Autor Thema: Pill in the Pocket. Sinvoll oder nicht?  (Gelesen 13305 mal)

Offline Pamela K07

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
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Pill in the Pocket. Sinvoll oder nicht?
« am: 23. April 2010, 08:14:47 »
Pill in the Pocket

Wirkungen, Nebenwirkungen, Pill in the Pocket

Wichtige Gründe sprechen dafür, Vorhofflimmern durch Medikamente zu behandeln. Die Möglichkeiten der Rhythmustherapie sind heute vielfältiger und effektiver, aber auch komplizierter als noch vor wenigen Jahren. Sie hat folgende Ziele:

    * Anfälle von Vorhofflimmern zu verhindern. Vorhofflimmern hat die Tendenz, sich selbst zu verstärken und immer häufiger aufzutreten. Die Medikamente sollen diesen Prozess aufhalten oder abbremsen.
    * das Herz zu schützen, damit die Belastung durch Herzrasen nicht zur Herzschwäche führt oder eine bestehende Herzschwäche noch weiter verschlimmert.
    * die Beschwerden erträglicher zu machen und die Lebensqualität zu verbessern - auch dadurch, dass weniger Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte notwendig werden.

Da Vorhofflimmern meist durch andere Krankheiten verursacht wird, ist es wichtig, die Grunderkrankung möglichst effektiv zu behandeln. Zum Beispiel muß der Bluthochdruck, der bei der Enstehung von Vorhofflimmern eine so große Rolle spielt, gut eingestellt werden. Dasselbe gilt für eine gestörte Schilddrüsenfunktion, für Klappen- und Lungenerkrankungen und für die koronare Herzkrankheit. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Therapie mit Rhytmusmedikamenten erfolgreich ist. Möglichkeiten und Grenzen dieser Therapie, auch die neuen Entwicklungen, die sich in den letzten Jahren ergeben haben, sollen im folgenden dargestellt werden.

Für die Therapie mit Rhythmusmedikamenten (Antiarrhythmika) gibt es zwei Möglichkeiten:

    * die Rhytmuskontrolle: d.h. das Vorhofflimmern zu beseitigen und einen regelmäßigen Herzrhytmus aufrechtzuerhalten;
    * die Frequenzkontrolle; d.h. nur das Herzrasen ( die schnelle Herzschlagfolge von bis zu 160 Schlägen pro Minute ) zu normalisieren, so dass die Herzfrequenz in Ruhe zwischen 60 und 90 und unter Belastung zwischen 90 und 115 Schlägen pro Minute liegt. Das Vorhofflimmern selbst wird belassen.

Pill in the pocket!

Bei Anfällen von Vorhofflimmern (P****ysmales Vorhofflimmern) hat das neue Konzept der Pill in the pocket-Therapie für herzgesunde Patienten besonderes Interesse gefunden. Die in der Tasche des Patienten mitgeführte Rhytmuspille wird nur bei einem Anfall, nicht auf Dauer, eigenommen. Mit der Rhythmuspille lässt sich der normale, regelmäßige Rhythmus meist innerhalb von einer bis drei Stunden wiederherstellen. Die Erfolgsquote liegt heute bei mehr als 80%.

Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz der Therapie ist, dass die Anfälle nicht zu oft auftreten, maximal zwei- bis dreimal im Monat, und Beschwerden verursachen. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen werden vor allem Flecainid und Propafenon empfohlen. Patienten mit einem Körpergewicht unter 75 kg nehmen einmal 200 bis 300 mg Flecainid oder einmal 600 mg Propafenon ein, sobald Vorhofflimmern auftritt. Amiodaron kommt nicht in Frage, da die Wirkung zu langsam eintritt. Die erste Anwendung muss im Krankenhaus oder in der kardiologischen Praxis erfolgen, um sicherzustellen, dass keine lebensbedrohlichen Herzrhytmusstörungen entstehen. Der Patient darf die festgelegte Dosis auf keinen Fall selbstständig ändern oder gar das Medikament von sich aus wechseln.

©Quellenhinweis: Broschüre "Herzrhythmusstörungen heute" der Deutschen Herzstiftung e.V.
Arzt zum Patient: "Was macht eigentlich Ihr altes Leiden?" - "Keine Ahnung, Herr Doktor, wir sind seit einem halben Jahr geschieden."