Autor Thema: Nach- bzw. "Vor"hilfe: Stroke Unit in der Neurologischen Klinik der Uni-Mainz  (Gelesen 9714 mal)

Offline Thomas Beßen

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Dieser Text ist besonders für die TeilnehmerInnen der Kurse vom ZSP Rheinblick gedacht, die ein Praktikum in der Neurologischen Klinik der Uni-Mainz absolvieren. Wir danken der Uni-Klinik Mainz für die Überlassung dieser Ausarbeitung!
Thomas Beßen



Pflege bei Patienten mit einem Schlaganfall

In Deutschland gehört der Schlaganfall zur dritthäufigsten Todesursache und ist die häufigste Ursache für bleibende Pflegebedürftigkeit. Bundesweit sind pro Jahr 200.000 Menschen betroffen.
Die Stroke Unit mit 10 Betten der Universitätskliniken Mainz sieht ihre allgemeine Aufgabe darin, Schlaganfallpatienten in der Akutphase und Hochrisikopatienten für cerebrovaskuläre Ereignisse eine an den individuellen, patientenorientierten Erfordernissen ausgerichtete diagnostische und therapeutische Versorgung zu gewährleisten zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Senkung der Mortalität und Morbidität.

Seit 1999 ist die Stroke Unit durch die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe zertifiziert und von SQMed (gemeinnützige Gesellschaft zur Sicherung der Qualität in der medizinischen Versorgung mbH) anerkannt. Außerdem ist die stellvertretende Pflegedienstleitung, Frau Hantl-Merget, Mitglied im Fachausschuss „Schlaganfall“ der SQMed um zu gewährleisten, dass eine fortlaufende Qualitätsentwicklung stattfindet.
An allen Patientenbetten der Stroke Unit stehen periphere Monitore mit einer Monitorzentrale im Pflegebereich und einer Arrhythmiezentrale im Arztbereich zur Verfügung. Die zu erfassenden Parameter mit Alarmfunktion sind der Blutdruck, Puls, Temperatur, Sauerstoffsättigung, EKG, erweiterte EKG-Funktionen, intrakranieller Druck (1 Platz), EEG (2 Plätze). Außerdem gibt es ein Video-EEG-Zimmer, in dem eine 24-Stunden-Überwachung zur Diagnostik möglich ist.

Um einen schnellen und reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, wurde von den Pflegekräften ein Pflegeleitfaden entwickelt. Bei der Entwicklung der Standards musste die Vielfältigkeit der Symptomatik, die ein Schlaganfall bieten kann, berücksichtigt werden. Diese Vielfältigkeit lässt es nicht zu,
einen einheitlichen Durchführungsstandard in der Pflege zu entwickeln.

Die pflegerische Versorgung eines Schlaganfalls kann daher nicht linear gedacht werden, der Heterogenität dieses Krankheitsbildes kann nur eine individuelle Planung folgen. Dies beginnt mit der Pflegeanamnese (Aufnahme auf Station) mit der Feststellung der Defizite, Ressourcen und Gewohnheiten. Danach erfolgt die Festlegung der Pflegeziele bzgl. der übergreifenden Ziele einer frührehabilitativen Pflege, die alle Aktivitäten des täglichen Lebens betreffen und die Festlegung der individuellen Ziele, nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit den Patienten.

Ressourcen, Probleme, Gewohnheiten und Ziele begründen das WARUM einer Handlung!

Mit den Pflegemaßnahmen wird ein individueller Pflegeplan in Kooperation mit den Patienten, Angehörigen, Begleitpersonen, Ärzten, Logopäden und Physiotherapeuten erstellt.
Die Planung setzt sich aus Elementen der in der Klinik für Neurologie hinterlegten Prozessstandards zusammen:

- Richtlinien allgemeiner Pflege
- Richtlinien spezieller Pflege
- Qualitätssicherung Pflege Standards
- Prozessstandard: Pflege bei einem Schlaganfall

Nach der Durchführung der Pflegemaßnahmen erfolgt die Evaluation (Überprüfung), in der die Ziele regelmäßig überprüft werden.

Um alle Tätigkeiten überprüfbar zu machen wurde eine ausführliche Pflegedokumentation entwickelt, die sich an den Aktivitäten des täglichen Lebens
orientiert. Ebenso wurde eine Überwachungskurve erarbeitet. Um der Individualität der Patienten und der Vielfältigkeit der Symptomatik Rechnung
zu tragen, wurden von den Pflegekräften in Zusammenarbeit mit dem Logopäden und den Physiotherapeuten und unter der Leitung von Frau Elke Haas, MA, Standards entwickelt.

Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben können Sie sich auch per e-mail mit der stellvertretenden Pflegedienstleitung Frau Hantl-Merget in Verbindung setzen:
hantl-merget@neurologie.klinik.uni-mainz.de
« Letzte Änderung: 04. Mai 2007, 14:34:24 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.