)erkennungsgerät für extrem sehbehinderte bzw. blinde Menschen auf Handybasis, das die Informationen jedes Strichcodes (barcode) auf den Umpackungen von Waren nach systematischer Suche des Anwenders erfasst, diese Erfassung per Piepton meldet und in Klartext - je nach Einstellung komplett oder ausgewählt - entweder über den Kleinstlautsprecher des lautzustellendes Handys bzw. einen anschließbaren externen Ohrhörer "vorliest" oder per Braille-Funktionstasten (in näherer Zukunft - z.Zt. noch teuer) übermittelt, so dass sich der blinde Anwender beim Einkauf orientieren kann.

Technisch gesehen besteht ein solches Gerät aus zwei miteinander verknüpften Komponenten: Einem optoelektronischen Erfassungsteil (s. z.B. am "Quicktionary voice" der Fa. Hexaglot in Hamburg; DM 300,-) und einem Handy incl. Brailletastenmodul. Wenn man diese beiden Teile miteinander verbindet, entsteht ein Strichcode-Ablese- und Vorlesegerät (akustisch oder in Braille). Dieses Gerät erfasst die Informationen aller Strichcodes und sendet diese an einen Zentralcomputer irgendwo im Land (bzw. später nach weiterer Entwicklung irgendwo in Europa). Dort werden diese dann in Bruchteilen von Sekunden anhand eines großen und schnellen Datenspeichers zugeordnet, in Klartext/Sprache übersetzt und unmittelbar danach an das Barcodereaderhandy zurückgesandt. Die zentrale und beliebig große Datenbank ermöglicht eine schnelle Datenpflege und -Erweiterung und via UMTS wären ab ca. 2003 noch kürzere Übertragungszeiten im Parallelsystem realisierbar.

Ich bin der Überzeugung, dass ein solches Gerät im Alltag beim Einkaufen eine enorme Hilfe darstellt. Denken Sie doch nur an die vielen Produkte, die ähnlich bzw. identisch umpackt sind, gleich groß und schwer sind, aber sehr verschiedene Dinge beinhalten [z.B. versch. Produkte in Dosen, Käsearten, Schokoladen, Tees, Lebensmittel in Normgläsern oder auch in Gefrierpackungen, diverse Drogerie- und Hygieneartikel, Süßwaren in Pappschachtel, Gewürze und Weinsorten, Musik-CD's usw. usf.]. Als zweiten unter-stützenden Schritt müsste man die Verpackungsmittelbranche [via Normenausschuss Daten- und Warenverkehr in der Kosumgüterwirtschaft - NDWK] dahin bringen, dass nur an definierten Stellen [immer an der unteren bzw. größte Fläche mittig/zentral z.B.] diese Barcodes anzubringen wäre. Am besten noch mit einer Drei-Punkte-Prägeerhebung!

Was halten Sie von dieser Idee/Erfindung? Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

Thomas Beßen

p.s.: Diese Idee trägt keinen Gebrauchsmusterschutz, ist nicht patentiert und soll öffentlich bleiben bzw. weiterentwickelt werden - Weitergabe also ausdrücklich erwünscht!


Mein Bruder war stark sehbehindert und konnte z.B. auch nicht bei einem Jogurt-Glas erkennen ob sich darin nun Natur-Joghurt oder solches mit Früchten oder so befanden. Die sind ja alle noch heute gleich schwer und gleich kalt - aber eben nicht gleich lecker... :wink: 8-)

Rasche Grüße aus der Mittagspause!
Thomas Beßen

p.s.: Siemens, Hitachi aber auch die Christoffel-Blindenmission, die BLISTA in Marburg usw. signalisierten, ich möge doch rasch mal einen Prototypen herstellen und vorlegen, dann wäre man auch durchaus bereit sich auf Weiteres einzulassen... Tja.

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Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.