Autor Thema: Pflegeheime in Frankfurt - Ein Netzwerk für die Alten  (Gelesen 3746 mal)

Offline Thomas Beßen

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Pflegeheime in Frankfurt - Ein Netzwerk für die Alten
« am: 01. Dezember 2009, 20:17:00 »
Von Jana Schulze in: http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/?em_cnt=2113255&

"Die Haare grau, die Haut faltig, das Gesicht erzählt von einem langen Leben. Friedel Hanstein war mit ihren damals 89 Jahren gewiss eines der ältesten Models, die in Frankfurt je vor der Kamera standen. Damals, 1993, war die pensionierte Berufsschullehrerin das Gesicht der stadtweiten Image-Kampagne "Altenpflege: Der Beruf in dem jeder Tag zählt".

Die Leitungen und das Personal der Frankfurter Pflege- und Altenheimen wollten damit damals auf ihre nicht mehr hinnehmbare Lage aufmerksam machen: Zu viel Arbeit, zu wenig Wertschätzung ihrer Profession, immer mehr Bewohner und vor allem zu wenig Personal. "Die Aktion hat schließlich bewirkt, dass in eineinhalb Jahren rund 160 Altenpfleger mehr eingestellt wurden", erinnert sich Beate Glinski-Krause heute.

Sie ist die Frau für die externe Kommunikation des Frankfurter Forums für Altenpflege (FFA). Dahinter verbirgt sich ein Netzwerk, in dem seit 1993 jene Akteure die Fäden spinnen, die sich in Frankfurt professionell und - nach eigenen Angaben unbürokratisch - um alte und pflegebedürftige Menschen kümmern - angefangen bei den Leitern der Altenheime aller Konfessionen und aufgehört beim Sozialdezernat der Stadt. Eigentliche Gründungsmutter, wenn auch noch nicht unter dem Siegel FFA, ist jedoch die ehemalige Sozialfürsorgerin Marianne Steigerwald, damals angestellt beim Sozialamt und zuständig für Altenpflege, die 1978 zu einem ersten Treffen der Frankfurter Heimleiter einlud.

Zehn Jahre später entstand nach einem der alljährlichen Heimleitertreffen der Sprecherkreis der Leiter der Frankfurter Altenheime. "Nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten", heißt bis heute die Devise. Das Problem, zu wenig Pfleger und Pflegerinnen zwischen Rollstühlen, Schiebern und alten Menschen zu haben, hat sich bis heute nicht geändert. "Fast überall stellen sich die Kollegen in den Häuser die Frage, wie schaff´ ich es, in einer Schicht bis zu 38 Leute zu versorgen", kritisiert Glinski-Krause. Im Ministerium würden Entscheidungen getroffen, die fern der Realität sind. Und die Einführung der Pflegeversicherung 1995 bedeutete zwar für die Betroffenen weniger Geldsorgen, in den Heimen aber verschlechterte sich die finanzielle Lage. Denn der besondere Betreuungsaufwand für die demenzkranken Heimbewohner zählt nicht zum Leistungsangebot der Pflegekassen. Das ist die Stelle, an der die Arbeit des Netzwerkes ansetze; der Austausch, aber auch die Aufklärung der Öffentlichkeit, etwa mit Broschüren durch das FFA sei so wichtig, sagt Glinski-Krause. Zudem wurde das städtische Soforthilfeprogramm für die ambulante und stationäre Altenpflege durch eine vier Jahre währende Kampagne des FFA angestoßen.

Immer mehr Einrichtungen

In Frankfurt gibt es derzeit 15 ambulante und 28 stationäre Altenpflegeeinrichtungen. Erstaunli-cherweise werden es immer mehr Heime in der Stadt, obwohl die Frankfurter Population gar nicht so schnell altere wie in vergleichbaren Städten.

"Wir sind eine der jüngsten Regionen hessenweit", sagt die FFA-Sprecherin. Aber Investoren wie Banken würden eben sagen, dass es sich lohne, Pflegeheime zu errichten. Wieder ein Thema, das im Netzwerk diskutiert werden muss. Oder etwa die Tatsache, dass ein alter Mensch in dem Moment, in dem er in eine Pflegeeinrichtung zieht, ganz viel eigene Entscheidungsfreiheit aufgibt und "kein selbstverwaltetes Leben mehr führt". Für die Pfleger bedeutet dies noch eine Herausforderung mehr, meint Glinski-Krause. "Weil der Arbeitsplatz in einem Pflegeheim ein Stück Platz in einem fremden Leben ist.""


Abendliche Grüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.