Autor Thema: "Bonuszahlungen für Chefärzte - Medizinischer Erfolg wird zweitrangig"  (Gelesen 4440 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Immer mehr Chefärzte erhalten Bonuszahlungen für das Erreichen finanzieller Ziele. Bei der Bundesärztekammer und der Gewerkschaft Marburger Bund stößt das auf heftige Kritik: Für Ärzte zähle dadurch nicht mehr der medizinische, sondern der ökonomische Erfolg.

Die Chefärzte in deutschen Kliniken geraten immer stärker unter Druck, nur noch medizinische Behandlungen durchzuführen, die sich finanziell lohnen. Wie Recherchen dieser Zeitung ergeben haben, orientieren sich die Gehälter vieler Chefärzte mittlerweile am Umsatz oder Gewinn ihrer Abteilung. Die Bundesärztekammer verurteilt diese Verträge als „höchst bedenklich“. Sie verstießen gegen das ärztliche Berufsethos und würden „Risiken für die Patientenversorgung“ bergen, teilte sie in einer Stellungnahme mit.

Die Verträge sehen eine Grundvergütung für die Chefärzte vor. Hinzu kommt eine Bonuszahlung für das Erreichen finanzieller Ziele, die von der Geschäftsführung des Krankenhauses vorgegeben werden. „Im Zeitraum von 1995 bis heute hat sich die Verbreitung von Bonusvereinbarungen von etwa fünf Prozent auf inzwischen fast 45 Prozent bei Neuverträgen erhöht“, sagt Experte Christian Näser vom Beratungsunternehmen Kienbaum. Er legt jährlich einen Report zu den Gehältern der Führungskräfte in deutschen Kliniken vor.

Vielen Medizinern ist die Entwicklung unangenehm. Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Günther Jonitz, betrachtet sie mit großer Sorge: „Mit diesen Verträgen zählt nicht mehr der medizinische Erfolg der Chefärzte, sondern der ökonomische.“ Sie setzten Anreize, zum Beispiel freiwerdende Arztstellen nicht mehr zu besetzen, wodurch sich die Behandlung der Patienten potenziell verschlechtere. Das gesparte Geld sichere dem Chefarzt aber die Bonuszahlung. „Das ist unethisch“, sagt Jonitz. „Wenn ich ins Krankenhaus gehe, will ich, dass der Arzt nur mich und meine Krankheit im Blick hat.“..."


Quelle & mehr: http://www.fr-online.de/wirtschaft/bonuszahlungen-fuer-chefaerzte-medizinischer-erfolg-wird-zweitrangig,1472780,11577726.html

Frühe Wintergrüße!
Thomas Beßen
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"Internisten kritisieren Fallpauschalen und Boni

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat vor den Folgen der DRG-Finanzierung der Krankenhäuser und Bonussysteme für Ärzte gewarnt und die Verantwortlichen im Gesundheitssystem aufgefordert, Fehlentwicklungen zu thematisieren und zu beseitigen. „Wir sind der Überzeugung, dass sich die Prinzipien medizinischer Prozesssteuerung, ökonomischen Denkens und ärztlicher Fürsorge nicht ausschließen. Die zunehmende betriebswirtschaftliche Fremdbestimmung allerdings verminderte in erheblichem Maße die Möglichkeiten der Anteilnahme und der geduldigen Zuwendung“, erklärten der amtierende Vorsitzende, der Generalsekretär sowie der ehemalige Vorsitzende der DGIM heute in einer auch vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) unterstützten Erklärung. Nachdrücklich werden darin finanzielle Bonus- oder Malussysteme abgelehnt, die eine am Patientenwohl orientierte Arzt-Patienten-Beziehung belasten.

Konkret befürchten die Fachgesellschaften der Internisten, dass die Bonusverträge gegen die ärztliche Berufsethik verstoßen, wenn sie wirtschaftliche Unternehmensziele eines Krankenhauses über das Patientenwohl stellen. Fallzahl- oder umsatzabhängige Bonusverträge verleiteten Ärzte zu großzügigen Indikationsstellungen und machten sie dadurch korrumpierbar. Patientenseitig führe die Veränderung der Ziele ärztlicher Tätigkeit zu einem tiefgreifenden Vertrauensverlust. Neue Arztgenerationen erlernten zudem von Grund auf eine falsche Priorisierung ihrer Aufgaben. Dies alles werde das Vertrauen der Gesellschaft in das Gesundheitssystem langfristig negativ beeinflussen. ..."


Quelle & mehr: https://www.bibliomed.de bzw. https://www.bibliomed.de/news/-/content/detail/718361

Schönes Wochenende!
Thomas Beßen
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