TV-Tipp: Ich will nicht mehr - Wenn das Alter zur Last wird (Reportage)

[Thomas Beßen]

16.11.2009, NDR-Fernsehen, 22.55 - 23.40 Uhr (Wiederholung vom 17.6.09)

""Das Leben ist ein Recht, keine Pflicht", betont der 76-jährige ehemalige Strafverteidiger Karl-Heinz N. immer wieder. Dreimal hat der Hamburger schon versucht, sich das Leben zu nehmen.

Der tägliche Kräfteverfall, die Folgen des Alters deprimierten ihn. "Im Grunde bedeutet Altwerden, dass man immer häufiger Abschied nehmen muss, von den körperlichen und geistigen Fähigkeiten, von Anerkennung, von Freunden, vom Lebenspartner", so die 72-jährige Christel V., die vor einem Jahr ihren Mann verloren hat. Die Flensburgerin wollte nicht mehr leben und hat sich selbst in die Psychiatrie einweisen lassen, um ihre Depressionen in den Griff zu bekommen.

Fast alle zwei Stunden stirbt ein Mensch über 60 Jahre in Deutschland durch eigene Hand. Während der Suizid bei jüngeren Menschen seltener wird, steigt die Zahl bei älteren Menschen. Was treibt alte Menschen in den Tod? Welche Ängste quälen sie? Wie soll man mit dem Altwerden umgehen? Was bedeutet Altsein? Stirbt ein Mensch durch eigene Hand, betrifft dies immer auch andere Menschen. Bei jedem Suizid sind durchschnittlich sechs Angehörige aus dem näheren Umfeld betroffen. Doreen empfindet den Suizid ihrer Mutter, die sich mit 64 Jahren auf dem Dachboden ihres Hauses erhängte, als Abwendung von sich und der Familie. Seitdem ist Doreen nicht mehr dieselbe.

Karl-Heinz N. hat sich nach mehreren Suizidversuchen in eine Therapie begeben. Er weiß heute, dass tot zu sein auch heißt, nicht mehr die schönen Dinge erleben zu können. Er hat noch viel - seine Frau, die Tochter, auch Freude am Genuss. Man muss neue Aufgaben sehen, neuen Sinn finden, und dabei spielt das Alter keine Rolle, weiß Karl-Heinz N. heute. Er ist wieder neugierig auf das, was kommen könnte."

Guten Morgen!
Thomas Beßen

Quelle: http://www3.ndr.de/programm/epghomepage100_sid-643978.html 20091109 06:32