Autor Thema: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)  (Gelesen 5534 mal)

Offline Thomas Beßen

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Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« am: 04. Januar 2015, 17:23:08 »
"Erika Küllmer liegt im Wachkoma ohne Aussicht auf Genesung. Der Rechtsanwalt Wolfgang Putz rät ihrer Tochter, den Schlauch zur Magensonde der Mutter zu durchtrennen. Ein verhängnisvoller Rat: Der Anwalt wird wegen Totschlags verurteilt! Doch Putz kämpft weiter: für den Willen der Patienten und für Klarheit in der Rechtsprechung."

WDR | BR-alpha – 06. März 2014 || SWR – 07. März 2014 bzw. die ganze Sendung (58'40") unter http://www.planet-wissen.de/sendungen/2014/03/06_sterbehilfe.jsp

Schönen Sonntag noch!
Thomas B.
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #1 am: 04. Januar 2015, 17:51:51 »
Für den Willen der Patienten oder um um eine Bühne für die aktive Sterbehilfe? Das ist und bleibt die Frage, für was die Schwarzkutte kämpft.
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Offline IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #2 am: 05. Januar 2015, 07:56:26 »
Das Thema STERBEHILFE kann nicht oft genug thematisiert werden. Es gibt sehr verschiedene Blickwinkel und Herangehensweisen mit diesem Thema zu arbeiten. Mich interessiert aber auch der Fakt, wie gehen Pflegekräfte damit um? Wir hatten ja vor Tagen die Diskussion "... das musst du aushalten ..." Der Rechtsrahmen ist oft so unklar, dass Leidenswege verlängert werden, weil die Akteure Angst haben vor juristischen Konsequenzen. Mir gefällt an dieser Sendung, dass der Jurist die emotional höhere Belastungen der Pflegekräfte anspricht. Das habe ich so noch nie gehört von einem Juristen. Wie sich die Einstellung von Menschen ändert wenn sie betroffen sind, hatte wir hier ja auch bereits angesprochen. Da gibt es einen Politiker und einen Kleriker, die wegen ihrer persönlichen Betroffenheit heute einen anderen Standpunkt vertreten, als sie es früher vehement getan haben.
Weiterhin finde ich den Hinweis wichtig (bei der Sendeminute 26"), dass alle Akteure für ihr Tun Verantwortung übernehmen müssen. Der Jurist räumt ja auch ein, dass seine Kollegen, deshalb nicht so umfassend wie es ratsam wäre.
Bei Sendeminute 29 wird auch deutlich hervorgehoben, wer entscheidet was aktive und passive Sterbehilfe eigentlich ist. Entscheiden wird der Jurist. Also der der nur nach Aktenlage sich ein Urteil bilden kann.
Bei der Sendeminute 35 werden die unterschiedlichen Rechtsvorstellungen in den unterschiedlichen EU-Ländern thematisiert. Ich werde diese Sendung zu Unterrichtszwecke einsetzen und warte mal ab, wie unsere Schüler das Thema sehen.
Teilnehmende Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #3 am: 05. Januar 2015, 12:32:25 »
Ich denke das es jedem klar sein muss das wir immer in einem Spannungsfeld zwischen Leben und Tod arbeiten. Ich würde aber noch das Thema Sterbebegleitung hinzunehmen. Man kann es nun drehen und wenden wie man will, wer in unserem Job arbeitet benötigt eine robuste Seele, absolutes Krankheitsverständnis, gute Fachkenntnis sowie ein individuelles persönliches Achtsamkeitstraining. Hierzu gehört auch eine gute Portion Egoismus. Wer sich selbst vergisst, vergisst auch Andere.
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Offline IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #4 am: 05. Januar 2015, 15:49:27 »
In so Vielem Dino gebe ich dir recht, aber das mit der robusten Seele, fällt mir schwer zu teilen. Für mich geht das in die Richtung: "...das müssen sie aushalten..." Das sehe ich komplett anders. Das mit dem gesunden Egoismus teile ich in Gänze. Ja wir müssen uns abgrenzen von dem Leiden des anderen, ihm aber beistehen, wo es nötig ist.
Mir ist es wichtig, dem Nachwuchs beizubringen, wie sie ihre Seelen schützen können. Über dieses Medium ist das aber nicht möglich. Zumindest fällt mir kein möglicher Weg ein.
Beste Grüße, Michael

 
« Letzte Änderung: 06. Januar 2015, 09:41:50 von IKARUS »

Offline dino

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #5 am: 05. Januar 2015, 17:51:54 »
Wir müssen auch vieles aushalten. Denn wir haben es mit kranken Menschen zu tun wo sonst keiner weiter weiß. Und bist Du nicht robust und kannst Dich abgrenzen, dann kommt irgendwann das burn out.
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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #6 am: 06. Januar 2015, 07:29:26 »
Mit abgrenzen meine ich nicht nur die professionelle Distanz zum Patienten, sondern auch ein regelmäßiges Frei, auf das ich nicht verzichte. Das bedeutet, dass man auch nein sagt, wenn man gefragt wird ob man einspringen könnte.
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« Letzte Änderung: 06. Januar 2015, 08:41:53 von dino »

Offline IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #7 am: 06. Januar 2015, 09:54:34 »
Ich gebe dir wieder gerne recht Dino, aber wer bringt uns das in der Lehre oder gar in der Praxis bei. Es gibt sicherlich einige wenige gut Vorbilder, aber die meisten die ich kenne, geben nur den Rat: "Das muss du abkönnen!" Genau hier ist ja der Ansatz meiner Kritik. Da brauchen die jungen Pflegeseelen konkrete Hilfe und Unterstützung.
Was das Frei angeht hatte ich ja hier mal mein damalige Konzept mit der "Ersatzbank" vorgestellt.
Was das Nein-Sagen angeht gehört da ja eine große Portion Selbstbewusstsein in die Person. Viele die in den Pflegeberuf gehen, wollen aber gerne dienen und sagen eher ja als nein.
Vom geplanten und durchgeführten FREI haben aber auch Arbeitgeber etwas. Die Mitarbeiter werden weniger krank und bleiben motivierter, weil sie ja wissen, dass ihr FREI auch bestehen bleibt. 

Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #8 am: 06. Januar 2015, 10:13:05 »
Eine "Ersatzbank" ist keine planbare Größe. Ein Mitarbeiter baucht auch Planungssicherheit. Ich hoffe mal das die Zahl der "Diener" nachlässt. Zum Einen reden wir über professionalisierung und dann gern dienen wollen, dass passt nicht.
Die Frage ist doch was man mit dem Satz: "das musst Du abkönnen" eigentlich meint. Sonst verzetteln wir uns nämlich. Arbeitsverdichtng? hat man heute überall, belastende Ereignisse? dafür ist das Gesundheitswesen prädestiniert. Nicht das Ereignis ist entscheidend, sondern der Umgang damit. Und hier muss an so ehrlich sein um sich zu prüfen, ob es der richtige Job ist. Denn mit belastenden Ereignissen wird man immer wieder konfrontiert. Und jeder empfindet Quantität und Qualität anders. Man hat mal einen schlechten Tag, man wird selbst Opfer eines Angriffs. Es ist immer eine Gratwanderung. Es gibt Kollegen die können dann einfach nicht mehr. Das ist dann eben so. Was gibts denn noch? Die Dienstzeiten, da kann man wenig machen. WE und N sind normal.
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Offline IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #9 am: 06. Januar 2015, 11:03:15 »
Das mit der Ersatzbank Dino sehe ich ganz anders. Es kann ja auch sein, dass ich mich beim letzten Mal nicht gut ausgedrückt habe.
Also mein zweiter Versuch!!
Ich habe damals in Absprache mit den Mitarbeitern, dem PR/BR, der PDL und dem VL mein Vorgehen besprochen und danach konsequent umgesetzt.
Ich habe aus einer Planstelle die "Ersatzbank" gebastelt. Die Ersatzbank habe ich mit 4 Medizinstudenten besetzt, die wir im Tagdienst in ihren Semesterferien herangebildet haben. Waren sie super, konnten sie nach Notwendigkeit in den Schichten rotieren.
Wir haben die Dienstpläne etwa 8 Wochen im Voraus geplant und geschrieben.
Nun kann es vorkommen, und das tut es auch in der Wirklichkeit, dass an einem geplanten Wochenende ein Mitarbeiter oder sein Kind erkrankt. Jetzt kommen die Ersatzspieler ins Spiel! Die vorhandene Liste wird abtelefoniert und einer der Kandidaten kann Geldverdienen und das geplante FREI für das Stammpersonal ist gesichert.
Bei anfänglicher Skepsis gegen das Projekt wurde es später in den andern Intensivstation, und über unser Haus hinaus bekannt, denn wir waren ja in einem Verbund mit anderen Häusern, in denen das Intensivpersonal rotieren konnte, in die Dienstplangestaltung übernommen.
Ich hatte in 2002 in der UK das Projekt "Intensivpool" vorgestellt und bin abgewatscht worden. Heute steht ein übergroßes Werbeplakat in der Eingangshalle, wo dafür geworben wird, dass sich Mitarbeiter für diese Aufgabe melden.
Manchmal bin ich mit meinen Gedanken halt vor der Zeit.     
„Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“  Victor Hugo

Ich hatte auch mal die Idee, dass sich alle Krankenhäuser an den Ausbildungskosten des Pflegenachwuchses beteiligen mögen entsprechend ihrer Bettenzahl. Einige leisten sich die Bildungsstätten und andere profitieren vom gut ausgebildetem Personal.
VG, IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #10 am: 06. Januar 2015, 13:51:02 »
Ich kann keinen Examinierten mit einem Medizinstudenten ersetzen. Dies mag als dritteoder vierte Kraft gehen, sonst rechtlich problematisch. Von der berufspolitischen Seite will ich gar nicht erst reden. Besser ist ein Aushilfepool aus examinierten Pflegekräften, z. B. aus 400€ Kräften bestehend.
Wieso profitiert ein anderes Haus von einer fremden Schule? Vor Allem wo wäre der Hebel der Umlage? Schüler sind heute eher mobil. Sie machen in Bayern Examen und ziehen nach Berlin. Hier wird eher kooperiert. Dies bedeutet, dass unsere Schüler in Allgemeinhäuser ihre Außeneinsätze absolvieren und Schüler von dort hier ihren externen Einsatz hier haben. Ich finde dies eine praktische Lösung.

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dino
« Letzte Änderung: 06. Januar 2015, 14:00:15 von dino »

Offline IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #11 am: 06. Januar 2015, 14:27:59 »
Ich kann und will auch keinen Medizinstudenten aus berufspolitischen Gründen für eine examinierte Pflegekraft einsetzen. Aber wir waren doch hier auch einmal einer Meinung, dass nicht jeder Titelträger seinen Titel auch verdient tragen darf/sollte. Es gibt pfiffige Pflegehelfer und engagierte Studenten. Mir ist die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung wichtig gewesen, bei der Zusicherung des Dienstplanes für mein Stammpersonal. Aus unserer Sicht hat das gut geklappt.
Zu den mobilen Schülern!!
Es gibt auch heute noch Schüler die aus finanziellen Gründen sich kein eigenes Auto leisten können. Diese müsste ich dann von Außeneinsätzen entbinden, oder ich sorge für deren Transporte in die Außeneinsätze. Hier denke ich auch, dass der ÖPNV bei euch etwas ausgedünnter ist als hier im Pott. Soll heißen, dass es noch seltenere Verbindungen gibt. Dies besonders am Wochenende und an Feiertagen!
Die Berufspolitik ist mir sehr wichtig,  aber mir ist auch (wie dir - davon gehe ich zumindest aus!!) die Praktikabilität wichtiger. Was nützen mir schöne theoretische Vorgaben, wenn ich mit ihnen die Praxis nicht händeln kann.
VG, IKARUS

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Re: Sterbehilfe - Ein Anwalt kämpft (TV-Tipp)
« Antwort #12 am: 06. Januar 2015, 15:33:13 »
Es gibt Mindeststärken pro Station, und die muss man einhalten. Sonst ist man nämlich der Doofe wenn was passiert. Ein Schwarzkittel hat sehr viel Zeit sich vorzubereiten. Ob jemand sein Examen ausfüllt im Einzelfall ist ein anderes Thema.
Das Curriculum gibt Anzahl und Zeiten der Ausseneinsätze vor, da gibts nichts zu drehen (Innere, Chiurgie etc.). Wir stellen Schülern aus anderen Häusern Zimmer zur Verfügung. Wie der Schüler an seinen Einsatzort gelangt ist Problem des Schülers. Es gibt z. B. Fahrgemeinschaften. Aber hier sind auf dem Land die Schulen an den Häusern angegliedert. Der Einsatz bei ambulanten Pflegediensten ist z. B. kurz und Einige holen die Schüler sogar ab. Da wir selbst in unserer Stadt mehrere Ambulante haben stellt dies kein Problem dar. Und ansonsten siehe oben, Fahrgemeinschaft. Unsre Schüler können ja mal ihre Erfahrung weitergeben. Kommen z. B. mehrere Schüler gleichzeitig von einem Kooperationspartner in unser Haus wird nach Verteilung auf den Stationen ein gemeinsamer Dienstplan Stationsübergreifend für diese Schüler erstellt. So ist die Fahrgemeinschaft sichergestellt. Hier wird dann auch deutlich, dass wir unsere Ausbildung ernst nehmen und Schüler neben den Examinierten eingeplant werden. Sollt ein Schüler ausfallen, geht nicht die Welt unter, da in der Regel zusätzlich eingeplant.
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dino
« Letzte Änderung: 06. Januar 2015, 20:17:18 von dino »