Autor Thema: Film: Patientenverfügung im Ärztealltag  (Gelesen 5170 mal)

Offline Thomas Beßen

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Film: Patientenverfügung im Ärztealltag
« am: 21. Juni 2010, 19:38:44 »
WDR Fernsehen - tag7 - Schaltet mich ab!
Sonntag, den 27. Juni 2010, 16:30 - 17:00 Uhr, Autor: Renate Werner


"Rosemarie Löw ist unheilbar lungenkrank und fällt mit akuter Atemnot ins Koma - Lebensgefahr! Vom Notarzt gerettet wird sie in einem Krankenhaus sofort an eine Beatmungsmaschine gehängt. Gegen ihren Willen, wie sich später auf der Intensivstation im St. Marienhospital herausstellt. Denn in ihrer Patientenverfügung hatte Rosemarie Löw eindeutig festgehalten, dass sie nicht an eine lebensverlängernde Maschine angeschlossen werden möchte. Aber die Verfügung wurde in der großen Hektik zu spät gefunden. Jetzt bettelt Rosemarie Löw tagtäglich darum, dass die Ärzte ihren Willen erfüllen: "Schaltet mich ab!" Die Ärzte ringen um die richtige Entscheidung: menschlich, juristisch und moralisch. Eine ethische Gradwanderung. Können sie Rosemarie Löws letzten Willen jetzt noch erfüllen und die Maschine tatsächlich abstellen? Am Ende soll ein im Krankenhaus einberufenes ethisches Konsil weiterhelfen.
Seit 2009 ist der niedergeschriebene letzte Wille in der Patientenverfügung rechtsgültig. Auch wenn Ärzte anders entscheiden wollen, müssen sie dem Patientenwillen folgen, sonst machen sie sich der Körperverletzung schuldig. tag7 begleitet einen Monat lang die Ärzte im St. Marienhospital in Köln: Was im neuen Gesetzestext einfach klingt, wird im Krankenhausalltag zu einem Dilemma.
Am 25. Juni wird vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe anlässlich eines aufsehenerregenden Sterbehilfe-Prozesses ein Grundsatzurteil erwartet, das klären soll, ob sich zwei Gesetze widersprechen: das 2009 beschlossene Patientenverfügungsgesetz und das Verbot der Tötung auf Verlangen."


Quelle: http://www.wdr.de/programmvorschau/object4Broadcast.jsp?broadcastId=3441903

Schönen Sommeranfang noch!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Film: Patientenverfügung im Ärztealltag
« Antwort #1 am: 23. Juni 2010, 17:50:20 »
Bei einer Notfallsituation steht ganz klar das Stabilisieren bzw. Wiederherstellen der Vitalfunktionen im Vordergrund. Leider ist as dem Artikel nicht zu entnehmen wo der Notfall geschah. Falls in der Öffentlichkeit ist Alles ganz klar. Passanten haben den Kollaps beobachtet und die 112 angerufen. Alles andere war Routine. Passierte es zu Hause wäre die Reaktion auch verständlich. Die Angehörigen waren geschockt und nicht in der Lage an die Verfügung zu Denken. In einer Einrichtung sollte so etwas nicht vorkommen. Fakt ist aber, dass ein lebensbedrohlicher Zustand vorlag der stabilisiert werden konnte. Der Begriff unheilbar ist dehnbar. Von Endstadium über chronisch mit Medikation bis mit schweren individuellen Einschränkungen. Also leider nicht ausführlich definiert. Und natürlich wurde mal wieder die Rechtsgültigkeit der Verfügung erwähnt und das man fürs Retten/Helfen bestraft werden kann. Etwas überspitzt formuliert könnte man daraus folgern alle Frühdefiprojekte einzustampfen und statt dessen an öffentlichen Stellen statt einem Defi einen Colt aufzuhängen, für den finalen Gnadenschuss.

Offline dino

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Re: Film: Patientenverfügung im Ärztealltag
« Antwort #2 am: 26. Juni 2010, 20:41:02 »
Es ist schon ein paar Tage her. Der Doc und ich meldeten uns grade über Funk wieder einsatzklar und fuhren Richtung Wache. Dabei freuten wir uns schon auf unsere Torte, die uns ein ehemaliger Notfallpatient vorbeibrachte (ein Vorteil der Landrettung). Plötzlich wurde es im Funk lebendig. Neuer Einsatz für uns und den RTW. Bewußlose Person in der Kleinkleckersdorfer Mühle. Also erstmal nix mit Kaffee. Runterschalten, Gas, Hochschalten und Beleuchtung mit Musik an. Rote amel, abbremsen, vortasten, Gegenverkehr hält an und wieder Stoff. So nach neun Minuten waren wir vor Ort. Die Kleinkleckersdorfer Mühle ist ein bekanntes Ausflugslokal und wird auch gerne für Seniorenausflüge als Ziel angefahren. Wir fanden eine bewußlose ältere Dame mit starker Zyanose vor. Man merkte den umstehenden geschockten Menschen deutlich die Hoffnung an als wir erschienen. Eun Betreuer berichtete das die Seniorin während des Essens auf einmal keine Luft mehr bekam, Blau anlief und schließlich Bewußtlos zusammenbrach. Also Kopf überstrecken, Laryngoskop einführen und die Magillzange bereithalten. Der Doc wandte unterdessen den Heimlich Handgriff an. Beim zweiten Drücken bekam ich etwas zu sehen. Vorsichtig mit der Magill Zange fassen und herausziehen. Nächster Griff zum Tubus, rein, blocken, über prüfen und Beatmen. Im EKG erscheint eine Asystolie. Mittlerweiler ist auch unser RTW vor Ort. Erste Supra iv, ohne Wirkung. Kurzer Blick hinter mich, ein Kollege vom RTW kümmert sich um die Freundin der Patientin. In ihrem Gesicht Angst und Ratlosigkeit und die bange Frage ob wir es schaffen. Zweite Supra, eine Atropin hinterher. Weiterhin Asystolie, die Pupillen lichtstarr. Dritte , vierte fünfte Supra. Wir sehen uns an, verloren. Wir entfernen Tubus und Braunüle, decken die Leiche zu. Wir versuchen die Menschen zu trösten, Trost? Wir können keine Wunder vollbringen. Eine Reanimation ist für Herzen die zu gut sind zum Sterben aber nicht für Herzen die zu krank sind zum Leben. Aber oftmals weiß man das eben nicht. Es ist meiner Meinung nach ethisch absolut nicht zu vertreten erstmal zu Fragen ob der/die Betroffene vielleicht gar nicht gerettet werden will. Also ruhig ersticken lassen und nachforschen ob es eine Verfügung gibt. Ein entschiedenes Nein.- So eine Verfügung kann für einen Notfall keine Bedeutung haben. Im übrigen ist jede Reanimatiom offen. Deshalb sollte man Verfügunngen auf rein infauste Prognosen beschränken. Ein Leben ist zu wertvoll um es weg zu schmeißen.