Autor Thema: Mein OP Praktikum  (Gelesen 15009 mal)

Offline pretty_ricky_^^

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Mein OP Praktikum
« am: 18. Januar 2010, 22:00:25 »

Mein OP-Praktikum vom 28.09.09-23.10.09 im Hochtaunuskliniken Usingen

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung wie ich anfangen soll, also labber ich einfach drauf los…^^
Aber bevor ich erzähle, wies da war und was ich alles erlebt habe, möchte ich noch schnell Danke an alle sagen, die es mir ermöglicht haben diesen Einsatz zu machen. Es war echt ein riesen Aufwand, bis ich erstens alle „oks“ hatte und zweitens bis ich auch eine Stelle hatte und drittens was die einzelnen Kollegen für mich getan haben… also, nochmals vielen herzlichen Dank!

Also… am Montag den 28.09.09 war mein erster Arbeitstag im usinger Krankenhaus (oder heißt es jetzt Gesundheits- und Krankenklinikum/ -zentrum? :P)
Ich war um 7Uhr da und wurde zunächst herzlichst empfangen! Das Team war und ist total nett und voll cool drauf! Ich wurde super schnell aufgenommen und als vollwertiges Teammitglied anerkannt. (Passiert leider nur sehr selten…)
Jedenfalls hab ich mich also schon vom ersten Tag an, gut und sicher aufgehoben gefühlt.

Zunächst hat man mir die Räumlichkeiten gezeigt (sprich, Dienstzimmer, Umkleide, Besprechungszimmer, Steri und OP) und dann gings auch gleich los… Am ersten Tag sollte ich erst mal beim Steri aushelfen… Das war schon eine kleine Herausforderung, da ich weder die Instrumente kannte, noch wie die einzelnen Siebe und deren Sets kannte. (Ein „Grundsieb“ hatte zum Beispiel einen bestimmten Satz an Scheren, Pinzetten, usw.) Danach werden alle Siebe in einer bestimmten Reihenfolge gepackt, damit man im OP gleich alles schnell und einfach finden kann. Aber das war alles kein Problem, denn meine Kollegin zeigte mir und erklärte mir alles… Vieles konnte ich mir merken und nach einer kurzen Zeit konnte ich schon selbstständig arbeiten… (ja, ich hab daheim einiges nachgeschlagen… ansonsten wäre ich verloren gewesen… ich Streber, ich weiß =P) Das war schon recht cool zu sehen, die riesige Menge an Instrumenten, die verschiedenen Typen und deren Funktionen… Der Ablauf vom Steri war recht einfach… es gab immer was zu tun^^ Morgens kamen die Siebe vom vorherigen Tag, die nicht mehr erledigt werden konnten… diese wurden dann erst auseinander genommen, die einzelnen Instrumente kamen dann in eine Anlage rein, die einer Spülmaschine ähnelte. Nach einer gewissen Zeit, kamen die nun sauberen Instrumente raus und mussten einzeln überprüft werden und anschließend zu den jeweiligen Sets und Sieben sortiert werden… (echt mühsam, wenn man auf einmal 40 Scheren vor sich hat und diese dann alle überprüfen muss…) Die Überprüfung ist sehr wichtig denn damit gewährleistet man, dass die OP reibungslos verlaufen kann… klar, manchmal kommt es auch im OP vor, dass einzelne Instrumente nicht mehr gehen… aber wenn man schon vorne rein defekte Instrumente ersetzt, spart das Zeit, Geld und Nerven^^
Jedenfalls wurde alles gereinigt, überprüft, sortiert und dann eingepackt. Dann endlich kommt das Set in das Sieb rein und wird schließlich sterilisiert. Auch hier wird ordnungsgemäß alles überprüft und dokumentiert. (also wann welches sieb in welchem steri drin war und ob das sterilisieren erfolgreich war oder nicht) Tja und das geht den ganzen Tag so, bis man Feierabend hat. Also, wie gesagt, hier gibt’s immer etwas zu tun…^^

Am nächsten Tag gings dann los… Ich war dann im OP =D
Auch hier musste ich mich zunächst zu Recht finden… war aber alles kein Problem, denn meine Kollegen und Kolleginnen waren stets für mich da, zeigten und erklärten mir alles… (auch hier noch mal, vielen Dank euch allen^^)
Zunächst einmal zeigten und erklärten sie mir die Räumlichkeiten, wo alles zu finden sei, viele Geräte und deren Funktion und die generellen Abläufe… klingt nach viel, war auch viel, aber es war gut und wichtig… denn ohne diese Basics, wäre ich ziemlich nutzlos gewesen… ich musste jetzt nicht gleich sofort alles können und wissen… aber wenn man sich eingelebt hat, wars dann kein Problem… nachdem ich dann die Basisinfo erhalten hab, war ich live im OP dabei und durfte dann zuschauen… die docs waren alles sehr freundlich und erklärten mir auch gleich was sie machten und weshalb es von Nöten war… (jetzt jeden OP den ich gesehen habe aufzulisten und zu erklären, würde eine Ewigkeit dauern… also beschränke ich mich auf zwei OPs, bei denn ich mit gewirkt habe…)


Beispiel 1) Osteosynthese einer Weber C-Außenknöchelfraktur

Diagnose:
Weber C-Außenknöchelfraktur

Eingriff:
Offene Reposition einer Weber C-Außenknöchelfraktur und Osteosynthese mit Zugschrauben u. einer winkelstabilen Platte.

Sonstiges:
Anpassen eines Vacuped-Schuhs, Mobilisation mit 20 kg Teilbelastung für 6 Wochen, dann Vollbelastung. Bis zum Erreichen der Vollbelastung medikamentöse Thrombosprophylaxe.

Bericht:
Lagerung in Rückenlage u. Blutspeere bei 300 mm Hg. Desinfektion u. steriles Abdecken des OP-Gebietes, Hautschnitt vom Malleolus lateralis ca. 10 cm longitudinal nach proximal u. scharfe u. elektrothermische Präparation auf die Fibula. Ausgedehnte elektrothermische Blutstillung, Darstellung des Frakturspaltes u. Fassen des distalen Fragmentes mit einer Spitz-Spitzzange, nun kann die Fraktur gut reponiert werden. Aufbohren eines Bohrlochs für die interfragmentäre Zugschraube, Längenmessung u. Einbringen der interfragmentären Zugschraube (Spongiosaschraube). Die Frakturfragmente erscheinen achsengerecht, daher wird nun die 6-Lochplatte nach Anmodellierung der Platte aufgebracht u. die Plattenlöcher distal des Frakturspaltes mit Kortikalisschrauben u. prox. des Frakturspaltes mit Spongiosaschrauben besetzt. Hierbei jeweils folgendes Vorgehen: Aufbohren, Längenmessung, Gewindeschneiden (im Falle der Kortikalisschrauben), Einbringen der Schraube. Bildwandlerkontrolle in 2 Ebenen: hierbei zeigt sich eine achsengerechte Fragmentstellung, Spülung, Einlage einer Redon-Drainage, Subkutannaht, Hautnaht, steriler Verband, Kompressionsverband, Öffnen der Redon-Drainage u. der Blutspeere.



 Beispiel 2) Entfernung einer Platte an der distalen Fibula


Diagnose:
Z.n. Fraktur des Außenknöchels mit Versorgung durch eine 8-Loch-Drittelrohrplatte

Therapie:
Entfernung der Platte an der distalen Fibula

OP-Verlauf:
Lagerung des Patienten in Rückenlage. Nach Desinfektion und steriler Abdeckung des OP-Umfeldes erfolgt am Außenknöchel die Inzision über der alten Narbe. Daraufhin Vorpräparation bis auf das Osteosynthesematerial. Entfernung zunächst von 2 proximalen Kortikalisschrauben und der proximalen interfragmentären Zugschraube sowie schließlich der 3. proximalen Kortikalisschraube. Freilegen der Platte nach distal mit dem Raspatorium und problemloses Entfernen der distalen Kortikalisschrauben sowie der distalen interfragmentären Zugschraube. Zuletzt vorsichtige Lösung und Entfernung der 8-Loch-Drittelrohrplatte. Nach Blutstillung mit dem Elektrokauter wird eine 10er Redondrainage eingelegt. Adaptation durch Subcutannähte, Wundverschluss durch Einzelknopfnähte in Rückstichtechnik und steriler Verband.

ich könnte noch ewig so weiter machen, aber das würde a) den Rahmen sprengen und b) es ist nicht das gleiche wie live dabei sein… jedenfalls waren das 2 von vielen OP bei denen ich nicht nur zugeschaut habe, sondern auch tatsächlich mitwirken durfte; sprich ich stand am OP-Tisch und habe entweder mitinstrumentiert oder „mitoperiert“^^ (nein, ich habe niemanden aufgeschnitten… ich war so was wie der 1. Assistent… bei der Plattenentfernung musste ich zum Beispiel Häkchen halten und das Gewebe etc ausseinander ziehen, damit der Operateur auch was sieht… oder wenns blutet, hab ich eine Klemme mit Tupfer bekommen und konnte die Wunde sauber machen usw^^)
Na klar, ich musste erst fachgerecht angeleitet werden… sprich, wie ich mich zu „waschen“ hab (Chirurgische Händedesinfektion), wie ich mich anzuziehen habe, mich zu bewegen und zu verhalten habe… also, ich musste jetzt nicht stocksteif sein… aber vorsichtig^^
Naja… kurz geübt, kritisch beobachtet, aber dann mit Freuden das OK verdient(!)^^
Ja, es ist schon was anderes live dabei zu sein… als nur von weitem zu beobachten, oder nur davon zu erzählen… das MUSS man erlebt haben… aber man muss auch dafür geschaffen sein… und es muss auch einem liegen… denn es ist nicht immer alles glänzend und schön… oder wie es heißt es doch gleich, die 2 Seiten einer Münze?
Denn es kann auch anstrengend sein im OP zu sein… Wenn zum Beispiel es in der OP zu Komplikationen kommt und man unerwartet 1-4 Stunden länger am Tisch stehen muss, wenn die Situation ganz plötzlich stressig wird, man Hunger und Durst hat, aber keine Zeit dafür hat, dann muss man halt dadurch… Im Saal gibt es keine Fenster, sprich man weiß nicht was draußen in der Welt geschieht… Man hat nur die Arbeit vor Augen und man muss stets bei der Sache sein… und man hat keine Chance mehr eine Beziehung zu dem Patienten herzustellen… Sie kommen, werden „repariert“ und gehen wieder… Man hat nur OP-relevante Informationen von der Person, sonst nichts mehr…
Die Seite von der OP hab ich auch kennengelernt… und mir hats nichts ausgemacht^^ Ich hatte trotzdem viel Spaß beim operieren und hatte eine wirklich super Zeit im Hochtaunuskliniken Usingen. Es war das beste Praktikum, das ich bisher erlebt hatte und ich weiß nun, wo ich später mal arbeiten werde…^^
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Online Thomas Beßen

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Re: Mein OP Praktikum
« Antwort #1 am: 20. Januar 2010, 13:10:25 »
Und wo sind die beiden Anästhesie-Protokolle? :wink:

Hallo "pretty_ricky_^^",
da haben Sie aber einen wirklich hoch interessanten und sehr ausführlichen "OP-Bericht" verfasst und ich denke, dass dieses Fachgebiet wohl auch in etwa Ihre pflegerische Zukunft beschreibt, nicht wahr? Man kann förmlich Ihre Begeisterung dafür zwischen Ihren vielen Zeilen herauslesen. Sehen Sie mal zu, bald sollten Sie sich entsprechend bewerben und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Sie dabei große Chancen haben...
Was meint denn unser "OPman" aus dem Forum dazu? Einmal zu Ihrem "OP-Bericht" und zweitens auch von wegen der Gesamtstellensituation im OP-Bereich? Da haben Sie bestimmt doch schon mal nachgefasst & -gefragt, oder?

Herzliche Grüße, auch an das "total nette & voll coole" Team im Usinger OP!  8-)
Thomas Beßen



« Letzte Änderung: 20. Januar 2010, 18:26:50 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

OPman

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Re: Mein OP Praktikum
« Antwort #2 am: 24. Januar 2010, 18:45:48 »
Mensch Ricky, da waren wir aber alle Platt nach deinem Bericht. Einen so positiven Praktikumsbericht haben wir noch nicht gelesen. Ich kann dir nur sagen das es uns mit dir sehr viel Spaß gemacht hat. Einen jungen Mann zu erleben der mit Begeisterung an seinem Traum arbeitet war faszinierend. Du hast Recht Ricky, nicht jeder ist für den Beruf im OP geeignet. Was einem alles passieren kann hast du eindrucksvoll beschrieben. Du bist auf jedenfall geeignet. Deine schnelle Auffassungsgabe und der Wille zu lernen ist das eine das Körperliche erleben das andere. Was man sieht,richt gemischt mit Hunger und schmerzenden Füßen, drückender Röntgenschürze oder ähnliches. Man hat dir den Spaß und die Freude angemerkt mit der du ans Tagewerk gegangen bist. Behalte dir diese Merkmale.
Es ist Sinnvoll sich frühzeitig für eine Stelle im OP zu bewerben. Der Markt ist zwar leergefegt, es gibt so wenig OP-Leute das man sie gegenseitig abwirbt, aber es ist gut rechtzeitig vor Ende der Ausbildung zu Wissen wo man landet. Dann kann man sich auch besser auf die Prüfungen vorbereiten. Wir würden dich auf jedenfall nehmen, bewerben schadet nicht :wink:
Überhaupt es ist es wohl so das Personal in den Funktionsabteilungen nicht an jeder Ecke zu bekommen ist. Das liegt wohl auch daran das Krankenpflegeschüler/innen nicht sehr oft in diese Abteilungen kommen. Halt lieber auf Station. Einen Einsatz im OP ist so nicht vorgesehen. Wenn jeder Schüler wenigstens 1 Woche in den OP könnte, wenn er will, hätten die Krankenhäuser vieleicht nicht so einen Personalmangel in den Funktionen. Auch in unserem Haus sehe ich öfter das die Schwestern auf Station nicht wirklich Wissen was wir machen. Ich finde das Schade. Man könnte auf einigen Ebenen sicher besser Hand in Hand arbeiten wenn man weiß was der andere macht.
Dein Einverständniss vorrausgesetzt habe ich deinen Bericht unserer Kollegin gegeben die für unsere Häuser die Personalzeitung "MiMa" schreibt. Ich denke dein Bericht wird dann in einer der nächsten Ausgaben in der Zeitung landen.
Wir wünschen dir erstmal alles gute für die Prüfung und verlier danach nicht dein Ziel aus den Augen. Bist ein toller Typ :-D

Dein OP-Team