Autor Thema: Pflege von Angehörigen: Pflege ist weiblich  (Gelesen 3811 mal)

Offline Thomas Beßen

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Pflege von Angehörigen: Pflege ist weiblich
« am: 05. Dezember 2012, 07:50:13 »
"Betreuung von Angehörigen ist vor allem Frauensache. Für viele ist das eine enorme Belastung. Nicht wenige von ihnen kümmern sich länger als zehn Jahre um einen Pflegebedürftigen.

Sie ist 61 Jahre alt, hat zwei erwachsene Kinder, ist nicht berufstätig und pflegt einen Angehörigen länger als drei Jahre: So in etwa sieht die typische Pflegende in Deutschland aus, wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab. Es muss „sie“ heißen, denn die Pflege ist hierzulande vor allem Frauensache. Nur ein knappes Drittel der Frauen wird dabei vom Partner unterstützt.

Pflege findet demnach vor allem in der Familie statt. 62 Prozent der Deutschen, die stark hilfsbedürftige Angehörige haben, kümmern sich selbst um deren Betreuung. „Für viele ist das eine Aufgabe, die einen Großteil des eigenen Lebens prägt“, sagte die Geschäftsführerin des Allensbach-Instituts, Renate Köcher. Eine Aufgabe allerdings, für die viele an die Grenzen ihrer Belastung gehen. So fühlen sich zwei Drittel der Frauen stark oder sehr stark durch die Betreuung psychisch belastet, fast die Hälfte beklagt eine massive körperliche Belastung.

Nicht vereinbar mit dem Beruf

Dabei wird sich die Zahl derjenigen mit einem Pflegefall in der Familie in den nächsten zehn Jahren nahezu verdreifachen. Während derzeit zehn Millionen Menschen von Hilfe anhängige Angehörige haben, könnten es in zehn Jahren bereits 27 Millionen Deutsche sein. Denn jeder Vierte geht laut der Studie davon aus, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein Familienmitglied pflegebedürftig sein wird. Die Frage, wer diese Menschen dann betreut, wird schwieriger als heute zu beantworten sein. „Die Problemgruppe werden in Zukunft ältere Alleinstehende sein. Denn die Kinder spielen bei der Pflege von Angehörigen eine große Rolle“, sagte Köcher. Hinzu kommt, dass die meisten Frauen, die heute ihren Schwiegervater oder die Mutter pflegen, nicht berufstätig sind. Auch das wird sich ändern, schließlich nimmt die Zahl der berufstätigen Frauen zu.

Schon heute ist die Belastung für die Frauen, die parallel noch arbeiten, nach eigenem Empfinden zu hoch. So finden 76 Prozent, dass sich Pflege und Job nicht gut miteinander vereinbaren lassen. 60 Prozent wünschen sich, dass der Staat es Berufstätigen erleichtert, Angehörige zu betreuen. Allzu zuversichtlich schaut aber keine Frau in die Zukunft. Denn die Hoffnung, dass es der Politik gelingen wird, längerfristig eine gute Versorgung für alle Pflegebedürftigen sicherzustellen, haben die Wenigsten. ..."


Quelle & mehr: Mira Gajevic in http://www.fr-online.de/politik/pflege-von-angehoerigen-pflege-ist-weiblich,1472596,21034002.html

Flüchtige Grüße!
Thomas Beßen
« Letzte Änderung: 05. Dezember 2012, 08:28:38 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Pflege von Angehörigen: Pflege ist weiblich
« Antwort #1 am: 05. Dezember 2012, 10:45:02 »
Wenn PFLEGE weiblich wäre, dann sollte sich die Gesellschaft fragen, warum das so ist.
Was ist denn PFLEGE überhaupt?
Was unterscheidet die private von der beruflichen Pflege?
In der beruflichen Pflege gibt es ja nicht erst seit den 70ger Jahren Männer in der Pflege.
FRANZ ANTON MAI [aus: PFLEGEWIKI: Franz Anton Mai (1742 – 1814; auch May), ein Heidelberger Professor der Geburtshilfe, wird als wichtige Persönlichkeit auch der professionellen Pflege betrachtet, weil er u. a. eine Hebammenschule und bereit 1781 eine erste Krankenpflegeschule als dreimonatige Krankenwärterschule im Land Baden gründete. Er war auch Medizinalrat in Mannheim und Leibarzt der dortigen Kurfürstin Elisabeth Auguste.
Sein Lehrbuch: Franz May, Unterricht für Krankenwärter, wird in Mannheim 1782 veröffentlicht. Seine Vorlesungen für die Bürgerschaft hält er im damaligen Theatersaal ab. Davon gibt es von Sebastian Staasens ein Ölgemälde (Kurpfälz. Museum, Heidelberg), auf dem zu sehen ist, wie ihm vielleicht 10 Personen zuhören.

Hier im Ruhrgebiet war der Einzug der Männen daraus begründet, dass nach dem Zechensterben die Männer in Brot und Lohn bleiben sollten. Einige der Kumpels waren für diese Aufgebae sehr geeignet. Andere mussten erkennen, dass das nicht ihre Berufung war und sie wurden weiter umgeschult.
Auch heute gibt es viele Männer, die in die berufliche PFLEGE streben und sich dort engagieren wollen. Einerseites weil es ihnen ein Bedürfnis ist, andererseits weil der Beruf fast krisensicher ist, obwohl viel Arbeitsverträge heute auch nur noch befristet angeboten werden. Aber es ist für viele Männer eben auch ein Sprungbrett in eine bezahlte Tätigkeit.
Was die familiäre Pflege angeht ist die Überschrift sicherlich richtig.
Nun ist die familiäre Pflege auch ganz anders gelagert als die berufliche Pflege.
In der Familie spielt die persönliche Bindung zum Pflegebedürftigen eine sehr wichtige Rolle. Wegen der emotionalen Belastung können viele Männer diesem Druck nicht immer Stand halten, weshalb überwiegend die Frauen einspringen müssen. Ginge es nur um den technischen Aspekt einer Pflegehandlung, wäre es auch vielen Männern möglich zu pflegen. Aber es sind die emotionalen Belastungen - die es auch in der beruflichen Pflege gibt - die viele Menschen aus diesem Beruf oder aus dieser Tätigkeit gehen lassen.
Eventuell gelingt es ja mit dem emotionalen Anteil der PFLEGE besser umzugehen, damit man/frau sie länger ausüben kann.
Pflegeende Grüße, IKARUS