Autor Thema: "Neuer Weg in der Alkoholtherapie - Halbtrocken"  (Gelesen 3829 mal)

Online Thomas Beßen

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"Neuer Weg in der Alkoholtherapie - Halbtrocken"
« am: 22. September 2014, 06:20:42 »
"Es muss nicht immer die Abstinenz sein: Erstmals wird in Deutschland das reduzierte Trinken als Therapieziel für Alkoholiker offiziell anerkannt. Doch nicht wenigen in der Suchthilfe bereitet dies Unbehagen. ..."

Quelle & mehr: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/neuer-weg-in-der-alkoholtherapie-halbtrocken-1.2114398

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Thomas Beßen
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Offline dino

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Re: "Neuer Weg in der Alkoholtherapie - Halbtrocken"
« Antwort #1 am: 22. September 2014, 11:03:28 »
Doch mit der Schadensminimierung gab sich die Suchthilfe lange Zeit nicht zufrieden. Reichte sie einem Bedürftigen die Hand, besiegelte die Geste einen Vertrag, in dem es um alles oder nichts ging. Kein Tropfen, nie mehr. Die Likörpraline galt nun als Teufelszeug, das direkt wieder in die Sucht führt. Noch in den 1980er-Jahren flog sofort aus dem Entwöhnungsprogramm, wer einen Rückfall erlebte.
Das ist absoluter Blödsinn. Wir arbeiten seit Jahren mit Rückfällen in der Psychotherapeutischen Komplexbehandlung, ebenso die Salusklinik. Warum heißt eine Beurlaubung sonst wohl Belastungserprobung?
Die Hürde des "nie mehr" ist einer der Hauptgründe dafür. "Nie mehr" bedeutet für die Betroffenen nicht nur den endgültigen Verzicht auf den begehrten Stoff, sondern auch, für den Rest des Lebens als Säufer gebrandmarkt zu sein.
Dies wiederum ist zu Allgemein gehalten. Mit diesem Programm erreicht man eher die "Randgruppe" der Abhängigen, aber nicht die Schwerabhängigen. Abhängigkeit ist eine lebensbegleitende Erkrankung. Mir ist jedoch auch eine Einrichtung bekann wo Schwerstabhängige Alkohol trinken dürfen. Die praktische Überlegung dahinter: Sie haben sonst nichts mehr. Nimmt der Alkoholkonsum überhand, gehen sie zur Entgiftung und allgemeinen körperlichen Stabilisation.
Ein Medikament alleine wird jedoch nicht der Heilsbringer sein. Letztendlich gehört dazu auch eine regelmäßige Teilnahme an ambulanter Psychotherie, Besuch von Selbsthilfegruppen, ein "trockenes" soziales Umfeld und vor Allem die Motivation für ein abstinentes Leben. Wer jedoch glaubt, dass ein Gläschen Sekt oder ein Bier beim Grillen harmlos sei, der irrt gewaltig. Solche Programme begleiten "nicht" trockene Abhängige. Die Anbindung an eine Ambulanz dient nicht zuletzt der rechtzeitigen stationären Wiederaufnahme zur Entgiftung.
VG dino
« Letzte Änderung: 22. September 2014, 12:03:27 von dino »