Autor Thema: Im Zweifel gegen den Patienten? Der Kampf um die Pflegestufe | TV-Tipp  (Gelesen 4236 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Für viele Menschen ist es eine Schicksalsfrage: Wird mir eine Pflegestufe bewilligt oder bleibt mir die Hilfe verwehrt? Darüber entscheiden die Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK). Unabhängig und fair sollen sie handeln. Doch daran gibt es massive Zweifel. ..."

01:58 min | 11.08. 2014| 21:50 Uhr | Das Erste

Quelle & mehr: http://www.swr.de/report/im-zweifel-gegen-den-patienten/-/id=233454/nid=233454/did=13900532/159pt2l/index.html

Schönen Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Ich bin mal gespannt, wie die ganze Sendung sein wird. Hoffentlich gibt es davon auch einen Podcast, sollte ich zur Sendezeit nicht zusehen können.
Zum Thema habe ich aber folgenden Standpunkt.
Die MDK-Gutachter haben nur eine begrenzte Zeit für die Erstellung eines Gutachtens. Dann verhalten sich die zu begutachtenden Menschen so, als wenn der Gutachter ein Besuch wäre. Dann spielen die zu vieles im konkreten Gespräch herunter und beschweren sich später über eine ungerechte Begutachtung.
Das die verhandelten Minutenwerte vorne wie hinten haken, ist ja kein Geheimnis.
Ein zu unrecht begutachteter pflegebedürftiger Menschen kann vor dem Sozialgericht kostenfrei klagen und es wird dann im Auftrag des Sozialrichter ein unabhängiges Gutachten erstellt. Der freie Gutachter kann zum gleichen Ergebnis kommen oder er kommt mit guter -  sehr guter Begründung - zu einem anderen Minutenwert. Die Bewertung von Zeiträumen ist ja von den Blickwinkeln bestimmt, die ein Fachmann/eine Fachfrau einnimmt.
Der Arzt sieht einen Patienten anders als die Fachpflegekraft!
In dem beigefügten Kurzfilm wird von einem Pflegebedürftigen gesprochen, der seine Pflegestufe verloren hat, weil er die Krankenkasse gewechselt hat.
Da wollte der Betroffene Geld sparen, oder warum hat er die Kasse gewechselt?
Die Menschen wollen Geld sparen! Gut so!
Aber woher soll das Geld kommen, wenn sie es benötigen, aber nicht vorher in die Sozialkassen einbezahlen?

Es ist nicht der Gutachter der gegen den Betroffenen entscheidet. Es sind die Menschen selber, die ihre Solidarität verkümmern lassen.
Jeder möge an sich denken aber dann auch nicht hoffen, dass sich jemand um sie kümmern wird.

Die Diskussion habe ich auch in meiner Familie. Da wollen (fast!) alle im aktuellen Fall, dass die Pflegestufe 2 bewilligt werden soll. Das Führen eines Pflegetagebuches zum Nachweis der Pflegetätigkeiten wird als sinnlos bezeichnet. Auch vertritt man den Standpunkt, dass die Beiträge eh zu hoch seien.
Da wird ein Wocheneinkauf getätigt und die Zeit 72 Minuten soll so eingetragen werden. Das der Einkauf nicht nur für die Pflegebedürftige ist, sondern auch für andere Hausbewohner soll verschwiegen werden.
Mir kommt hier wieder der Gedanke: "nehmen ja geben nein!"
Was soll da der Gutachter machen?
Die Beiträge in den Sendungen sind aus meiner Sicht zu einseitig, was die sinnfreie Diskussion nur anheizt. Lösen wird sich das Problem so nicht.

Der Lösungsansatz für mich bleibt die SOLIDARITÄT.

Solidarische Grüße aus Essen, IKARUS

Offline IKARUS

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Nun habe ich mir die ganze Sendung ansehen können und bleibe bei meinen spontanen Fragen.
Warum hat der Patient die Krankenkasse gewechselt?
Warum engagieren sich die betroffenen Menschen (auch ihre Angehörigen!!) nicht in Selbsthilfegruppen, die dann für ihre Rechte und gegen das Verhalten der MDK´s kämpfen?
Bei vielen Beispielen die im Fernsehbeitrag gezeigt wurden, ist es nachvollziehbar, dass es hier zu einer Schieflage gekommen ist. Es ist auch nicht hinzunehmen, dass Mitarbeiter vom MDK Sachverhalte auflisten, die tatsächlich nicht vorhanden sind, um die Minutenwerte um die es ja immer geht, zu senken.
Mir ist wohl bekannt, das Betroffene nach einer bestimmten Zeit die Kraft nicht mehr haben zu kämpfen.
Wer kämpft dann aber für die Betroffenen? Jeder der nicht betroffen ist, will dann Geld für sein Tun haben wollen.
Wo soll das dann herkommen?

Wenn Betroffene zurecht eine gute Versorgung haben wollen, gibt es aus meiner Sicht nur zwei Wege.
1. Eine excellente Vorsorge  - dies können sich aber nicht alle Menschen leisten.
2. Eine solidarische Gemeinschaft, in die jeder nach seinen Möglichkeiten einen Geldbeitrag einbezahlt, damit die Bedürftigen eine Unterstützung bekommen können.

Nun ist es aber auch so, dass die meisten Menschen Geld sparen wollen - siehe ersten Betroffenen im Filmbeitrag - und bei Bedürftigkeit fordern, dass sie ausreichend unterstützt werden. Das ist ja verständlich!

Warum fertigen die Sendeanstalten keinen Bericht über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter der MDK´s ?
Wahrscheinlich, weil man damit keine Quote machen kann. Selbst EXPLOSIV von RTL geht das Thema nicht an!

Wenn eine Begutachtung durch den MDK nicht angemessen erscheint, hat der Betroffene/seine Angehörigen das Recht, vor dem Sozialgericht gegen das erstellte Gutachten zu klagen. Das ist kostenfrei!!
Dann wird vom Richter ein Gegengutachten in Auftrag gegeben und nach Erstellung wird dann vom Richter entschieden.

Nur das kostet viel Zeit, die manche Betroffene nicht haben! 
Mag sein, dass da jemand drauf spekuliert! 

Bleibt für mich die Frage nach der Solidarität in der Gesellschaft.
Wer zur rechten Zeit nicht vorsorgt, wird im Bedarfsfall mit leeren Taschen dastehen.

Solidarische Grüße, IKARUS

Offline dino

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Nun zur anderen Seite der Medaille. Wer klärt denn die Menschen auf bevor sie begutachtet werden. Gerade viele ältere Menschen versuchen doch sich so selbständig darzustellen wie es nur geht. Hier sind Hausärzte und ambulante Pflegedienste gefordert um vor der Begutachtung die Patirenten aufzuklären.
VG
dino

Offline IKARUS

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Du hast sicherlich Recht, wenn Du anführst, dass sich Betroffene im Gutachtenverfahren nicht auskennen und sich mehr Mühe geben als in ihrem Alltag. Das entspricht auch meiner Beobachtung. Nun ist es aber so, dass der Gutachter nur das bewerten kann, was er sieht. Mit guten Argumenten kann er aber auch niederschreiben, was er für tatsächlich hält. Er muss es dann nur gut begründen können.  Wenn ich als Gutachter mehrfach zu großzügig bin, fällt mir das auf die eigenen Füße. Soll heißen, dass ich keine Folgeaufträge bekomme. Ebenso ergeht es mir, wenn ich mich in die andere Richtung entwickle. Also fertige ich meine Gutachten so an, wie ich es vor mit vertreten kann.

Beste Grüße, IKARUS