Autor Thema: Pflege Theorie mit Kurzbiographie nach Orem  (Gelesen 25859 mal)

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Pflege Theorie mit Kurzbiographie nach Orem
« am: 29. März 2007, 00:57:31 »
Pflegetheorie nach Dorothea E. Orem


Kurzbiographie

 

Dorothea E. Orem wurde 1914 in Baltimore, USA, geboren. In den frühen 30er Jahren besuchte sie eine Krankenpflegeschule in Washington D.C. Nach dem Abschlußexamen setzte sie ihre Ausbildung fort, erwarb 1939 und 1945 den ersten und zweiten akademischen Grad im Fach Pädagogik der Krankenpflege.
Bis sie letztendlich 1980 eine eigene Beratungsfirma (Orem & Shields, Inc.) in Maryland gründete, bekleidete sie innerhalb ihrer Bilderbuchkarriere nicht nur mehrere einflußreiche Ämter und Positionen, sondern verfaßte auch verschiedene Schriften und Bücher und erhielt mehrere Ehrendoktortitel.
Als ein entscheidendes Moment für ihre Arbeit beschreibt sie die Einsicht, daß die Grundlage für das helfende Eingreifen der professionellen Pflege das Auftreten von Mängeln in der Selbstfürsorge eines Menschen ist. Der Ausgangspunkt ihres Denkens verschiebt sich damit von einem traditionell passiven Patienten als Empfänger der Pflege zu einer aktiv handelnden Person, die grundsätzlich für sich selbst sorgt.
Die ersten beiden Studienabschlüsse absolvierte sie in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, was sie nicht unbeeinflußt gelassen haben mag. Zwischen 1957 und 1959 beschäftigte sie sich intensiv mit der Frage: "Was ist der eigentliche Gegenstand der Krankenpflege?". Aus dieser Zeit stammt auch die oben erwähnte Einsicht. Damals herrschte Pflegenotstand in den Krankenhäusern. 1955 stellte Henderson ihr Modell vor, eines der ersten seiner Art. Orem formulierte ihr Selbstfürsorge-Konzept erst nach jahrelanger Berufserfahrung: 1980, und eine Überarbeitung 1985.
Wenngleich sie selbst die Ähnlichkeit zwischen der Pflegedefinition von Henderson und ihrer eigenen anerkennt, so verneint Orem doch ausdrücklich die Vermutung, daß sie ihren theoretischen Rahmen davon abgeleitet hat. Sie sagt, die Zusammenarbeit mit vielen Pflegenden und die Unterrichtserfahrungen hätten ihr sehr wertvolle Anregungen gegeben.

Die Theorie anhand der Schlüsselbegriffe


Selbstpflege :

(Self-care) Erlernte, zielgerichtete Aktivität von Individuen, um Faktoren zu regulieren, die ihre eigene Entwicklung, oder lebenswichtige Funktionen, ihre Gesundheit oder ihr Wohlbefinden beeinträchtigen.


Abhängigenpflege :

(Dependent care) Erlernte, zielgerichtete Aktivität von Individuen um Faktoren zu regulieren, die die Entwicklung oder die Lebenswichtigen Funktionen, die Gesundheit der das Wohlbefinden von Säuglingen, Kleinkindern oder anderen sozial abhängigen Individuen beeinträchtigen.
Ziele :

•   Unterstützung von Lebensprozessen und Förderung ihrer normalen Funktion
•   Aufrechterhaltung eines normalen Wachstums
•   Vorbeugung, Kontrolle und Heilung von Krankheitsprozessen und Verletzungen
•   Vorbeugung oder Kompensation von Behinderungen
•   Förderungen von Wohlbefinden


Selbstpflegeerfordernisse :

•   Universelle
•   Entwicklungsbedingte
•   Gesundheitsbedingte
(Siehe Tabelle)


Selbstpflegedefizit :
(Wenn man in der Selbstpflegefähigkeit eingeschränkt ist)

1.   Menschen die krank sind, aber gelernt haben mit ihrer Erkrankung zu leben
2.   Menschen die frei von Erkrankungen sind und trotzdem professionelle Pflege benötigen (Ältere Menschen)


Kompensatorische Pflege :
Etwas für jemanden tun, der dies nicht selbst kann

Teilweise kompensatorische Pflege :
Nur das für jemanden tun, was dieser nicht selbst kann, ansonsten aktivierende Pflege

Unterstützen der Selbstpflege :
Insbesondere durch Aufklärung und Schaffung eines geeigneten Umfelds



Die Bedeutung für die Pflege


D. Orem hat durch ihr Modell einen entscheidenden Beitrag für die Weiterentwicklung der Pflege geleistet, indem klar wird, was Pflegekräfte tun, warum sie es tun und was das Ergebnis ihres Tuns ist.
Im deutschsprachigen Raum hat das Model ein überwiegend positives Echo gefunden. Nach Orem ist es unsinnig von Krankenpflege zu sprechen :  Krankheit ist nur ein Faktor von vielen, der die Selbstpflegefähigkeit beeinträchtigt.
Es gehört nach Orem zu den erlernten Fähigkeiten für sich und andere Menschen sorgen zu können. Die Professionelle Pflege nimmt ihm diese nicht ab, sondern soll dabei helfen ihnen gerecht zu werden.
Die Pflegetheorie nach Orem wird besonders im Bereich der Rehabilitation angewendet.