Autor Thema: Krieg und Medizin  (Gelesen 5050 mal)

Offline Thomas Beßen

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Krieg und Medizin
« am: 13. April 2009, 08:23:58 »
- so heißt eine Ausstellung der Wellcome Collection, London und des Deutschen Hygiene-Museums, die vom 4. April bis 9. August 2009 in Dresden gezeigt wird. Für Klassenfahrten bestimmt auch ein lohnendes Ziel...
 
"Krieg und Medizin – ein widersprüchlicheres Thema ist kaum denkbar: Auf der einen Seite die Zerstörungskraft und das menschliche Elend des Krieges, auf der anderen das Selbstverständnis der Medizin, Menschen zu heilen und gesund zu erhalten. Wie erleben Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Soldaten und Zivilisten diesen noch kaum erforschten ethischen Konflikt? Welche Erfahrungen machen sie mit Verletzungen und Tod, mit ihrer Hilflosigkeit und Verzweiflung, aber auch ihrem Mut und ihrer Bereitschaft, anderen zu helfen? Diese ganz persönlichen Perspektiven bilden das Zentrum der Ausstellung "Krieg und Medizin", einem Gemeinschaftsprojekt der Wellcome Collection, London, und des Deutschen Hygiene-Museums, Dresden. 

In welchem spannungsvollen Wechselverhältnis sich Krieg und Medizin bis heute befinden, zeigt die Ausstellung anhand von historischen und zeitgenössischen Exponaten und Dokumenten, von Foto- und Filmmaterial, aber auch anhand von Arbeiten bekannter Künstler wie Max Beckmann, Georg Grosz oder Conrad Felixmüller. Sie spannt einen zeitlichen Bogen von den aktuellen Konflikten in Afghanistan oder im Irak bis zurück zur humanitären Katastrophe des Krimkrieges. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts starben mehr Soldaten an den Folgen einer unzureichenden medizinischen Versorgung als auf den Schlachtfeldern. Sowohl die Kriegsführung als auch die Rolle der Medizin haben sich seitdem stark gewandelt. Angesichts der fortschreitenden Technisierung des Krieges gewann die Militärmedizin auch strategisch an Bedeutung. Während die neuartigen Waffensysteme den Soldaten die furchtbarsten Verletzungen zufügten, versuchte die Medizin parallel dazu mit wirkungsvolleren Behandlungsmethoden Schritt zu halten. Zugleich musste sie ihr Handlungsfeld immer stärker auf die Zivilbevölkerung ausweiten, die heute zunehmend direkt oder indirekt von den Kampfhandlungen betroffen ist.

In welchen ethischen Zwängen steht eine Medizin, die Leben rettet und Leiden lindert und die zugleich zu einem maßgeblichen Bestandteil des militärischen Apparats geworden ist? Wie vereinbaren wir das Recht auf militärische Verteidigung mit der humanitären Pflicht, Kriegsopfer auf dem bestmöglichen medizinischen Niveau zu versorgen? Diesem beklemmenden moralischen Dilemma nähert sich die Ausstellung aus kulturwissenschaftlicher und medizinhistorischer Perspektive und ermöglicht den Besuchern so eine informierte und emotionale Auseinandersetzung mit den Schicksalen und Motiven der handelnden Personen. Auch in Deutschland hat dieses Thema aufgrund der Auslandseinsätze der Bundeswehr eine bedrängende Aktualität gewonnen, der sich die Betroffenen, aber auch die Gesellschaft insgesamt stellen müssen.

Vom 22. November 2008 bis zum 15. Februar 2009 war die Ausstellung unter dem Titel War and Medicine. 150 years of life and loss. in der Wellcome Collection in London zu sehen. Nähere Informationen über die Präsentation in London finden Sie unter: www.wellcomecollection.org"


Ich wünsche noch einen guten Ostermontag!
Thomas Beßen


Quelle: http://www.dhmd.de/neu/index.php?id=1407

 

Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Krieg und Medizin
« Antwort #1 am: 13. April 2009, 16:28:03 »
Ich finde diese Thematik nicht nur für Schüler interessant. Krieg gehört schon seit Alters her zur Menschheit, ebenso das die Zivilbevölkerung schon immer am meisten zu Leiden hatte. Hinweise darüber finden wir bei Griechen, Römer sowie im Alten Testament. "Während die neuartigen Waffensysteme den Soldaten die furchtbarsten Verletzungen zufügten"" Es gab schon seit Anbeginnan furchtbarste Verletzungen, die auch heute noch infaust wären! Noch im ersten Weltkrieg starben mehr Verletzte an den Folgen als an der primären Verwundung. Ein Bauchschuß mit folgender Peritonitis war in der Regel tödlich, aber auch Bagatellverletzungen endeten oft dramatisch, es fehlte schlicht die Antibiose. Spitzenreiter stellten aber in der Regel Infektionserkrankungen dar. Larrey, der Leibarzt Napoleons, stellte sogenannte "fliegende Lazarette" dicht hinter der Front auf. Aber erst im amerikanischen Bürgerkrieg wurde durch die Nordstaaten ein zeitgemäßes Sanitätswesen geschaffen. Im Koreakrieg wurden erstmals Hubschrauber zur Evakuierung zeitkritischer Verletzter eingesetzt. Nach der Sturmflut 1962 in Hamburg waren es Militärhubschrauber, die die Rettung aus der Luft sowie die Versorgung der Bevölkerung durchführten. Man versuchte, durch die Genfer Abkommen, Zivilbevölkerung und Sanitätspersonal weitgehend zu schützen. Im Zeitalter asymetrischer Kriege sind Genfer Abkommen Illusion. Wer betroffen ist, bestimmt der Attentäter. Im übrigen, auch im heutigen Zeitalter sterben die meisten Betroffenen immer noch durch Hunger, werden erschlagen, erstochen oder erschossen, ganz zu schweigen von den folgenden Epidemien, siehe Afrika. Wie sagte BB so treffend: Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hinDann kommt der Krieg eben zu Dir. Meiner Meinung nach gibt es Parallelen grade von der Zeit von 1890 bis 1914. Es gab damals konkurrierende Großmächte die in verschiedenen Kolonialkriegen aber kooperierten, es gab Terrororganisationen und vor allem eine inkompetente Politik, nicht nur bei uns. Vielleicht können wir ja hier drüber diskutieren?
Dino
« Letzte Änderung: 13. April 2009, 16:29:58 von dino »