Wie wir wissen und in der Überschrift ja steht, geht "nur" das Kurzzeitgedächtnis verloren.
Das kann ich nach meiner heutigen Tanzstunde im Seniorenheim nur bestätigen. Seit nun mehr als einem Jahr läuft dieses Projekt und ich habe einige tolle Beobachtungen machen dürfen. Eine Bewohnerin machte mir das Angebot mit ihr zu tanzen. Sie bat um einen Tango. Sie stand auf und richtete sich auf. Während des Tanzes hat sie eine sehr gute Körperspannung, die sonst bei ihr nicht zu beobachten war. Nach dem Tanz setze sie sich wieder hin und versank in ihre Welt. Nun ist es so, dass sie alle vierzehn Tage mich auffordert mit ihr zu tanzen, was ich gerne tue. So wie mit den anderen Damen.
Heute ist eine Dame aus sich herausgekommen. Ich hatte gedacht, dass sie Rollstuhlpflichtig ist, weil sie immer im Rollstuhl am Parkettrand stand/saß. Sie sprach mich an, ob ich mir vorstellen könne mit ihr zu tanzen. Ich zögerte mit meiner Antwort. Der Ehemann half mir, indem er sich in der Gespräch einbrachte und mir sagte, dass sie noch laufen könne und in diesem Rollstuhl sitzt, weil er ihr bequemer ist als alle anderen Sitzgelegenheiten. So informiert habe ich dann der Bewohnerin angeboten, in der kommenden Stunde mit ihr zu tanzen.
Obwohl ich nicht im Ansatz tanze wie in einer Tanzschule oder gar im Turniertanzen, treffe ich wohl die Seelen der Bewohnerinnen. Besagte Dame erinnerte sich an einen Tango, den sie gerne hörte und bei dem sie gerne tanzte.
Diesen Tango kann man nun hier auch hören!
Alles in Allem kann ich Tanzbegeisterte aufrufen ähnliches zu tun. Man bekommt mehr zurück, als man investiert.
Vor wenigen Tagen ist mir der Gedanke gekommen die AEDL Sich bewegen und die AEDL Sich als Frau/Mann fühlen in einem Aufsatz zu bearbeiten. Viele Damen und auch einige Herren berichten mir, dass sie durch das Tanzen ein ganz altes (neues!!) Gefühl empfinden. Sie erinnern sich an die frühere Zeit und genießen auch das heutige Tanzen.
Das Turniertanzen hat mir insoweit geholfen, dass ich nicht mehr über meine Schritte nachdenken muss und mich auf die Tanzpartnerin konzentrieren kann. Hier meine ich, dass die Körperspannung meiner "Tanzpartnerinnen" irgendwann nachlässt und ich den Tanz auch vorzeitig beende.
Was ich hiermit meine kann ich am besten so erklären: Welche versierte Pflegekraft schaut noch auf ihre Finger wenn sie den Puls ertastet? Ich erspüre an meinem rechten Arm (der Arm in dem die Tanzpartnerin ist) ob die Tanzpartnerin an Kraft verliert und sich lieber setzen sollte, bevor sie zusammen klappt.
Hier gilt der weise Spruch: Weniger ist oft mehr!!
Tanzsportliche Grüße, IKARUS die tanzende Pflegesocke