Danke für die Blumen Thomas!
Mit diesem Thema (Pflegediagnosen) setze ich mich seit 1999 auseinander. Wie Du ja auch weißt, habe ich früher mich über 10 Jahre mit Brandverletzten auseinandergesetzt. Patienten mit schweren Brandverletzung behalten oft ausgeprägte Narben zurück, die dann in (sehr) viele Operationen behandelt werden müssen. Das Verhältnis von Operationen während der ersten Phase (BV Zentrum) gegenüber der Spätphase (Plastische Chirurgie) geht oft über 1:4 hinaus. Auch weil die Brandverletztenabteilungen von plastisch-chirurgisch und handchirurgisch ausgebildeten Ärzten geführt wird, kann das Pflegepersonal den "Ehemaligen" wieder begegnen und Erfahrungen sammeln, was es bedeutet, wenn Betroffenen Narben zurückbehalten. Wissen tun es viele Pflegende auf den Intensivstationen kaum, was das für die Betroffenen bedeutet.
Ich durfte 2002 in Salzburg im Rahmen eines Internationalen Pflegesymposiums für Spezialisten für die Pflege von Verbrennungspatienten einen Vortrag halten zum Thema "Körperbildstörungen nach schweren Verbrennungen ".
[ eine Art Kongreßband wurd im PABST Verlag aufgelegt = PLEXUS 2-2003; 11. Jahrgang; Seite 11 ff (mein Beitrag ab Seite 46) ]
Die österreichischen Kollegen waren was das Thema PFLEGEDIAGNOSEN angeht weiter als wir in der BRD. Sachliche Kritik kamen von den Wiener und Salzburger Kolleginnen. Verwünschende Rückmeldungen kamen von den hiesigen Kollegen.
Ich habe die Finger aber nicht vom Thema gelassen und wurde dann angeschrieben, wegen des Vortrags in Salzburg, ob ich nicht Interesse hätte, an diesem Standardwerk für die Pflege mitzuwirken. Die jetzige Aufgabenstellung war aber breiter angelegt. Es ging nicht mehr nur um Brandverletzte sondern um Betroffene aus anderen Bereichen der PFLEGE/MEDIZIN. Die (empfundenen oder auch sichtbaren) Veränderungen der körperlichen Hülle hinterlassen beim Betroffenen sehr unterschiedliche Wirkungen. Nach meinen Erfahrungen haben die Betroffenen, wo man wenig sieht, deutlich mehr Probleme die sie seelisch verarbeiten müssen.
Hier erinnere ich immer wieder einen männlichen Brandverletzten, wo kaum etwas zu sehen war. Damals (1982) habe ich nicht verstanden, was diesen Betroffen quälte. "Man sah doch kaum etwas, was hätte ins Auge fallen können. Es waren "nur" kleine Farbschattierungen. Für den Betroffenen brach eine Welt zusammen, was ich (noch) nicht verstehen konnte. Es gab auch keine Intensivpflegekraft, die hätte eine fundierte Antwort geben können. Die lapidaren spare ich mir hier!
Einen Psychologen gab es für die Intensivstation nicht, weder für die Betroffenen noch für das Pflegepersonal stand einer zur Verfügung.
Wenn dieses Hervorheben des Beitrags einen positiven Effekt haben soll, dann wünsche ich mir, dass sich SchülerINNEN "infizieren lassen", sich einem Thema in der Pflege intensiv zu widmen. Es lohnt!! Ich meine hier aber nicht das finanzielle!
Eine Einladung ausBarcelona, Wien, Stockholm, ... zu bekommen ist schon prickelnd. Das Problem ist aber, das man einen Menschen benötigt, der einen wach hält.
Gerne vergleich ich das heute mit einer geöffneten Tüte HARIBO. Man hört erst auf, wenn die Tüte leer ist.
Bei mir war ein Ereignis 2004 der Auslöser für eine Korrektur des beruflichen Weges.
Auch wenn es sich pathetisch lesen könnten: "ich würde es wieder tun!" Allerdings heute mit mehr Augenmaß. Und genau dass kann ich heute an unsere Pflegejugend weitergeben.
Pflegediagnosen stehen ja nicht in Konkurrenz zu den medizinischen Diagnosen (ICD 10). Sie sollen erklären (helfen), warum dieser Patient/Betroffenen einen Pflegebedarf hat. Wo liegt das Selbstpflegedefizit, aus dem sich unser Tun ableiten und begründen lässt.
Am Wochenende steht die Landesmeisterschaft im Standard in Hamm auf dem Plan!!
Grüße aus dem Pott nach Hessen, IKARUS