Hallo!
Meine 0,02€ zum Thema:
Das Problem, welches der Artikel wieder wunderbar aufzeigt, ist die absolute Orientierungslosigkeit - wenn nicht gar Ohnmacht - bzgl. der Pflege und ihrer Entwicklung.
Es wird kreuz und quer diskutiert über mehrere Aspekte durcheinander, so dass man in diesem "Tohuwabohu" (hebr.
"wüst und leer") sowieso zu keinem vernünftigen Ergebnis kommen kann.
Die Einen diskutieren darüber, welche Qualifikationen und Graduation das Pflegepersonal haben sollte oder nicht haben sollte, ob es etwas darunter oder dazwischen geben darf
oder nicht (Hilfskräfte, Handlanger) und wie sich die Ausbildung gestalten soll (Studium oder kein Studium, das ist hier die Frage). Die Privaten Kiniken haben da ihre eigenen Vorstellungen, die sie
mal eben geschwind ohne staatliche Gewähr durchsetzen.
Die Anderen diskutieren darüber, wie das denn zu bezahlen wäre. Schliesslich möchte jemand, der eine 3jährige Ausbildung (mit Lehrinhalt für 5 Jahre), bzw. ein Studium mit 8 Semestern
Regelzeit absolviert hat auch nen bisschen Kohle sehen, für den Arbeitsaufwand ganz zu schweigen. Ist schon klar, warum die Krankenhäuser so wenig Zulauf an Pflegepersonal haben. Ist ja nicht so, dass
es überhaupt keine freien Posten gäbe nur sind das - am Aufwand gemessen - Billiglöhne. Und natürlich kommt dann wieder das Geschrei "Wer das denn alles bezahlen soll".
Komisch bei nem Manager, der erst Millionen und/oder Milliarden versemmelt um dann Millionen und Milliarden an Abfindung zu bekommen, da schreit keiner in der Öffentlichkeit oder Politik wer das denn bezahlen soll. (Wer es am Ende bezahlen soll, weiss man spästestens seit der Bankenkrise).
Pflege ne Lobby? Wir kosten Geld, wir bringen aber so gesehen keines ein, höchstens auf den zweiten Blick, aber den zweiten Blick interessiert niemand, denn der erste Eindruck zählt, sprich das Geld in der Hand. Und bitte nicht mehr von Lobby reden. Zwischen Lobby und "Interessenvetretung" ist ein Unterschied. Lobby gibt es nur da, wo man direkt und nicht indirekt Geld rausschlagen kann, sprich wo es Investoren und echten Umsatz gibt. Die Pharma hat ne Lobby, denn damit kann man Geld machen. Öl hat ne Lobby, Wertstoffe haben ne Lobby, Energie hat ne Lobby. Selbst Müll hat ne Lobby (z.B. Duales System Deutschland), weil der abgeholt werden muss. Sprich überall da wo man etwas umsetzen kann (von Umsatz), da und nur da gibt es eine Lobby, weil wo Geld (und ich meine Geld und nicht Almosen) ist und fliesst können mafiöse Strukturen gedeihen. Und ohne diese kriminellen Strukturen scheint es heute nicht mehr zu funktionieren.
Siehe dazu auch (sehr empfehlenswert):
http://www.youtube.com/watch?v=Amwb80RZ4yMLobby schliesst
"sozial" aus, und wir haben einen
sozialen Beruf, zumindest denke ich das. Vielleicht liege ich ja falsch.
Wenn nicht Geld der Antrieb des Menschen wäre, sondern etwas anderes, z.B. Forschung, dann könnte auch die Pflege ne Lobby haben.
Und die Nächsten streiten sich um den Aufgabenbereich der Pflege. Was soll beim Arzt bleiben, was soll die Pflege durchführen (dürfen). In der Angst noch mehr Aufgaben bei noch weniger Personal
aufgehalst zu kriegen, wehrt sich natürlich so manches Pflegepersonal in Krankenhäusern dagegen, mal Blut abzunehmen oder ne Magensonde zu legen (selbst schon erlebt). Nach dem Motto "Wenn wir das einmal machen, müssen wir das in Zukunft immer machen.“ Ganz im Sinne von T.E.A.M. (Toll, Ein Anderer Machts), seien es jetzt die Ärzte oder das Pflegepersonal! Das ist wahrlich die Erfüllung des
Multiprofessionellen Teams (Entschuldigt den Zynismus).
Und wie vor allem soll die Pflege öffentliches Ansehen bekommen, wenn sie in den Spiegel schaut und das Spiegelbild verzerrt, verschwommen und verdreht ist?
Erst ein klares Bild von sich haben und dann klappt es auch (vielleicht) mit dem Ansehen. (mmh, metaphorisch...)
Jedenfalls ist die Idee von der Emanzipation der Pflege in den meisten somatischen Krankenhäusern offensichtlich (noch) nicht angekommen.
Manche Leute in den eigenen Reihen haben sogar Angst, sich die alten Zöpfe abzuschneiden, evtl. weil sie dadurch einen zukünftigen Mehraufwand und Wandel befürchten.
Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier.