Autor Thema: Schlafforschung - Neues aus dem Bett  (Gelesen 4433 mal)

Offline Thomas Beßen

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Schlafforschung - Neues aus dem Bett
« am: 17. Juni 2009, 05:38:07 »
Zu wenig schadet dem Menschen, zu viel aber auch. Er beeinflusst Gewicht, Appetit, Lebensdauer und natürlich die Leistungsfähigkeit am Tag. Der Schlaf beschäftigt schon seit Jahrzehnten einen ganzen Forschungszweig. Seit 1987 treffen sich Wissenschaftler jährlich zum Schlafkongress "Sleep". Im amerikanischen Seattle diskutierten bis zum vergangenen Donnerstag mehr als 6500 Forscher, zum Beispiel darüber, warum Menschen zunehmen, die weniger schlafen, oder warum man nach stressigen Tagen kürzer schläft als nach ruhigen.

Kurze Nacht, hohes Gewicht
Die Probanden hatten eine unbegrenzte Auswahl. Doch trotz eines reichhaltigen Buffets ging ihnen im Laufe des Experiments der Appetit verloren. Die 92 Männer und Frauen zwischen 22 und 45 Jahren mussten für eine Studie fünf Nächte lang mit nur vier Stunden Schlaf auskommen. 70 Prozent der Teilnehmer sagten anschließend, dass sie während dieser Zeit weniger Appetit hatten als wenn sie ausgeschlafen waren. Durchschnittlich legten die Probanden in der kurzen Zeit jedoch trotzdem um 1,31 Kilogramm Gewicht zu. Siobhan Banks von der University of South Australia erklärt ihre Ergebnisse damit, dass die Menschen bei längeren Wachzeiten mehr Zeit zum Essen hätten und zudem im Versuchslabor viel saßen, weshalb sie weniger Energie verbrauchten als sie mit der Nahrung aufnahmen.

Zu viel Fernsehen

In Deutschland sind laut einer Studie 42 Prozent der Menschen unzufrieden mit ihrem Schlaf. In den USA schlafen 40 Prozent der Menschen dauerhaft weniger als sieben Stunden pro Nacht. Dadurch steigt für sie die Wahrscheinlichkeit, früher zu sterben, ihre Aufmerksamkeit am Tag sinkt und sie sind anfälliger für Krankheiten und Fettleibigkeit.

Eine Teilschuld am zu kurzen Schlaf trägt der Fernseher, hat Mathias Basner von der University of Pennsylvania beobachtet. Statt äußerer Faktoren, wie zum Beispiel dem Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, ist für viele das Einschalten des TV-Geräts Hauptsignal für die nahende Nachtruhe. Im Schnitt sahen die von Basner befragten 21000 Testpersonen vor dem Einschlafen knapp eine Stunde fern. Der Fernseher verführt zu weniger Schlaf, weil das Licht des Gerätes den Menschen stimuliert und man die natürlichen Müdigkeitssignale überhört, sagt Zulley. "Ein Weg zur ausreichenden Nachtruhe ist ganz einfach: früher den Fernseher ausschalten."

Jürgen Zulley, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitätsklinikum Regensburg, erklärt dieses Phänomen mit dem Hormon Leptin, das sättigend wirkt. "Das wird im Schlaf ausgeschüttet und signalisiert dem Körper, dass er satt ist. Nur so schafft er es, zehn Stunden lang ohne Nahrung auszuhalten, das würde er tagsüber niemals durchhalten." Bei Personen, die weniger schlafen, wird auch weniger Leptin ausgeschüttet. "Da wird der Gang zum Kühlschrank unausweichlich." Aber auch zu viel Schlaf ist ungesund und führt zu Übergewicht. "Allerdings ist die Ursache in diesem Fall noch unklar", sagt Zulley. Manche Ärzte würden Langschläfern - dazu zählt, wer im Schnitt länger als neun Stunden schläft - zu etwas weniger Schlaf raten.

Höhere Sterblichkeit
Wer zu wenig schläft, läuft Gefahr, früher zu sterben. "Die Deutschen schlafen im Durchschnitt von 23.04 Uhr bis 6.18 Uhr", sagt Zulley. Bei einer Einschlafdauer von 15 Minuten komme man auf sieben Stunden Nachtruhe, das sei ausreichend. Alexandros Vgontzas vom Penn State College of Medicine in Hershey beobachtete, dass für Männer, die Schlafprobleme haben und nur sechs Stunden oder weniger schlafen, die Wahrscheinlichkeit, früher zu sterben, um 20 Prozent höher liegt als bei Männern, die etwa sieben Stunden schlafen. Bei Frauen steigt diese Wahrscheinlichkeit um zehn Prozent. Vgontzas wertete Daten von 1741 Probanden aus. Die Werte wurden im amerikanischen Pennsylvania über einen Zeitraum von 14 Jahren erhoben. Ein Zusammenhang scheint plausibel, denn im Schlaf regeneriert sich auch das Immunsystem. "Die Daten von Schlafdauer und Sterberisiko korrelieren, aber einen kausalen Zusammenhang kennen wir noch nicht", sagt Zulley.

Schnell und ausgeschlafen
Viel Schlaf fördert die körperliche Leistungsfähigkeit. Das zeigten Forscher um Cheri Mah von der Stanford University. Sie beobachteten Tennisspielerinnen über einen Zeitraum von zehn Wochen. Zunächst sollten die Frauen wie gewohnt etwa sieben Stunden lang schlafen, nach drei Wochen wurde ihnen für eineinhalb Monate eine längere nächtliche Bettruhe von zehn Stunden verordnet. Das Ergebnis: Sie sprinteten schneller und schlugen die Tennisbälle härter und platzierter als zuvor. Eine ähnliche Studie bei Schwimmern hatte vor einem Jahr gezeigt, dass die Sportler nach zehn Stunden Schlaf pro Nacht ebenfalls schneller schwammen.

"Die Entspannungsphase wird länger bei zehn Stunden Schlaf", sagt Zulley. Aber es sei unklar, ob der längere Schlaf oder die Ruhezeit die Leistung beeinflussen. "Denn wir kennen auch den sogenannten Luxusschlaf. Der erfüllt nicht mehr die primären Aufgaben des Schlafes wie die Verarbeitung des am Tag erlebten oder die Regeneration des Immunsystems, sondern wirkt lediglich entspannend." Schwer sei es auch, auf Dauer mehr zu schlafen als der Körper benötigt. "Denn jeder hat seinen individuellen und festen Bedarf."


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Samstag gibt's die kürzeste Nacht des Jahres!
Guten Morgen
Thomas Beßen


Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.