Körperlich begründbare psychische Störungen
umfassen alle (hirn-)organisch bedingten Psychosyndrome. Die Hirnfunktion kann durch Krankheitsprozesse im Gehirn (z.B. Tumoren, Entzündungen), durch exogene Ursachen (z.B. Drogen, Medikamente) oder durch körperliche Erkrankungen, die indirekte das Gehirn beeinträchtigen (z.B. Leber- oder Nierenversagen mit Anhäufung ZNS-toxischer Substanzen, Herzinsuffizienz mit cerebraler Mangeldurchblutung), gestört werden.
Akute organische (symptomatische) Pyschosen
Akute symptomatische Psychosen (Psychosyndrome) sind pschotische Zustände aufgrund akuter Schädigung des ZNS (primär: Hirntraumen, Entzündung, Tumor; sekundär: Drogen, Medikamente, Alkohol), die mit meist reversibler Symtomatik und mit einer Bewusstseinsstörung verbunden sind.
Ebenfalls als akute (und reversible) organische Psychose wird das Durchgangssyndrom beschrieben. Eigentlich als akute organische Psychose ohne quantitative Bewusstseinsstörung definiert, wird aber oft als Synonym für alle akuten organischen Psychosen (ob mit oder ohen quantitative Bewusstseinsstörung) gebraucht.
Delir
Eine wichtige akute (und reversible) organische Pschose ist das Delir. Es kann sehr viele Ursachen haben. Die häufigste ist:
- Alkoholabhängigkeit, insbesondere im Entzug (Delirium tremens) Als weitere Ursachen kommen in Frage:
- SHT
- Medikamenteneinnahmen (z.B. anticholinerge Substanzen wie Biperiden = Akineton)
- Intoxikationen
- Infekte, Fieber
- Kachexie
- Akutes Nierenversagen u.a.
Symptome:
- Bewusttseinstrübungen z.T. rasch schwankendem Bewusstsein (qualitativ und quantitativ)
- Desorientiertheit
- Optische Halluzinationen (schnell, viel, und beweglich, z.B. weiße Mäuse), auch taktile Halluzinationen
- Sympathikotorische Unruhe (Nesteln, Sachen suchen)
- Erhöhte Suggestibilität (Patient liest auf energische Aufforderung einen Satz von einem weißen Blatt Papier; greift und hält einen nicht existierenden Wollfaden)
Dämmerzustände
Dämmerzustände kommen beispielsweise postiktal bei epileptischem Krampfleiden, pathologischen Rauschzuständen/Intoxikation oder SHT vor. Die meist reversiblen Symptome äußern sich in einer Bewusstseinseinengung, d.h., die Patienten nehmen nur noch bestimmte Umeltreize wahr, leben in einer eigenen Umwelt (qualitative Bewusstseinsstörung!). Einfache Handlungen können ausgeführt werden. Typisch ist eine anschließende Amnesie. Auch hysterische (konversionsneurotische, als nichtorganische) Ursachen können zu einem Dämmerzustand führen.
Schwangerschaftspsychose (Gestationspsychose)
Psychosen in der Schwangerschaft sind selten; während der Schwangerschaft scheint eher ein Schutz vor psychischen Erkrankungen zu bestehen. Als Auslöser dieser Störung wird die hormonelle Umstellung in einer Schwangerschaft postuliert. Meist handelt es sich um depressiv gefärbte Psychosen (Suizidrisiko) oder schizoaffektive Mischformen. Die Behandlung besteht aus sozio- und psychotherapeutischen Maßnahmen, ggf. in Antidepressiva- oder Neuroleptika-Gabe (cave: Schädigung des Kindes).
Wochenbettpsychosen (Puerperalpsychosen)
Im Wochenbett sind Psychosen ca. 10-mal häufiger als in anderen Lebensphasen. Besonders oft finden sich depressive Formen ("Ich werde mein Kind nicht ernähren können, also werde ich mein Leben lang eine schlechte Mutter sein").
Prädisponierend sollen das Alter der Wöchnerinnen (< 20 Jahre), vorangegangene psychische Erkrankungen und die Sozialanamnese sein. Die meistens in den ersten beiden postpartalen Wochen auftretende Psychose kann auch schizophrenieform sein, die Therapie orientiert sich dementsprechen.