Autor Thema: Frieden schließen mit Demenz - Buchtipp  (Gelesen 9547 mal)

Offline dino

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Re: Frieden schließen mit Demenz - Buchtipp
« Antwort #15 am: 01. Juli 2014, 12:44:31 »
Was wünschenswert ist ist nicht immer machbar und was machbar ist ist nicht immer wünschenswert. Wir müssen klar erkennen und respektieren das uns Grenzen gesetzt sind. Wer Alles schaffen will was wünschenswert ist und seine Resourcen mißachtet schafft nichts. Wir müssen Prioritäten setzen und den Mut haben Nein zu sagen. Wir können niemand in der Akutversorgung wegen der Salutogenese liegen lassen. Habe ich Zeit, wunderbar, dann klar. Ansonsten klar prioritätenorientiertes Abarbeiten.
Viele Grüße
dino

Offline IKARUS

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Re: Frieden schließen mit Demenz - Buchtipp
« Antwort #16 am: 01. Juli 2014, 13:01:03 »
Ich stimme dir zu Dino! Nur verstehe ich nicht, wie du nach deiner Einleitung die Salutogenese ins Feld führst. Wenn ich einen Notfall habe, dann stelle ich mir auch nicht die Frage nach der Lebensführung des zu rettenden Menschen. Das sollte an anderer Stelle reflektiert werden.
Wenn ich ein Fan bin von "guter Lebensführung" , ist das meine Entscheidung.
Wir sind in unserem Lande nicht so weit, dass Menschen von Behandlungsverfahren bewusst ausgeschlossen werden. Was da möglich ist, wird die Zukunft bringen.

Ich wünsche mir auch einen 1. Platz, weiß aber dass es Tanzpaare gibt, die ebenso fleißig trainieren. Neben dem fleißigen Training kommt das die Portion Glück hinzu.

Walzende Grüße, Michael

Offline dino

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Re: Frieden schließen mit Demenz - Buchtipp
« Antwort #17 am: 01. Juli 2014, 15:04:10 »
Es geht mir nicht um Notfälle, sondern um den Job im Allgemeinen. Auch da muss man oft eine Prioritätenliste abarbeiten. Salutogenese hab ich nicht ins Spiel gerollt, ich nahm sie nur als Beispiel das nicht Alles möglich ist. Wir arbeiten im Krankenhaus, nicht bei wünsch Dir was  :evil: 8-) :-D .
Was ist eine gute Lebensführung? Und phylosophisch nachgefragt: Was bringt eine gute Lebensführung ohne Lebensqualität/Lebensgenuss?
Viele Grüße
dino
« Letzte Änderung: 01. Juli 2014, 15:43:23 von dino »

Offline IKARUS

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Re: Frieden schließen mit Demenz - Buchtipp
« Antwort #18 am: 01. Juli 2014, 16:52:01 »
Ich habe es schon so oft geschrieben und fühle mich hier wieder bestärkt, dass wir ähnlich ticken. Nur kommen wir aus unterschiedlichen Richtungen auf ein gemeinsames Ziel.
Ich frage mich auch nicht am Krankenbett, was hat der Patient wohl für eine Lebensführung.
Ist denn meine richtig?? Ich bin doch nicht der Maßstab!! Ich arbeite gewissenhaft und gebe mein Bestes. Für weitere Fragen möge man die    -manager fragen.

VG,Ikarus


Offline Dottore

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Re: Frieden schließen mit Demenz - Buchtipp
« Antwort #19 am: 03. Juli 2014, 20:23:11 »
Das Wort Kritik ist von sich aus erst einmal wertneutral. Genauso wie das Wort Dilettant oder Tyrann in ihrem Ursprung eigentlich wertneutral waren und erst mit der Zeit einen negativen Unterton erhielten.

Im Falle der Salutogenese gibt es eben aber nicht nur positive, sondern auch negative Kritiken. Auszug aus Wikipedia:

"Antonovsky sah das Kohärenzgefühl (Sense of Coherence, SOC) als Gesundheitsressource an, die grundlegend in der frühen Kindheit und im Jugendalter erworben und sich etwa ab dem 30. Lebensjahr nicht mehr auf irgendeine radikale Weise verändern werde. Diese Annahme konnte durch zwei umfangreiche Studien nicht bestätigt werden. Nach einer deutschen Studie entwickelt sich der SOC positiv entlang der Lebenslinie. Zudem belegt diese Studie auch, dass Frauen bis etwa zum 50. Lebensjahr einen stärkeren SOC haben als Männer und dass es danach umgekehrt ist. Damit werden die Ergebnisse einer repräsentativen kanadischen Studie gestützt, die zu vergleichbaren Ergebnissen gelangt ist.

Kritisch zu sehen ist eventuell der Fragebogen zum SOC, der bisher wenn überhaupt nur sehr schwache Korrelationen des Kohärenzgefühls zu körperlicher Gesundheit gezeigt hat, wohl aber zu psychosomatischen Erkrankungen. Es gibt in Deutschland eine zunehmende Zahl von Forschungen zu diesem Thema, die aber von ihrer wissenschaftlichen Qualität her noch in den Kinderschuhen stecken. Es taucht immer wieder die Frage auf, welche Forschungsdesigns mit welchen Fragebögen für die salutogenetische Frage taugen. Das Problem besteht immer wieder in der Messbarmachung (Operationalisierung) von psychischen und sozialen subjektiven Empfindungen. Unterschiedliche Begriffe können das gleiche Phänomen meinen genauso wie gleiche Begriffe von den Befragten unterschiedlich verstanden werden. So sind die von Antonovsky gewählten Begriffe von ‚Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit’ in unseren Bedeutungssystemen sehr unterschiedlich belegt, wie die Literatur zu diesen Themen zeigt. Es besteht noch keine einheitlich operationalisierte Definition dieser Begriffe, die aufzeigt, wie sie in einem dynamischen Modell der Entstehung von Gesundheit zusammenwirken.

Eine klare Abgrenzung des Kohärenzgefühls von anderen inhaltlich verwandten Konstrukten ist sicher schwierig, aber ist sie überhaupt erwünscht? Oder sollte man die phänomenologischen Übereinstimmungen sehen und dann über die am meisten geeigneten Begriffe entscheiden? Dazu gehören: Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeitserwartung, Optimismus, Hardiness und Resilienz. In der Beurteilung der Konstrukte sollte man primär mehr auf die beschriebenen und erforschten Phänomene schauen und erst dann nach den Begriffen. So könnten auch andere Forschungen, die nicht unter dem Begriff der Salutogenese und dem Konzept von Antonovsky durchgeführt wurden, wohl aber die Fragestellung nach der Entstehung von Gesundheit behandeln, mehr in Betracht gezogen oder/und neu entwickelt werden."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese
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