Wahnerscheinungen
1. Wahnkriterien
Im psychiatrischen Sinn versteht man unter Wahn : eine inhaltliche falsche ( krankhaft entstandene ) Meinung, die der Betroffene mit absoluter Überzeugung ( Evidenz ) vertrit und an der er auch, trotz aller vernüftiger Argumente, unbeirrbar und unzugänglich festhält ( unkorregierbar ). Selbst dann, wenn sie von seinen bisherigen Erfahrungen abweicht und objektiv überprüfbar ist. Da es keine strenge Definition für den Wahn gibt, sollen die aufgeführten Kriterien als eine Art der Annährung an dieses Krankheitsbild gesehen werden:
a ) Die Wahnhaft übersteigerte Überzeugung, die subjektiv als richtig erlebt wird.
b ) Die Meinung, die nicht zu beeinflussenist, obwohl die Erfahrung des Betroffenen ihn zu einer anderen Erkenntnis bringen sollte / müsste .
c ) Der Wahn ist eine lebens bestimmende Realität für den Betroffenen und kann zum Lebensinhalt werden.
d ) Der Wahn ist eine krankhafte Erscheinung.
e ) Der Inhalt des Wahns ist einzigartig und wird nur von den " anderen " als falsch beurteilt. Man spricht auch von einer " Privatwirklichkeit". Es besteht somit ein deutlicher Unterschied zum Irrtum, der bei genügend Informationen korrigierbar ist.
Bei einer ganzen Reihe von Wahninhalten kann nicht von wahr oder falsch gesprochen werden ( z. B. religöser Wahn ) , da sie nicht objektiv zu beurteilen sind. Es kommt aber auch vor, dass sich ein scheinbarer Wahn später als richtig (z.B. beim Eifersuchtswahn ). Wer jedoch viel mit Wahnkranken zu tun hat, ist in der Regel sicher in der Einschätzung der Krankheit.
2. Wahnentstehung
Auch der psychisch gesunde kann etwas als absolut sehen. Er ist aber auch dazu fähig dies wieder zu relativieren, wenn er von anderen vom Gegenteil überzeugt wird.Funktioniert dieses Auseinandersetzen mit einem Thema nicht, kann dies die Grundlage für einen Wahn sein. Es gibt Hinweise dafür, dass ein Mensch zur Entwicklung eines Wahns bzw. einer damit verbundenen Krankheit genetisch veranlagt sein kann. Neben der Disposition spielen auch psychische Faktoren und verschiedene andere Bedingungen eine Rolle. So hat man festgestellt ,dass soziale Unsicherheit, Freiheitseinschränkungen, Isolation und unerträgliche Selbstkränkung die Entstehung von wahnhaftem Erleben begünstigen.
Entwicklung der Verselbstständigung eines interessanten Themas bis hin zum Wahnsyndrom :
Intresse zum gesteigertem Intersse zur überwertigen Idee zur fixen Idee zur Wahnvorstellung zum Wahnsyndrom.
Zwanghafte Persönlichkeitszüge können bereits die Grundlage / Basis für ein Wahnthema bilden. Das Wahnthema ist meist aus der persönlichen Lebensgeschichte verstehbar. Berücksichtigt werden müssen dabei auch das Geschlecht, Alter, Berufskreis und die sozialen wie kulturellen Bedingungen.
3. Wahnstimmung und Wahnidee
Bei der Wahnstimmung handelt es sich um ein Gefühl des Betroffenen. Er glaubt,dass etwas in der Luft liegt irgend etwas - meist etwas Schlimmes passieren könnte und etwas passiert. Diese besondere Form der emotionalen Gespanntheit wird als Wahnstimmung bezeichnet. Man kann dies als Vorstufe des Wahns ansehen, ohne Wahnidee. Nicht jeder Betroffene kann über diese Vorstufe berichten, sie liegt oft Wochen bis Jahre zurück und ist in vielen Fällen einfach vergessen gegangen. Oft sind es Angehörige die von einer Zeit sprechen, in der der Betroffene mißtrauisch und ängstlich gewesen ist und mehr und mehr Dinge " verkannt" habe. Die Wahnstimmung, die meist der Wahnwahrnehmung vorrausgeht ist dem Betroffenen sehr unheimlich und mit Ängsten besetzt, Glücksgefühle kommen nur sehr selten vor. Alle Vorgänge um ihn herum scheinen merkwürdig und seltsam. Da er sich nicht erklären kann was mit ihm " gespielt " wird dominieren die Gefühle von Unsicherheit und Furcht.
4. Wahnwahrnehmung
Bestimmte Wahrnehmungen werden wahnhaft empfunden. Ein Vorgang oder Gegenstand bekommt eine besondere, nur für den Betroffenen gültige Bedeutung. Die Wahnwahrnehmung ist somit relativ leicht vom normalen Erleben zu unterscheiden. Der Betroffene ist ohne zu hinterfragen ob dies wirklich so sein kann, unkorrigierbar von seiner Interpredation des Geschens überzeugt. Cave : Es lohnt sich nicht und ist nicht Sinnvoll mit einem Wahnkranken über seinen Wahn zu diskutieren und ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Damit wird oft nur ein zusätzliches Festhalten im Wahnsystem begünstigt, da sich der Betroffene dort sicher fühlt.
5. Wahnthema
Meistens kommt der Wahn zusammen mit anderen psychopathologischen Symptomen vor. Wenn der Wahn allein auftrit, nennt man dies monosymptomatische Wahnerkrankung. Ist es nur ein Wahnthema, spricht man von einer monothematischen Wahnerkrankung. Hier nachstehend einige Wahnthemen.
a ) Beziehungswahn : der betroffene bezieht vieles von dem, was sich in seiner Umgebung ereignet auf sich. er glaubt, es geschehe seinetwegen. Dies können die Inhalte von Fernsehsendungen oder Zeitschriften sein, aber auch Worte und Handlungen von Mitmenschen oder nur ihre Mimik und Gestick. Er unterstellt ihnen Äußerungen, die sie so nicht gemacht haben. Sämtliche Beobachtungen, real oder unreal setzt er meist negativ besetzt in Beziehung zu sich. Der Beziehungswahn ist sehr häufig bei der Wahnentwicklung und trit auch bei sich manifestierenden Psychosen auf.
b ) Beeinträchtigungswahn : Im Gegensatz zum Beziehungswahn bezieht der Betroffene nicht nur alles auf sich, sondern grundsätzlich auch gegen sich gerichtet. Er glaubt alle wollen ihn beleidigen, ihn schaden oder sogat töten. Beeindruckend ist auch die Überzeugung der Betroffenen das sie überall ungerecht behandelt werden.
c ) Verfolgungswahn : ist ein gesteigerter Beeinträchtigungswahn. Hier werden harmlose Situationen als Bedrohung oder Verfolgung empfunden und wahrgenommen. Es beginnt oft mit einem unbestimmten Gefühl das etwas nicht in Ordnung ist, dann werden Ereignisse falsch gedeutet. Betroffene berichten man wolle sie vergiften. Die ganze Umwelt einschließlich der Familie können Verfolger oder Hintermänner sein. Der betroffene spricht diesen Verdacht meist nicht offen aus. Oft trit dieser Wahn bei Psychosen auf. ( paranoide Psychose )
d ) Eifersuchtswahn : Für den Betroffenen steht absolut fest, dass der Lebenspartner ihn betrügt und hintergeht auch wenn er keine Beweise dafür hat. Er kontrolliert und beobachtet seien Partner. Nichtige Fakten werden werden als absolute Beweise dafür angeführt. Dieses Wahnthema trit oft bei Männern mit organischen Psychosen und bei Alkoholismus auf. Es kommt aber auch in Verbindung mit anderen Wahnthemen vor.
e ) Lieberwahn : Unter diesen versteht man den erotischen Beziehungswahn. Der Betroffene glaubt von einer bestimmten Person geliebt zu werden, die diese Beziehung aber leugne. Oft haben Betroffene noch nie mit dem scheinbar geliebten gesprochen und kennen ihn nur flüchtig. Sie entnehmen aus flüchtigen Blicken Gesten und aus Verhalten des anderen Zuwendung.
f ) Größenwahn : Der Betroffene überschätzt hierbei seine gesellschaftliche Rolle, seine eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten und Leistungen. Er glaubt ungeheuer mächtig und reich zu sein, fähig die Welt durch Erfindungen oder Revolutionen zu veränderen. Oft hören sie auch überirdische Stimmen die ihnen sagen, dass sie berufen oder sogar gottlich sind.Mit unter kommt es vor das der Betroffene Mitmenschen als hohe Persönlichkeiten verkennt. Im Rausch oder bei der manischen Erregung kann es zur pathologischen Selbstübersteigerungen kommen. Zum eigentlichen Größenwahn kommt es bei organischen Psychosen, Manie und Schizophrenie.
g ) Kleinheitswahn : das ist der gegenteilige Wahn zum Größenwahn. Der Betroffene empfindet sich als machtlos, verloren und nichtig. Manche betroffene haben das Gefühl sie würden tatsächlich immer kleiner und lebten nur noch zum Schein. In ausgeprägten Formen legnet der Betroffene seine eigene Existenz und auch die seiner Familie ( nihilistischer Wahn ). Diese Form des Wahn trit am häufigsten bei schweren Depressionen auf.
h ) Versündigungswahn : Bezeichnend ist der unerschüterliche Glauben, an allem Schuld zu sein. Der Betroffene glaubt sich verantwortlich für das ganze Leid der Welt. Menschen sterbenund führen Krieg weil er in seinem Leben gesündigt hat. ( z.B. onaniert, abgetrieben, Essen weggeworfen usw. ) Der Versündigungswahn trit meist bei Depressionen auf und ist mit Schuldgefühlen überschwemmt.
i ) Verarmungswahn : Hierbei glaut der Betroffene nichts mehr zu besitzen und hat Angst verhungern zu müssen oder sein Haus zu verlieren.Er empfindet seine ganze Familie ins Unglück zu stürzen. Diese Form des Wahns ist häufig bei aggitierten Depressionen. Die Erregung ist nachvollziehbar wenn man sich mal vorstellt, dass man vor dem finanziellen und sozialen aus steht. ( Das kann einen schon ganz schön nervös machen und die Schweißperlen über den Körper treiben. )
So und nun die Frage die kommen mußte: Welche Pflegediagnosen kommen für diesen Bereich in Frage ?
