Autor Thema: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"  (Gelesen 4287 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« am: 11. Juni 2012, 06:07:46 »
"Ein Krampfanfall in der Öffentlichkeit? Damit sind viele Mitmenschen überfordert, sagt der Neurologe Thomas Mayer. Auch deshalb verheimlichen Epilepsie-Kranke ihr Leid. ..."

Quelle & mehr: http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2012-06/epilepsie-medizin

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #1 am: 11. Juni 2012, 10:11:34 »
Ja, das ist so! Das aber nicht nur für diese Erkrankung, die wir ja als Thema hier nur aufnehmen können.
Es gibt Krankheiten die unsere Mitmenschen irritieren und auch verstören können.
Besonders die Krankheiten aus dem Psychiatrischen Formenkreis können hier angeführt werden.

Allein am Beispiel der DEPRESSION kann man eine Diskussion anzetteln und beobachten, wie die Mitmenschen reagieren. Die gezeitge Betroffenheit der Mitmenschen um Robert Enke, der als schwer depressiv erkrankter Mensch das Leben genommen hat, wirkte ehrlich auf mich. Nach einer Zeit der Betroffenheit wurde die Anteilnahme weniger und verflachte immer mehr. Letztendlich hat dieser Gang nicht dazu geführt, dass die Erkrankung ihre abstoßende Kraft [auf die Mitbürger!] verloren hat. Auch die sehr gute DVD von SPIEGEL TV "Die gestresste Seele" [sie war im Anhang der Wochenzeitschrift], hatte keinen Erfolg bezogen auf die Aufklärung. Die Versuche sich den Phänomen von Krankheiten zu widmen und diese dann dauerhaft aus den "dunklen Ecken" herauszuholen ist eine Herkulesarbeit.
Was die Psychiatrischen Krankheitsbilder angeht, haben wir ja in Deutschland schlechte Erfahrungen gemacht, die bis heute nachwirken. Allein die Formulierung "die Klappsmühle" ist hier als Beispiel angeführt.
Jeder Mensch [besonders die die weit weg sind von der Psychiatrie] wünschen sich einen respektvollen Umgang mit ihnen. Diesen Respekt gegenüber kranken Menschen aufzubringen, kommt ihnen kaum in den Sinn.
Da hängen sie lieber den tradierten Überlieferunge nach, weil das ja einfacher ist, als sich mit Krankheiten auseinanderzusetzen.
Sie müssen ja keine Fachleute werden!!
Es geht mir um das aufrichtige und ehrliche Mitgefühl, das wir kranken Menschen entgegenbringen müssen.
Da ist auch die Solidarität gefragt, die leider immer kleiner wird.
Es soll aber nicht so sein, dass wir resignieren.
Kleinschrittig werden wir aufklären! Nach dem Gedanken:"Steter Tropfen höhlt den Stein."

Auch hier könnten sich unsere Schüler mal einbringen und einen Infotisch in der Einkaufsstraße anbieten. Eventuell lassen sich ja zu so einem Projekt auch noch die Ärzte einbinden. Wir organisieren alles vorher und die Ärzte stoßen am Tag der Präsentation dazu.
Wäre das eine Idee liebe Schüler??

Hier in Essen haben wir einmal auf der Großen Einkaufstraße "KETTWIGER STRASSE / KENNEDY PLATZ" ein Intensivbett aufgestellt und so die intertessierte Bevölkerung errreichen können.
Sonnige Grüße aus dem Pott, IKARUS

Offline Beate

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #2 am: 11. Juni 2012, 15:14:38 »
ja, mit kranken Menschen umgeben sich die Menschen nicht so gerne, ich kenne das. Da wird lieber gesagt: geht´s als noch nicht besser? oder und geht´s gut? Und so brauch man sich nicht mehr weiter mit dem Kranken beschäftigen. Auch dieses ist ein unerschöpflich großes Thema.
Feierabendgrüße
Beate

Offline Brady

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #3 am: 13. Juni 2012, 09:41:45 »
Hallo zusammen,

ich habe Anfang der 80iger auf einer Langzeitstation noch Patienten mit Epilepsie kennengelernt die schon seit vielen Jahren dort untergebracht wurden. Sie wurden Ende der 90iger in Aussenwohngruppen untergebracht um sie zu enthospitalsieren.

Es ist leider so, dass alles was mit psychiatrischen Erkrankungen zu tun hat Angst macht. Aufklärung tut Not, denn Ausgrenzung macht krank. Zudem  grenzen sich  Betroffene  aus Angst vor Ablehnung selber aus. Daraus resultieren natürlich  psychische Probleme und diesen Kreislauf heisst es zu unterbrechen.
Wer sagt schon gerne von sich: "Ich bin psychisch krank" oder gar "Ich bin psychisch behindert".

Liebe Grüße Brady
Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft!

Offline IKARUS

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #4 am: 13. Juni 2012, 10:15:48 »
Da hast Du mit deinen Äußerunge Recht, Brady!
Diese tiefsitzende Angst rührt aus unserer unrühmlichen Zeit her, wo die Betroffenen weggesperrt wurden oder es wurde noch schlimmeres mit ihnen veranstaltet.
Ich war vor Jahren mal in HADAMAR.
Die Aufklärung kann ihren Beitrag hierzu leisten und die Bevölkerung muss auch betreit sein, sich aufklären zu lassen.
Ein Missionieren unsererseits wäre hier kontraproduktiv!

Wenn man hier etwas verändern möchte (ich denke mal an meine Faminile!) muss man einen sehr langen Atem haben.
Da führt Schnelligkeit bei der Sache dazu, dass man auf die Nase fallen wird. Und Nasenbluten ist auch nicht prickelnd 

Ich kenne es aber so, dass Menschen mit Epilepsie auf einer normalen Neurologiestation untergebracht wurden. Eine Separation ist mir bisher nicht bekannt gewesen.

Sonnige Grüße aus dem Pott, IKARUS

Offline Brady

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #5 am: 13. Juni 2012, 10:33:15 »
Ich kenne es aber so, dass Menschen mit Epilepsie auf einer normalen Neurologiestation untergebracht wurden. Eine Separation ist mir bisher nicht bekannt gewesen.
Es waren Patienten, die mittlerweile ihre 40 Jahre auf einer psychiatrischen Langzeitstation verbrachten. Zurückgerechnet war es in dieser Zeit, als  Menschen, die etwas auffällig waren in Landeskliniken/Bettenburgen untergebracht wurden.

Ich kann mich noch gut an eine Frau erinnern, die mit Stolz sagte: "Ich bin schon über 40 Jahre hier". Es war mittlerweile ihr Zuhause.
Das Enthospitalisieren war demnach nicht leicht. Die einfachstern lebenspraktischen Dinge mussten neu erlernt werden.
1976 kam die Psychiatrie Enquete, Menschen solltern wohnortnah behandelt werden und nicht über Jahre hospitalisiert werden.

Herzliche Grüße aus Duisburg, Brady
Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft!

Offline IKARUS

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #6 am: 13. Juni 2012, 11:10:43 »
DA bin ich als Pflegekraft, die aus der Somatik kommt, nicht ganz nah am Puls der Zeit.
Das Menschen früher weggesperrt wurden, habe ich mitbekommen.
Das es eine Psychiatrie-Enquete gab habe ich wohl auch nur am Rande mitbekommen.
Das es heute eine andere Versorgung psychisch kranker Menschen gibt, habe ich von einer Freundin (sie leitet eine Kontaktstelle im Ruhrgebiet) gesagt bekommen.
Jede Ausgrenzung ist schmerzhaft - aus welchem Grunde auch immer.
Die schlimmste Ausgrenzung ist die, das man ausgerenzt wird. Man wird nich tmehr informiert oder aus einem Gespräch gedrängt.
Sonnige Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: "Wer Epilepsie hat, wird ausgegrenzt"
« Antwort #7 am: 16. Juni 2012, 19:32:17 »
Wir hatten früher auch etliche Langzeitpatienten. Für einen Teil bedeutete die Ausgliederung aber nichts positives. Sie waren in der Klinik daheim, hatten ihre Aufgabe, waren anerkannt und integriert. Vielen Ehemaligen ging es nach der Ausgliederung definitiv schlechter.
Viele Grüße     Dino