Autor Thema: STUDIE - "Deutsche Ärzte fördern Tablettensucht"  (Gelesen 5022 mal)

Offline Thomas Beßen

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STUDIE - "Deutsche Ärzte fördern Tablettensucht"
« am: 18. April 2009, 19:13:53 »
Das meldet heute SPIEGEL ONLINE und schreibt weiter:

"Die Dunkelziffer ist gewaltig: Weil Ärzte die Statistik mit Abrechnungstricks verschleiern, wurden viele Medikamentenabhängige bisher nicht erfasst. Nach SPIEGEL-Informationen könnten es Hunderttausende sein.

Ein so drastisches Ergebnis hätten die Forscher nicht erwartet: Die Zahl der Tablettensüchtigen in Deutschland, die abhängig von Schlaf- und Beruhigungsmitteln aus der Medikamentengruppe der Benzodiazepine sind, ist wesentlich höher als gedacht. Wie der SPIEGEL unter Berufung auf eine noch unveröffentlichte Studie des Hamburger Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung berichtet, erhalten mehr als 1,5 Millionen Patienten die süchtig machenden Präparate länger als in den Leitlinien der Mediziner vorgesehen.

In der bisher umfangreichsten Untersuchung zur Tablettensucht in Deutschland haben die Forscher insgesamt 3,5 Millionen Kassenrezepte analysiert. Bei knapp 800.000 Patienten pro Jahr sorgen Ärzte demnach dafür, dass sie zu Dauerkonsumenten der Mittel werden. In 130.000 Fällen machen die Verschreibungen die Opfer zu Schwerstabhängigen, denen der Ausstieg aus der Sucht nur noch in seltenen Fällen aus eigener Kraft gelingt.

"Wir waren völlig überrascht über den Umfang des Benzodiazepin-Missbrauchs in Deutschland", erklärt der Hamburger Studienleiter Peter Raschke. Verschärft wird die Situation zusätzlich durch das Verhalten der Ärzte, die, offenbar aus Angst vor Kontrollen, bei der Verordnung vermehrt auf Privatrezepte ausweichen, die in keiner Statistik auftauchen.

Im Jahr 1993, so stellten Bremer Pharmaexperten fest, wurden nur rund 15 Prozent der als Schlafmittel verwendeten Benzodiazepine privat verordnet. Inzwischen schätzen sie den Anteil bereits auf zwei Drittel aller Verschreibungen. Das wahre Ausmaß der Tablettensucht wird dadurch verschleiert.

Suchtmediziner sehen den Trend mit Sorge: "Kollegen, die die Flucht in Privatrezepte einschlagen, haben schlicht und ergreifend Angst, dass ihnen Kassenärztliche Vereinigungen oder Krankenkassen hinter die Langzeitverschreibungen kommen könnten - das ist Beihilfe zur Sucht", kritisiert Rüdiger Holzbach, Psychiater an den LWL-Kliniken Warstein und Lippstadt.
"

Guten Abend!
Thomas Beßen


Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,619746,00.html - 18.04.2009 19:10 Uhr
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: STUDIE - "Deutsche Ärzte fördern Tablettensucht"
« Antwort #1 am: 19. April 2009, 13:15:48 »
Ärzte haben keine Zeit für ihre Pat. Ein Gespräch enfällt in den meisten Fällen. Der KFZ-Mechaniker Deiner Wahl nimmt sich wahrscheinlich mehr Zeit für seine Kunden als der Hausarzt. Ein typisches Beispiel, wie wir es schon oftmals in der Praxis erlebt haben. Ein Pat. geht zum Hausarzt. Er fühlt sich schlapp, antriebsarm und niedergeschlagen. Statt zu versuchenherauszufinden warum, erfolgt der Griff zum Rezept. Wer ist nicht mal groggy? Gespräche und ein paar Tage Auszeit wirken manchmal Wunder. Oftmals ist auch eine Umstellung der Lebenseinstellung sinnvoll. Man kann und muß nicht Alles medikamentös behandeln. Nur, alles Andere ist eben zeitaufwendiger. Ist die erste Packung leer, geht es wieder zum Arzt. So ab der dritten Pck. ruft der Pat. nur noch an, kommt vorbei, bezahlt seine 10-Euro Eintritt und bekommt, ohne den Doc gesehen zu haben, von der Arzthelferin sein Rezept. Dies gilt nicht nur für Benzos, auch die Schmerzmittelabhängigkeiten haben zugenommen.
Pillenfreie Grüße
Dino