Das Wort Kritik ist von sich aus erst einmal wertneutral. Genauso wie das Wort Dilettant oder Tyrann in ihrem Ursprung eigentlich wertneutral waren und erst mit der Zeit einen negativen Unterton erhielten.
Im Falle der Salutogenese gibt es eben aber nicht nur positive, sondern auch negative Kritiken. Auszug aus Wikipedia:
"Antonovsky sah das Kohärenzgefühl (Sense of Coherence, SOC) als Gesundheitsressource an, die grundlegend in der frühen Kindheit und im Jugendalter erworben und sich etwa ab dem 30. Lebensjahr nicht mehr auf irgendeine radikale Weise verändern werde.
Diese Annahme konnte durch zwei umfangreiche Studien nicht bestätigt werden. Nach einer deutschen Studie entwickelt sich der SOC positiv entlang der Lebenslinie. Zudem belegt diese Studie auch, dass Frauen bis etwa zum 50. Lebensjahr einen stärkeren SOC haben als Männer und dass es danach umgekehrt ist. Damit werden die Ergebnisse einer repräsentativen kanadischen Studie gestützt, die zu vergleichbaren Ergebnissen gelangt ist.
Kritisch zu sehen ist eventuell der Fragebogen zum SOC, der bisher wenn überhaupt nur sehr schwache Korrelationen des Kohärenzgefühls zu körperlicher Gesundheit gezeigt hat, wohl aber zu psychosomatischen Erkrankungen. Es gibt in Deutschland eine zunehmende Zahl von Forschungen zu diesem Thema, die aber von ihrer wissenschaftlichen Qualität her noch in den Kinderschuhen stecken. Es taucht immer wieder die Frage auf, welche Forschungsdesigns mit welchen Fragebögen für die salutogenetische Frage taugen. Das Problem besteht immer wieder in der Messbarmachung (Operationalisierung) von psychischen und sozialen subjektiven Empfindungen. Unterschiedliche Begriffe können das gleiche Phänomen meinen genauso wie gleiche Begriffe von den Befragten unterschiedlich verstanden werden. So sind die von Antonovsky gewählten Begriffe von ‚Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit’ in unseren Bedeutungssystemen sehr unterschiedlich belegt, wie die Literatur zu diesen Themen zeigt. Es besteht noch keine einheitlich operationalisierte Definition dieser Begriffe, die aufzeigt, wie sie in einem dynamischen Modell der Entstehung von Gesundheit zusammenwirken.
Eine klare Abgrenzung des Kohärenzgefühls von anderen inhaltlich verwandten Konstrukten ist sicher schwierig, aber ist sie überhaupt erwünscht? Oder sollte man die phänomenologischen Übereinstimmungen sehen und dann über die am meisten geeigneten Begriffe entscheiden? Dazu gehören: Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeitserwartung, Optimismus, Hardiness und Resilienz. In der Beurteilung der Konstrukte sollte man primär mehr auf die beschriebenen und erforschten Phänomene schauen und erst dann nach den Begriffen. So könnten auch andere Forschungen, die nicht unter dem Begriff der Salutogenese und dem Konzept von Antonovsky durchgeführt wurden, wohl aber die Fragestellung nach der Entstehung von Gesundheit behandeln, mehr in Betracht gezogen oder/und neu entwickelt werden."
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese