Autor Thema: Pflegebedürftige beraten – die wichtigsten Tipps  (Gelesen 8239 mal)

Offline Thomas Beßen

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Pflegebedürftige beraten – die wichtigsten Tipps
« am: 24. Mai 2021, 10:31:48 »
"Viele Pflegekräfte beraten intuitiv, mehr oder weniger nebenher. Doch Kassen, Arbeitgeber und auch das neue Pflegeberufegesetz erwarten mehr. Interview mit dem Autor von „Beratungskompetenz in der Altenhilfe“. ..."

>>> https://www.pflegen-online.de/pflegebeduerftige-beraten-die-wichtigsten-tipps

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Thomas Beßen
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Offline ChrisWeb

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Re: Pflegebedürftige beraten – die wichtigsten Tipps
« Antwort #1 am: 28. Mai 2021, 07:11:56 »
Der Artikel bezieht sich zwar mehr auf die ambulante Pflege, aber auch im KH kommt Beratung/ Anleitung (meiner Meinung nach) häufig zu kurz.

Für Beratung/ Anleitung braucht man aber auch (qualifiziertes) Personal, ggf. Infomaterial, was man Pat. an die Hand geben kann (zum Nachlesen) und Zeit.
Mit "einmal" ist es auch nicht getan. Unter guter Beratung (und Anleitung) definiere ich auch, dass man z.B. am nächsten Tag noch mal zu dem Pat. geht und abklärt/ kontrolliert, ob alles verstanden wurde/ ob alles korrekt durchgeführt werden kann oder neue Fragen aufgetreten sind. Ggf. ist dann noch ein weiterer Termin nötig (wenn Unsicherheiten,...).

Es fängt an bei s.c.-Injektionen (z.B. Antithrombosetherapie weiterführen nach Entlassung), Beratungen über finanzielle Möglichkeiten/ Umbaumöglichkeiten für zu Hause (wenn Pflege nach KH aufwendiger), ggf. Pflegedient/ Pflegeheim (teilweise aber auch durch den Sozialdienst abgedeckt), was darf/ soll ich machen (z.B. bestimmte Bewegungen nach OPs vermeiden), worauf soll ich achten (z.B. nach Untersuchungen/ OPs (ab wann sollte ich dringend klingeln?) u.s.w.

Ich kann keine ausführliche, qualitativ hochwertige Beratung/Anleitung bei einem Patienten durchführen, wenn ich noch nebenbei OP-Vorbereitungen abzuarbiten habe oder noch 2 andere Patientenzimmer klingeln. Den/ die Kollege/Kollegin möchte ich dann aber auch nicht alles abarbeiten lassen. Immer Schüler:innen schicken ist auch keine Lösung.

Was tun?
« Letzte Änderung: 28. Mai 2021, 07:20:21 von ChrisWeb »
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Offline IKARUS

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Re: Pflegebedürftige beraten – die wichtigsten Tipps
« Antwort #2 am: 28. Mai 2021, 08:37:56 »
Was Du schreibst Chris ist richtig und kann noch dadurch abgerundet werden, dass das GELD kostet.
Und will die Gesellschaft (nicht die aktuell Betroffenen!) sich das leisten?
Wie Du richtig schreibst, können wir das nicht nebenbei machen. Das geht dann auf Kosten von Kollegen und Betroffenen (Bewohner/Patienten/Angehörige).
Für die Anleitung und Beratung braucht es Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. Denn die eine Anleitung kann 1:1 nicht auf eine andere Person übertragen werden. Hier kommen persönliche Vorlieben und Abneigungen zum tragen, was bei rein technischen Vorgängen kaum eine Relevanz hat. Ich kann eine Operation/einen Verbandswechsel technisch immer wieder 1:1  reproduzieren, was aber mit didaktischen Konzepten schwerer möglich ist.

Grüße aus dem Ruhrgebiet,
Michael Günnewig
 

Offline ChrisWeb

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Re: Pflegebedürftige beraten – die wichtigsten Tipps
« Antwort #3 am: 28. Mai 2021, 14:06:29 »
Da gebe ich dir Recht.

Den Faktor GELD habe ich (indirekt) in den anderen Faktoren mit drin/ reininterpretiert (qualifiziertes Personal, Zeit, Infomaterial,...)-> gibt's nicht umsonst (soweit ich weiß   :-))

Tja. Was möchte/ kann sich eine Gesellschaft leisten?
Gesundheit ist ein Gut, wo man nicht sparen sollte...
Aber- gibt es vielleicht schon genug Geld "im System", wird es nur "falsch verteilt"?
Soweit ich weiß, ist Pflege in den DRGs nur sehr begrenzt vertreten. Sollte man da vielleicht ansetzten und einen größeren Prozentsatz für die Pflege reservieren? Wenn da mehr Geld-> KH kann mehr Personal einstellen (bzw. durch bessere Bezahlung den Beruf attraktiver machen und dadurch Personalmangel (mittelfristig) beheben)-> mehr Zeit für jede einzelne PK-> Bessere Betreuung der Patienten (und eben mehr Zeit für Anleitung/ Beratung),...

Im ambulanten Bereich ist die Abrechnung anders. Da wird nach "Leistung" bezahlt (nicht nach Pauschalen).

Wenn das mit der DRG-Anpassung nichts wird (bzw. generelle DRG-Erhöhung), könnten sich ja die Patienten auf "Privatrechnung" Zeit bei/mit den Pflegekräften kaufen...?
Es lebe die 2-Klassengesellschaft  :evil: (enthält ironische Anteile)
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Offline IKARUS

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Re: Pflegebedürftige beraten – die wichtigsten Tipps
« Antwort #4 am: 29. Mai 2021, 10:57:30 »
Das man bei der Gesundheit nicht sparen sollte, sehen wir Gesundheitsberufler und die Betroffenen so. Aber sieht das die "gesunde" Gesellschaft auch so?
Viele mit denen ich rede, ist die Gesundheit und ihre Finanzierung nicht so wichtig. Da wird gespart was das Zeug hält, für den nächsten Urlaub oder was auch immer.
Die Betroffenen sind aber eine zu kleine Gruppe, als das sie das Gesundheitssystem (und die Wünsche einiger) finanzieren könnten.
Hier braucht es Solidarität - die immer weniger wird!!

Viele wünschen sie sich, wenn sie betroffen sind, aber vorsorgen wollen sie nicht in einem ausreichenden Maße. Es ist bei Bedarf nicht genügend vorrätig für die Bedürftigen.
Auch wir beruflich Pflegende sollten lernen, dass wir nicht alles kompensieren können, was sich die anderen nicht leisten wollen aber sich b.B. wünschen.
Wir sind Dienstleister!!
Hier möchte ich nur die NOTFÄLLE außen vor lassen, aber auch die wollen finanziert werden.
Und das mit der Mehrklassengesellschaft ist doch gewollt. Wir sollten das nicht negieren!! Wozu gibt es in den Kliniken unterschiedliche Bereiche = Privat- und Normalstation? Chefarztbehandlung und den Rest?  Selbst im Flugzeug und bei der Bundesbahn gibt es 2 Klassen.

Was die DRG´s angeht, ist das doch von einigen Akteuren so gewollt. Wo waren die Pflegemanager an dieser Stelle?
Wie stark ist die PFLEGE, wenn es darum geht Gelder zu verteilen.
Wir sagen öfter: wir seien die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Mag ja sein, aber wir sind keine schlagfertige Berufsgruppe. Wir können uns nicht (schlecht) organisieren. Und  die die sich organisieren, werden aus der Berufsgruppe schräg betrachtet.
Ich bin für die Professionalisierung unserer Berufsgruppe, aber wir müssen auch lernen, dass wir zubeißen müssen, wo es erforderlich ist.
Und  das Zubeißen kann nicht jeder Pflege-Akademiker! Das kenne ich auch aus anderen Berufsgruppen so. Da kann auch nicht jeder sich am Tisch mit den BWLern durchsetzen. Eventuell weil sie Angst haben einen Dekubitus zu bekommen.
Wir müssen ja nicht mit unlauteren Mitteln arbeiten, uns aber wohl auf auf die Kampftaktik des anderen einstellen (können!).

Sonnige Grüße, Michael Günnewig

Offline IKARUS

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Überarbeitung meiner Datei zur Beratung Pflegebedürftiger
« Antwort #5 am: 09. August 2023, 05:44:59 »
Die Pflegeberatung ist ein Bestandteil des pflegerischen Tuns. Es sind nicht nur die wichtigen medizinischen Grundlagen/Fakten, die uns als Pflegefachkräfte leiten sollten. Auch oder besonders der Blick auf die Pflegeberatung nimmt einen zeitlichen Stellenwert ein.  Die Pflegeberatung nimmt sogar einen abrechenbaren Faktor ein, so dass diese Arbeit nicht "nebenher" erledigt werden muss.
Zur Erstellung eines Beratungskonzepts sind somit auch die Grundlagen der Kommunikation von einer wichtigen Bedeutung. Das "sagt" der Betroffenen/seine Angehörigen körpersprachlich. Bleibt er entspannt oder nimmt seine Körperspannung zu. Woran kann es liegen, dass der Betroffenen seine Körperspannung erhöht. Fühlt er sich unwohl? Ist ihm etwas peinlich? Wie kann/sollte ich mit dieser "körpersprachlichen Äußerung" umgehen?
Ein spanendes Thema, das in einer Hausarbeit vertieft werden könnte.
Den Auftrag bekommen "meine Schülerinnen" für den nächsten Schulblock aus Hausarbeit.
Eventuell finden sich ja auch hier Autorinnen/Autoren, die sich dem Thema zuwenden möchten.
Beste Grüße aus Essen, Michael Günnewig