Autor Thema: Die "richtige" Distanz finden  (Gelesen 4719 mal)

Offline Thomas Beßen

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Die "richtige" Distanz finden
« am: 31. März 2011, 06:20:34 »
"Wenn uns jemand zu nahe kommt, fühlen wir uns unwohl. Doch ab welcher Distanz empfinden wir die Nähe eines anderen Menschen als unangenehm? Das ist uns nicht angeboren, sondern anerzogen. In anderen Ländern ist der "richtige" Abstand zwischen zwei Menschen ein ganz anderer.

Wer am liebsten ein Eisenbahnabteil für sich allein hat, sich in vollbesetzten Aufzügen unbehaglich fühlt und in Warteräumen zwischen sich und den anderen Wartenden möglichst einen leeren Stuhl lässt, ist mit größter Wahrscheinlichkeit in einem "westlich" geprägten kulturellen Umfeld aufgewachsen. Wenn so jemand aber in Manila in einen Bus steigt, macht er schnell mit einem für ihn höchst befremdlichen Distanzverhalten Bekanntschaft: Die Filipinos und Filipinas setzen sich nämlich möglichst neben einen Angehörigen oder eine Angehörige des eigenen Geschlechts. Das tun sie selbst dann, wenn alle übrigen Plätze im Bus frei sind. Dieses Verhalten soll menschliche Wärme und Verbundenheit zeigen.

Leben an der Zonengrenze
Laut einer amerikanischen Studie aus den 1950er-Jahren hat die sogenannte "intime" Distanzzone einen Radius von sechzig Zentimetern. Innerhalb dieses Bereichs erträgt ein Mitteleuropäer oder Nord-Amerikaner auf Dauer nur eng vertraute Personen, wie etwa Lebenspartner oder Familienangehörige. In der daran anschließenden "privaten" Distanzzone bis rund 1,20 Meter hält man immerhin die Nähe von Freunden und guten Bekannten aus. Zu Verkäufern, Beamten, Mitarbeitern oder Vorgesetzten wahrt man in aller Regel einen größeren "sozialen" Abstand. ..."


Quelle & mehr: http://www.br-online.de/bayern2/radiowissen/naehe-distanz-kultur-ID1270561677395.xml

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Die "richtige" Distanz finden
« Antwort #1 am: 31. März 2011, 17:59:07 »
In diesem Zusammenhang habe ich 1998 im Essener Saalbau eine Fortbildungsveranstaltung der Uni Witten/Herdecke - Abteilung PFLEGEWISSENSCHAFTEN - besucht. Es war nur ein Thema angeboten worden. Körpersprache und PFLEGE. Der Referent SAMY MOLCHO hat in dieser Veranstaltung einen Satz gesagt, der bis heute bei mir nachschwingt. Er sagte: "Sie sind alle Befrufsberüherer! ..." Es sollte damit zum Ausdruck gebracht werden, dass wir die Pflegenden die intime Distanz zu anderen Menschen - unseren Patienten - "durchbrechen müssen". Das bedeutet auch, dass wir uns dieser Verantwortung im Klaren sein müssen. Mitunter dürfen [müssen!] wir Menschen an Stellen berühren, wo das noch nicht einmal die Ehepartner dürfen/sollen. Mir ist es im Pflegeuntericht oft ein Bedürfnis, für diesen Sachverhalt die "jungen Pflegenden" zu sensibilisieren. Wenn man die Distanz durchbricht, geht mitunter Vertrauen (auch Vorschusslorbeeren!) unwiederbringlich verloren. Besonders in der Frühphase sollten wir uns für die erforderliche Pflege "einladen lassen". Das kann auch mit einem freundlichen Blickkontackt erreicht werden. Die Zeit die ich zu Beginn einer Pflegezeit investiere, kann im Laufe der Pflegezeit zu großem Nutzen führen.
Viel Vergnügen beim Pflege unserer anvertrauten Menschen!
Michael Günnewig