Abrechnungsbetrug - Trügerische Pflege

[Thomas Beßen]

"Bei ambulanten Pflegediensten in Deutschland ist Abrechnungsbetrug weit verbreitet. Sie kassieren Millionen, doch der Rechtsstaat schaut zu. Die Politik muss endlich handeln.

Stellen Sie sich mal vor, Ihr Hausarzt würde Geschäftsführer eines Sanitärbetriebs. Oder Ihr Anwalt übernähme eine Metzgerei. Würden Sie da einkaufen? Und jetzt stellen Sie sich bitte vor, der Leiter des Pflegedienstes, der Ihre Mutter pflegt, sei Bäcker. Oder Installateur. Oder was auch immer. Wenn Sie das tun, sind Sie in der deutschen Rechtswirklichkeit angekommen.

Denn es ist egal, was der Leiter eines ambulanten Pflegedienstes gelernt hat. Er muss nicht vom Fach sein. Man kann leichter einen ambulanten Pflegedienst gründen als einen Abfallsammelbetrieb. Pflegedienste sprießen wie Pilze aus dem Boden. Die etwa 12 000 Pflegedienste rechnen pro Jahr etwa zehn Milliarden Euro mit den Pflegekassen ab. Hinzu kommen ähnlich hohe Summen, die von den Sozialämtern an die Dienste fließen.

Die Pflegedienste werden kaum kontrolliert

Kontrolliert werden die ambulanten Pflegedienste indes nicht besonders gut. Naturgemäß findet ambulante Pflege in der Wohnung des Patienten statt - hinter verschlossenen Türen. Nur einmal im Jahr wird ermittelt, wie hoch der Pflegeaufwand ist. Dann zahlt die Kasse oder das Sozialamt zwölf Monate lang den festgesetzten Satz. Die Ermittler vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen, auf deren Empfehlung dieser Satz festgelegt wird, arbeiten zum Teil freiberuflich. Für ein Gutachten bekommen diese Freiberufler 50 Euro von der Krankenkasse. Wenn ihre Empfehlung nur eine Stufe höher ausfällt, als angemessen wäre, spült dies dem entsprechenden Pflegedienst pro Jahr leicht einen fünfstelligen Betrag in die Kasse. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. ..."

Quelle & mehr: http://www.faz.net
(s. auch http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1758385/Mafioese-Strukturen-bei-Pflegediensten-in-Berlin.html)

Frühlingsgrüße aus der Wetterau!
Thomas Beßen

[IKARUS]

Da sollte die Pflege doch mal schreiben: "alle Journalisten, Kommentatoren sind...."
Die Pflegedienste werden doch vom MDK überprüft. Nur Stichpunkthaft, weil auch der MDK nur begrenze Reccourcen hat!
Partiell ist die Kritik ja richtig, aber wer möchte denn noch mehr oder ausreichend Geld in das Gesundheitswesen stecken. Wer möchte/soll denn Überprüfen? Die Selbstverwaltung in bestimmten Berufen kommt ja auch oft an ihre Grenzen. Das soll nun nicht heißen, dass ich gegen Kontrollen bin. Ich bin dafür! Aber, wer sind die Kontrolleure? Welchen beruflichen Hintergrund haben diese? Wo gibt es ggf. Seilschaften?

So wie es Schwarze Schafe in den anderen Berufsgruppen gibt, gibt es sie auch Schwarze Schafe in den Pflegeberufen. Aber betrügen tun doch nicht die Pflege-PraktierInnen, sondern die Leitungen der Ambulanten Pflegeeinrichtungen (eventuell BWL-Geschäftsführer ohne Pflegeausbildung).
Ich habe nichts gegen Kontrollen. Dann sollten die Kontrollen aber auch flächendeckend für ALLE durchgeführt werden.
Neben den nachprüfbaren Betrügereien gibt es ja noch "die Spielart sich kaufen zu lassen". Eine Fortbildungsreise, eine Kaffeemaschine für die Station.
Wo fängt Korruption an und wo endet sie??
Wann wulfen wir?
Wann sind Zuwendungen angemessen?
Was ist angemessen?
Viele Grüße, IKARUS

[Beate]

Also mein Chef ist vom "Fach" durch und durch, ein examinierter Krankenpfleger mit entsprechenden Zusatzqualifikationen. Er leitet den Pflegedienst seit 1996, d.h. er hat ihn selbst aufgebaut und ist sehr beliebt, hat einen guten Ruf. Und auch hier war letztens der MDK zur Prüfung, welcher auch die Patienten und deren Angehörige vor Ort besuchen und befragen. So, das aus meiner Sicht als Mitglied im Team des Ambulanten Pflegedienstes.
Angenehmen Abend, muß noch allgemeine Musiklehre und Dirigat üben
LG Beate