Potsdam, 22. Oktober 2012
"Zwar konnte für die verheerenden Keime auf der Frühgeborenenstation der Charité noch keine Quelle ausfindig gemacht werden. Dass aber die verantwortlichen „Schwestern“ entlassen werden müssten, steht für Klaus-Dieter Zastrow dennoch fest. Der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene forderte dies im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“, da sich Mitarbeiter „trotz intensiver Ausbildung nicht an Regeln halten und damit Gesundheit und Leben ihrer Patienten aufs Spiel setzen.“
Es geht nicht um Gleichgültigkeit. Anja Kistler, Geschäftsführerin DBfK-Nordost, stellt fest: „Das Problem reicht über die Charité hinaus. Wir brauchen eine Änderung der Krankenhausfinanzierung.“ Seit Einführung des DRG-Systems wird der finanzielle Rahmen der Krankenhäuser immer enger. Sie reagieren mit Kostensenkung durch Stellenabbau. Kistler: „Politik und Kassen nehmen offenbar billigend in Kauf, dass notwendige Standards, auch in der Hygiene, aufgrund von Arbeitsverdichtung und Zeitdruck nicht immer erfüllt werden können.
Regeln gibt es genug. Aber gesetzliche Vorgaben, z.B. die Berliner Hygieneverordnung von Juni 2012, lösen die Hygieneprobleme in Krankenhäusern nicht. Der DBfK warnte schon im August 2010: „Es fehlt an der konsequenten Umsetzung und vor allem den dafür erforderlichen Rahmenbedingungen.“
Zastrow stellt für die Charité fest, dass das Verhältnis Pflegekraft zu Frühchen 1:1 sein sollte, tatsächlich sei es 1:3. Die Pflegenden führen durchschnittlich 150 hygienische Händedesinfektionen pro Arbeitsschicht durch, so die Analyse für Intensivstationen. Dafür sind die Hände jeweils mindestens 30 Sekunden feucht zu halten (ohne Vor- und Nachbereitung). Das summiert sich auf eine Stunde und 15 Minuten pro Schicht, wohlgemerkt im Durchschnitt. Die Pflegenden arbeiten hoch engagiert und dennoch kann es bei dem intensiven Arbeitsdruck vorkommen, dass punktuell die Desinfektion unterbleibt. Der DBfK fordert die Pflegenden dringend auf, Überlastungsanzeigen zu schreiben.
V.i.S.d.P. Monika Kunz
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit"
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Thomas Beßen