Autor Thema: Selbsthilfekontaktstelle Hanau - "Wir sind wie Spiegelbilder"  (Gelesen 4377 mal)

Offline Thomas Beßen

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Von Ute Vetter in http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hanau/?em_cnt=2041102& 20091027 19:13

"Geteiltes Leid ist halbes Leid - "es klingt banal, aber es trifft den Nagel auf den Kopf!", sagt Gerd Rohde. Seit zehn Jahren ist der ehemalige Sozialarbeiter und Suchtberater Gerd Rohde (65) Sprecher der Selbsthilfegruppe "Panik, Angst, Depressionen".

Genauso lange schon finden die offenen Treffen jeweils dienstags von 18.30 bis 20.30 Uhr in den Räumen der Hanauer Selbsthilfekontaktstelle (Sekos) in der Breslauer Straße statt. Sie sind anonym, man nennt nur Vornamen, niemand muss reden, kann auch nur zuhören, Betroffene sind ebenso willkommen wie Angehörige.

"Die Angehörigen leiden ja auch, stecken oft tief drin in den Krankengeschichten", sagt Rohde. Es gebe keine "Blabla-Ratschläge" und kaum Aktionen wie Ausflüge oder Veranstaltungen. "Wir sind ein Gesprächskreis. Hier hilft Selbsterkenntnis, man sieht sich und seine Problematik im Gegenüber. Jeder merkt plötzlich, dem anderen geht es ja so schlecht wie mir." Das helfe schon weiter.

Auch Rohde war krank. Er, der vielbeschäftigte Helfer, litt plötzlich an Herzrhythmusstörungen, musste erkennen, dass er ein Helfersyndrom hatte, ein Workaholic war. Er hatte ein "Burnout", wurde schwer depressiv. Und weiß heute umso besser, dass sich viele Depressive ihrer Krankheit schämen.

"Psychisch krank, das hat noch immer für viele einen Makel. Die meisten Kranken glauben, sie seien selbst schuld daran", sagt Rohde. Und wer Panikattacken oder Angststörungen habe, könne schnell weitere Probleme mit Tabletten-, Drogen- oder Alkoholmissbrauch bekommen. "Natürlich geben wir bei Bedarf Tipps, etwa zu Krankenkassen, Kliniken, Psychiatern oder Therapeuten", so Rohde. Aber man begehe nicht den Fehler, den Betroffenen einen "Leidensgewinn" zu schenken, also zu bemuttern, zu betütteln, zu bedauern.

"Wir sind ehrlich, ohne zu demütigen, wir reden auf Augenhöhe miteinander." Die Selbsthilfe sei längst eine unverzichtbare Säule des Gesundheits- und Sozialwesens geworden.

Fachvortrag und Podiumsdiskussion "Selbsthilfe - eine Notlösung?" mit Professor Klaus Dörner, Sonntag, 8. November, von 11 bis 16 Uhr, Congress Park Hanau am Schlossplatz (Eintritt frei). Selbsthilfekontaktstelle (Sekos), Breslauer Straße 19, Tel. 06181 / 255500, oder Gerd Rohde, Tel. 06184/51247."


Viele Grüße!
Thomas Beßen

Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.