12.06.2009Schweinegrippe-Pandemie
Impfstoff in Marburg entwickelt
Die weltweit einzige Produktionsanlage für Zellkultur-Grippeimpfstoff in MarburgDer Pharmakonzern Novartis hat offenbar früher als erwartet einen Impfstoff gegen die Schweinegrippe entwickelt. Die Massenproduktion könnte im Herbst anlaufen. Die Zahl der Erkrankten in Hessen stieg unterdessen auf 14.
HintergrundDer Impfstoff wurde nach Angaben des Konzerns aufgrund eines Wildtyps des Schweinegrippevirus A(H1N1) auf der Basis von Zellkulturen entwickelt. Die Methode wird von Novartis als Alternative zur herkömmlichen, auf Eiern basierten Impfstoff-Produktion vorangetrieben.
Die erste Portion von zehn Litern sei Wochen vor dem erwarteten Zeitpunkt entwickelt worden, erklärte der Konzern einen Tag nach der Ausrufung der Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag.
Die Entwicklung erfolgte in Marburg, wo Novartis über Produktionskapazitäten verfügt, um wöchentlich mehrere Millionen Dosen des Impfstoffs herzustellen. Wichtiger Partner bei der Herstellung des ersten Impfstoffes sei das Institut für Virologie der Philipps Universität in Marburg gewesen. Eine zweite Anlage werde in den USA gebaut, so das Unternehmen. Den neuen Impfstoff will der Pharmakonzern nun im Juli in klinischen Studien testen. Mit der Zulassung durch die Behörden wird erst gegen Ende des Jahres gerechnet. Dann könnte auch die Massenproduktion für den Impfstoff in Marburg anlaufen.
Bestellungen aus der ganzen Welt
Novartis hat nach eigenen Angaben bereits von über 30 Regierungen Aufträge zur Lieferung von Bestandteilen des Schweinegrippe-Impfstoffs erhalten. Allein aus den USA gebe es einen Auftrag in Höhe von knapp 300 Millionen Dollar. Novartis Behring in Marburg ist Deutschlands größter Impfstoffproduzent. Neben mehreren Mitteln gegen Grippe stellt das Unternehmen auch Impfstoffe gegen FSME, Diphterie, Tetanus und Tollwut her.
Drei neue Fälle in Hessen
In Hessen wurden unterdessen drei neue Fälle von Schweinegrippe festgestellt. Damit steigt die Zahl der Infizierten auf 14. Vom Gesundheitsministerium in Wiesbaden gab es nur Informationen zu einem der neuen Fälle: Eine junge Frau aus dem Main-Taunus-Kreis hatte sich offenbar in den USA infiziert. Die Krankheit verlaufe moderat, die Frau sei schon wieder auf dem Weg der Besserung. Sicherheitshalber sei ihre Famile aber unter häusliche Quarantäne gestellt worden, hieß es.