Ein Auszug eines Interviews mit der Internistin Johna von Jutta Rippegather in der heutigen Frankfuter Rundschau:
"Frau Dr. Johna, Sie fordern eine neue Sicherheits- und Fehlerkultur für Hessens Krankenhäuser. Haben Sie als Ärztin auch schon Fehler gemacht?Ja, besonders am Anfang der Berufsausbildung macht man Fehler. In der Regel gottseidank nur kleine. Wichtig ist, daraus zu lernen und dazu zu stehen.
Haben Sie Ärger bekommen?Wenn der Arzt dem Patienten sagt, es tut mir leid, das ist jetzt schlecht gelaufen, dann hat dieser in der Regel ein hohes Maß an Verständnis. Schwierig ist es, wenn schwere Fehler passieren. Dann ist der Arzt häufig in einem nahezu unlösbaren Spannungsverhältnis. Auf der einen Seite steht der eigene Wunsch und der des Patienten, offen darüber zu sprechen. Auf der anderen Seite das Interesse des Krankenhausträgers und des Haftpflichtversicherers. Diese wollen in der Regel nicht, dass offen darüber gesprochen wird. Das stört sehr den vertrauensvollen Umgang zwischen Patienten und Arzt.
Ihr Plädoyer für eine Fehlerkultur an Hessens Krankenhäusern richtet sich also nicht nur an die Kollegen, sondern auch an die Klinikbetreiber?Genau. Der Krankenhausträger oder der Haftpflichtversicherer wollen vermeiden, dass sie zahlungspflichtig werden. Bei schweren Fehlern kommt es deshalb durchaus vor, dass der Arzt deshalb nicht offen darüber mit einem Patienten sprechen kann, weil der Krankenhausträger ihm das auferlegt.
Wächst mit der Arbeitsbelastung die Gefahr, Fehler zu machen?Selbstverständlich ist das so. Wenn in einer Arztpraxis statt der üblichen 30 Patienten am Tag 50 kommen, ist die Fehlerhäufigkeit größer. Das haben Studien belegt. Deshalb ist es wichtig, verschiedene Sicherheitssysteme hintereinanderzuschalten, die einzelne kleine Fehler auffangen. Vor allem wenn es um wichtige Dinge geht - und in der Medizin kann es im Extremfall ja um Leben und Tod gehen.
Welche Rolle spielt der Kostendruck im Gesundheitswesen?Rund 30 Prozent der schweren Behandlungsfehler passieren durch individuelles Verschulden, 70 Prozent wegen Organisationsmängeln. Die Kombination aus der hohen Komplexität in der Medizin und dem gleichzeitigen Druck, mit immer weniger Personal immer mehr Patienten zu behandeln, führt zu Fehlern.
Wird also an der falschen Stelle gespart?Die ärztlichen Kollegen stehen oft unter einem hohen Zeitdruck und die Kliniken unter einem hohen Kosten- und Wettbewerbsdruck. Das führt unter Umständen zu undifferenzierten Einsparungen. Da wird oft ärztliche Kompetenz nicht ausreichend gefragt. ..."
Hier geht's mit dem Interview weiter (Quelle):
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=2255540& 20100201 07:21
Beste Gesundheit wünscht
Thomas Beßen