Autor Thema: Selbstmitleid - Selbstmitgefühl  (Gelesen 9088 mal)

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Selbstmitleid - Selbstmitgefühl
« am: 18. Juli 2021, 07:21:50 »
Ich habe da mal ne Frag in die psychologische Fachwelt.
Vor wenigen Tagen habe ich einen Begriff gehört, der mich beschäftigt.  SELBSTMITGEFÜHL
Nun denke ich mir, das Leid - leiden ein Gefühl ist.
Was kann es dann bedeuten, wenn man von Selbstmitgefühl spricht? Ich fühle doch mein Leiden. Soll ich meine Leiden mehr oder anders fühlen?
Wer kann mir bitte bei der Aufklärung helfen?
Danke im Voraus!!
Grüße aus dem Ruhrgebiet, Michael Günnewig


Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.051
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Re: Selbstmitleid - Selbstmitgefühl
« Antwort #1 am: 18. Juli 2021, 09:59:23 »
Also, mal ein Erklärungsversuch. Von dem französischen General Joffre ist bekannt, das er bei schwierigen Entscheidungen, unliebsamen Überraschungen etc fast wie in Trance verfiel und leise vor sich hersprach: "Armer Joffre", dies konnte stunden dauern. Man könnte es mit Selbstmitleid umschreiben. Nun zum Selbstmitgefühl, wenn Du einen übel riechenden Dekubitus zum VW vor Dir hast, Du mit den Schultern zuckst und Dir selbst sagst/denkst: Shit happeness, da muß ich jetzt durch. Anschließend führst Du den VW durch. Selbstmitleid kann Dich lähmen, Selbstmitgefühl nicht.

VG
dino

Offline norbert1507

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 244
Re: Selbstmitleid - Selbstmitgefühl
« Antwort #2 am: 18. Juli 2021, 17:24:26 »
Gar nicht so leicht zu verstehen, aber Dino hat es wie üblich praxisnah beschrieben.
Ich musste es mehrmals lesen , um es einigermaßen zu verstehen.
Folgende gegoogelte Erläuterung hat mir am besten gefallen:
HG Norbert

Selbstmitleid und Selbstmitgefühl – die zwei wesentlichen Unterschiede
Viele Menschen verwechseln Selbstmitleid mit Selbstmitgefühl. Das passiert auch, wenn Mitleid und Mitgefühl versehentlich gleichgesetzt werden. Es gibt deutliche Unterschiede zwischen dem Zustand, passiv im Selbstmitleid zu versinken und aktives Selbstmitgefühl zu praktizieren. Schon die Formulierung zeigt einen wesentlichen Unterschied: Selbstmitleid verführt zur Passivität; Selbstmitgefühl lädt zur einer wachen, aktiven Haltung ein. Hier die Unterschiede zwischen den beiden Haltungen im Schnellüberblick:

Selbstmitleid
Selbstmitleid trennt uns von der Welt:

„Wahrscheinlich geht es so schlecht nur mir“

Wenn wir uns selbst bemitleiden, zieht sich die Welt um uns zusammen. Wir haben den Eindruck, mit unserem Schicksal alleine zu sein. Manche Menschen sind so niedergeschlagen und so im Selbstmitleid verstrickt, dass sie sogar Selbstbeschimpfung betreiben.

Wie können wir uns aus dem Selbstmitleid befreien?

Mitgefühl mit uns selbst ist der Schlüssel. Indem wir mit uns selbst mitfühlen, also Selbstmitgefühl üben, richtet sich unser Blick aus einer Außenperspektive auf uns – und auf unsere Mitmenschen.

Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl bringt uns mit der Welt in Verbindung.

„Ich bin einer von vielen, die Trauer und Schmerz erleben.“

Wenn wir mit uns selbst mitfühlend sind, nehmen wir eine liebevolle und fürsorgliche Haltung uns gegenüber ein. Während wir uns Selbstmitleid ablehnen, weil wir uns als bemitleidenswert erleben, kommen wir im Selbstmitgefühl annehmend zu uns, wenden uns zu. Was wir uns sonst oft vergeblich von anderen wünschen, schenken wir uns selbst: Zuwendung und Achtsamkeit für uns.

Die zwei wesentlichen Unterschiede zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl:

Unterschied 1 zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl
Selbstmitleid isoliert uns von anderen.
Selbstmitgefühl verbindet uns mit uns selbst und mit anderen: ein Herzensöffner in alle Richtungen.
Unterschied 2 zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl
Selbstmitleid kann den Schmerz vergrößern
Selbstmitgefühl hilft uns, uns zu trösten und aufzubauen
Ein Achtsamkeitstraining unterstützt die Resilienzfähigkeit. Selbstmitgefühl ist wie ein Herzensöffner für die eigene innere Kraft. Wir können also zusammenfassend feststellen:

Gefühle sind immer auch das Ergebnis einer Haltung. Wer mit sich achtungsvoll und achtsam umgeht, kann die eigenen Gefühle wahrnehmen. Selbstmitgefühl bringt den Menschen eine wache und handlungsfähige Position.

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.181
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Re: Selbstmitleid - Selbstmitgefühl
« Antwort #3 am: 18. Juli 2021, 18:42:13 »
Interessante Thematik, Kollegen. Bitte aber auf jeden Fall die Quelle von Zitaten nennen. Das Urheberrecht müssen wir grundsächlich beachten.
Hier z.B. https://www.mitgefuehl-ueben.de/selbstmitleid-selbstmitgefuehl-unterschiede/

Schönen „Restsonntag“ noch!
Thomas

p.s.: Gerhard Seyfried zeichnete mal zwei Typen die sich ziemlich ratlos gegenüber stehen. Zwischen beiden liegt eine Armbanduhr auf dem Boden. Da sagt der eine zum anderen: „Hab‘ ich eigentlich das Uhrheberrecht oder du?“ 8-)
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Re: Selbstmitleid - Selbstmitgefühl
« Antwort #4 am: 18. Juli 2021, 19:54:06 »
Hallo Norbert, hallo Thomas, hallo Dino, habt vielen Dank  für Eure Infos und Quellen.

Mit kollegialem Dank aus Essen, Michael