"Viel trinken ist Pflicht" steht im Artikel. Wer will mich denn verpflichten? Der Bundesgesundheitsminister? Der Herr Doktor? Oder die Pflegefachkraft?
Was ist mit meinem Selbstbestimmungsrecht, wenn ich nicht trinken will? Da haben wir ein juristisches Problem!
Sicherlich können wir nicht zusehen, wie ein Mensch verdurstet/ exsikkiert. Und die Folgen einer Austrocknung sind gravierend.
Aber warum trinken wir überhaupt? Weil wir Durst empfinden. Und dieses Gefühl geht im Laufe eines Lebens physiologisch bedingt zurück.
"Mit zunehmendem Alter nimmt einerseits der Wassergehalt des Körpers durch Abnahme von Muskelgewebe ab. Andererseits verringert sich das Durstgefühl deutlich, da alternde Sinneszellen das Durstempfinden unterdrücken." vgl: Flüssigkeitsmangel im Alter - Gesundheitsamt Bremen
https://www.gesundheitsamt.bremen.de › fluessigkeitsma...
Nun haben wir als Pflegefachkräfte berufsbedingt eine Fürsorgepflicht und können nicht zulassen, dass ein Schutzbefohlener Schaden erleidet. Ähnlich der Fürsorgepflicht von Eltern bei kleinen Kindern, die ihr Durstgefühl noch nicht vollends entwickelt haben.
Also wann setze ich mich gegen den erklärten Willen eines wahrnehmungseingeschränkten (kleinen!) Menschen durch?
Aber es geht auch darum, wie ich meinen Willen durchsetze (n darf)?
Es sind ja auch
die "erwachsenen" Kinder, die ihre Eltern "mit Nachdruck anhalten" gegen ihren Willen zu trinken oder gar zu essen. Da gibt es ja so einige Filme zum Thema DEMENZ, wo das eindrucksvoll dargestellt wurde. Eine Vorgehensweise, wie ich sie nicht empfehle.
Was ich jedoch empfehle, und das ist auch in anderen Filmen und im Leben sehbar, ist das Verhalten von liebevoll fürsorglichen Eltern. Sie gehen spielerisch mit dieser Situation um. Sie veranstalten zum Beispiel Trinkspiele, damit das Kind, obwohl es keine Durst empfindet, ausreichend trinkt.
Das kostet aber Zeit, die dem Pflegefachpersonal oft nicht zur Verfügung gestellt wird.
Die Personaldecke wird ausgedünnt und die Pflegebedürftigkeit der zu betreuenden Bewohner/Patienten wird immer zeitintensiver.
Ich denke bevor der Herr Gesundheitsminister Empfehlungen/Anweisungen/Ratschläger erteil, sollte er die Rahmenbedingungen in den Altenheimen/Krankenhäusern nachhaltig beeinflussen (wollen). Das macht er aber nachhaltig nicht!
Sonnige Grüße aus Essen, Michael Günnewig