Hallo Thomas,
danke für diesen eingestellten Beitrag. Mir spricht es aus dem Herzen und aus meinem Fachverstand heraus. Für mich ist es ein Pflegefehler in der Beziehungsgestaltung, zumal niemand behaupten kann Kommunikationsregeln einzuhalten, der mit Patienten auf 2 verschiedenen Ebenen kommuniziert.
Es ist nicht die Bevölkerung, die uns so nicht nennen will. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es die Kolleginnen selbst sind die es so nicht wollen. Es geht nicht nur um eine anstrengende Veränderung sich so vorzustellen, sondern vielmehr sich mehr zu zeigen mit seiner Persönlichkeit. Die Patienten haben am allerwenigstens ein Problem damit. Sicher gibt es viele ältere Menschen oder kranke Menschen die dies nicht leisten können, aber diese können es auch nicht bei anderen Berufsgruppen leisten.
Heute Morgen kam eine Kollegin, die im Funktionsdienst die Blutentnahme bei unseren Patienten übernimmt. Meine Kollegin und ich waren mit Patienten in einem anderen Raum im Gespräch. Sie rief laut: "Kann mal eine Schwester kommen und helfen?"
Ich konnte nicht anders und fragte: "Kanns auch eine Pflegekraft sein? Wir haben hier keine Schwestern". Dieser Kollegin war es deutlich anzusehen, dass es ihr peinlich ist uns mit dem Nachnamen zu rufen.
Ich habe mal in der Stationsleitungsbesprechung vor eine Strichliste zu führen, wie oft das Wort Schwester, Schwesternzimmer, Zweitschwester und noch mehr solcher Begriffe vorkommen, die heutzutage überhaupt nicht mehr passen.
Ich traf leztens eine junge Kollegin im Flur und fragte sie ob sie neu und gerade mit der Ausbildung fertig sei. Diese antworte: "Nein, bin schon seit 6 Jahren examiniert". Ich schaute auf ihr Schild und sagte...nur Aha. Darauf beschwerte sie sich, dass nicht nur "Schwester und der Vorname da steht", sondern Vor- und Nachname. Die Patienten könnten sie stalken.
Ich habe eine völlige Entgleisung meiner Gesichtszüge nicht verhindern können. Diese junge Frau arbeitet in der Urologie und ich habe ihr erstmal deutlich machen müssen, dass der Patient nicht mein Feind ist und wenn ich so ein Menschenbild habe, sollte ich einen anderen Beruf wählen. Und sollte ich gestalkt werden, dann reflektiere ich was ich selber damit zu tun habe und was meine Anteile dabei sind.
Zudem sehe ich es auch in meinem Beruf als Berufsrisiko an, was sollen denn Scheidungsanwälte, Polizisten, Richter und andere gefährdete Berufsgruppen sagen?
Dann noch was....die Patienten bringen uns das Geld, sie begeben sich in unsere Hände. Mit was für einer Arroganz manche gegenüber Patienten denken und richten geht mir vollends gegen den Strich.
Sorry für meine kleine schriftliche Entgleisung, aber es wird seit Jahren von Pflegewissenschaft und aus berufspolitischen Gründen gefordert. Dass auch Ärzte lieber die "Schwester" rufen ist doch auch so nett. Macht doch echt was her.....*grummel*....
Liebe Grüße Brady