Die dpa meldete gestern, am 10. Februar 2009 Folgendes:
"New Haven – Viele Raucher brauchen einen ernsten Anlass für ihre letzte Zigarette. Und auch Übergewichtige sind für Diäten oft erst zu motivieren, wenn eine Folgeerkrankung eingetreten ist. Diesen Eindruck vermittelt eine Langzeitstudie in den Archives of Internal Medicine (2009; 169: 237-242).
Die Ergebnisse klinischer Studien zur Tabakabstinenz sind in der Regel enttäuschend. Die Mehrzahl der Teilnehmer ist nach einem Jahr rückfällig. Noch ineffektiver sind viele Diäten. In den randomisierten Studien nehmen die meisten Patienten nach einem anfänglichen Erfolg wieder zu und wiegen am Ende nicht selten weniger als vorher.
Dennoch gibt es viele ältere Menschen, die das Rauchen aufgegeben haben (beim Übergewicht kommt es seltener zur Gewichtsreduktion). Möglicherweise sind die Ärzte an diesem Erfolg mitbeteiligt, wenn auch nicht durch ihre Ratschläge oder die Verordnung von Therapien, die selten befolgt werden.
Dennoch: Die Warnung, dass Rauchen und Übergewicht die beiden wichtigsten Ursachen für einen vorzeitigen Tod sind, werden registriert. Umgesetzt werden sie aber erst, wenn die vorhergesagten Erkrankungen eingetreten sind, wie die Studie von Patricia Keenan von der Yale School of Public Health in New Haven/Connecticut zeigt.
Die Forscherin hat die Angaben von mehr als 20.000 übergewichtigen Menschen und von 7.500 Rauchern ausgewertet, die im Rahmen der Health and Retirement Study seit 1992 regelmäßig nach ihrem Gesundheitszustand befragt werden.
Ergebnis: Raucher werden 3,2-fach häufiger abstinent, wenn sie eine neue Krankheitsdiagnose erfahren haben, bei Übergewichtigen geht der Wechsel vom Gesundsein zur Patientenidentität mit einem Rückgang des Körpergewichts um 2 bis 3 Pfund einher, wobei offen bleibt, ob dies nicht auch Folge der Erkrankung ist.
Beim Raucher steigt der Wille zur Abstinenz mit der Zahl der Diagnosen. Eine Erkrankung war mit einer 2,9-fach erhöhten Chance auf eine Abstinenz assoziiert, bei mehreren neuen Diagnosen betrug die entsprechende Odds Ratio 6,14. Beim Übergewicht senkt die erste Diagnose den BMI um 0,34 Punkte. Die Multimorbidität bringt 0,64 Punkte mit sich.
Die Patienten wissen durchaus, dass sie durch ihre Lebensweise ihrer Gesundheit schaden. Herzerkrankungen (Odds Ratio 5,15), eine Krebserkrankung (Odds Ratio 4,31) und ein Schlaganfall (Odds Ratio 4,26), aber auch Lungenerkrankungen (Odds Ratio 2,25) verderben ihnen häufiger die Freude am Tabak als ein Diabetes (Odds Ratio 1,69), während der Diäteffekt beim Diabetes am größten ist (BMI minus 0,60).
Auch wenn die Zahlen schwer zu vergleichen sind, scheint es den Rauchern doch leichter zu fallen, dem Laster abzuschwören als den Übergewichtigen, die allerdings nicht nur auf einen Suchtstoff, sondern auf viele Genüsse verzichten müssen."
Feierabendliche Grüße!
Thomas Beßen
Quelle:
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=35377