Autor Thema: Cannabis aus der Apotheke - Hilfe gegen Schmerzen  (Gelesen 4529 mal)

Offline Thomas Beßen

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Cannabis aus der Apotheke - Hilfe gegen Schmerzen
« am: 24. Februar 2009, 07:51:42 »
"Zehn Jahre hat der heute 58 Jahre alte Felix (Name geändert) aus Berlin illegal gegen seine Schmerzen angekifft. Am vergangenen Freitag konnte er zum ersten Mal in seiner Apotheke ganz legal ein Tütchen Marihuana - pardon: Cannabis-Blüten - abholen.

Zwei Jahre musste er auf diesen Tag warten: Nachdem das Bundesverwaltungsgericht im Mai 2005 festgestellt hatte, dass die medizinische Behandlung mit Cannabis möglich sein muss, hatte Felix 2007 seinen Antrag gestellt. Nach einem Jahr wurde ihm erlaubt, ein Medikament mit dem Cannabis-Wirkstoff THC einzunehmen. "Doch über den Magen wirkt das bei mir nicht so, wie wenn ich inhaliere." Also erneuerte er seinen Antrag: Ende 2008 gestattete die Bundesopiumstelle ihm und sechs anderen Patienten, Gras per Apotheke zu beziehen. Nach Lieferschwierigkeiten ging das erste Cannabis am Freitag in den Apotheken ein. Eine große Erleichterung für Schwerkranke wie Felix, der vor 13 Jahren eine Hirnblutung hatte und seither an starken Schmerzen im zentralen Nervensystem leidet. "An längeren Schlaf war in den ersten drei Jahren nicht zu denken." Felix, vor seiner Krankheit Lehrer, hat alles probiert, Antispastika, Antiepileptika, Opiate, die die Schmerzen zum Teil sogar noch verstärkten. Erst als er - bekennender Nichtraucher - Cannabis ausprobierte, sah er Licht: "Schmerzfrei bin ich nicht. Werde ich nie sein, aber Cannabis hilft mir, durch den Tag zu kommen. Vor allem kann ich wieder schlafen, sechs, sieben Stunden am Stück. Außerdem wirkt es stimmungsaufhellend und lindert die schlimmsten Schmerzen."

Manchem Schwerkranken, darunter Epileptikern, Patienten mit Multipler Sklerose oder Krebskranken, die unter Appetitlosigkeit leiden, könnte Cannabis helfen. Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM) freut sich deshalb über den aktuellen Erfolg: "Da ist in der Bundesopiumstelle, aber auch in der Politik ein Wandel eingetreten", sagt Franjo Grotenhermen, geschäftsführender IACM-Vorstand. Und doch weiß er: "Die sieben Patienten sind privilegiert. Denn das Genehmigungsverfahren ist unglaublich aufwendig. Die Ärzte müssen beweisen, dass alle anderen Therapien ausgeschöpft sind." Dazu gehören ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis und eine individuelle Nutzen-/Risikobewertung des einzelnen Patienten. "Das Verfahren muss vereinfacht werden", fordert Grotenhermen.

Felix ergänzt: "Es muss auch schneller gehen. Es gibt Leute, die sind sehr schlecht dran, die brauchen das Zeug, und können nicht zwei Jahre darauf warten." Sie müssen es sich aber auch leisten können. Privatpatient Felix bezahlt 225 Euro im Monat, 22,50 Euro pro Gramm: "Das ist doppelt so teuer wie in Holland."

Und doch ist er froh, dass er sein Cannabis jetzt ganz legal in der Apotheke kriegt. "Zehn Jahre lang haben mir das Freunde, oft auch deren Kinder, illegal auf dem Schwarzmarkt besorgt. Die haben sich immer strafbar gemacht. Das ist jetzt endlich vorbei.""

Guten Morgen!
Thomas Beßen

Quelle: Frauke Haß in http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=1680229&

Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.