Autor Thema: Störungen im Bereich der Affektivität  (Gelesen 7228 mal)

Shet

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Störungen im Bereich der Affektivität
« am: 12. November 2008, 01:43:25 »
 Störungen im Bereich der Affektivität

Der Begriff Affektivität oder auch Emotionalität umfasst den großen Komplex des Gemüts-, Gefühls-und Stimmungslebens. Der Begriff Affekt steht für eine psychisch reaktiv ausgelöste akute und intensive Gefühlsregung wie Wut, Freude, Angst oder Ärger. Die Affektivität wirkt sich auch auf andere Funktionen aus, wie auf die Erinnerungen und das Denken, auch mit dem Antrieb ist sie eng verbunden. Der Begriff der Stimmung beschreibt eine länger anhaltende Gefühlsregung ( Zustand ) wie zum Beispiel Traurigkeit, dieser Gefühlszustand bestimmt dann auch das Handeln und Denken der Betroffenen Person. Die Lebensgrundstimmung beschreibt das durchschnittliche psychische Allgemeinbefinden. Sie ist bei jeden Menschen unterschiedlich und Schwankungen unterworfen, sie kann gehoben, ängstlich, depressiv dauerhaft oder vorübergehend sein. Der Bereich der Affektstörungen  lässt sich in 3 Bereiche einteilen:

  1. Quantitative Affektstörungen

Diese lassen sich auch wieder in 2 Gruppen aufteilen. Die eine zeichnet sich durch ein Übermass an  Gefühlen aus ( Übersensibilität ), dass sich in einem affektiven überschiessen manifestiert z.B. bei einigen Formen der Persönlichkeitsstörungen und in der Pubertät. Die zweite Gruppe beschreibt die affektive Verödung und äußert sich in verminderten Empfindungen.

  2. Qualitative Affektstörungen

Hierunter zählen solche Störungen die die Gefühlslage verändern, zum Beispiel Zustände abnormer Lust oder Unlust wie sie bei Menschen mit manischen oder depressiven Syndrom zu beobachten sind.

  3. Regulationsstörungen der Affektivität

Dies beschreibt die Unfähigkeit einer Betroffenen Person einzelne Affektlagen beizubehalten und abzustimmen. Dazu gehören wechselnde Affektivität also gewissermassen das Umkippen der Gefühlslage und die Affektinkontinenz, was die übermässige starke affektive Entladung beschreibt. ( Unbeherrschtheit )

Kurze Erläuterungen zu Begriffen die in der Psychiatrie auch im Bereich der Affektivität genutzt werden und bestimmte Zustände beschreiben.

a ) Inadäquater Affeket ( Parathymie-Gefühlsverkehrung ): dies ist eine Gefühlsregung die nicht der aktuell gegebenen Situation entspricht. Die Situation und die Stimmungslage können grundsätzlich und absolut gegensätzlich sein. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein Mensch der auf einer Beerdigung plötzlich und unvermittelt loslacht. Diese Spaltung lässt sich häufug bei Personen mit einer schizophrenen Psychose beobachten. Ihre Gefühlsäußerungen wirken auf Aussenstehende fremdartig manchmal geredazu gefühlslos und kalt.

b ) Affektive Verarmung: sie wird auch als Gemütsverödung oder Athymie bezeichnet, dies beschreibt eine affektive Starre, die Unfähigkeit Gefühle zu zeigen und emotional zu reagieren. Die Athymie findet sich häufig bei Hirnerkrankungen, im Verlauf schizophrener Psychosen und bei schizophrenen Residual zuständen. Zeigen tut sich die Gemütsverödung bei Situationen in denen normalerweise mit einer heftigen emotionalen Reaktion zu rechnen ist wie bei ungerechtfertigten Schimpfen oder bei Beleidigungen.

c ) Affektinkontinenz : dies bezeichnet einen Zustand in dem Gefühlsregungen nur sehr schlecht beherrscht werden können. Bei bereits geringfühigen Anlass kann Wut, Freude oder Zorn ein extremes Mass annehmen. Diese Affektstörung findet sich häufig bei symptomatischen Psychosen,Drogenintoxikationen, den organischen Wessensveränderungen und Personen mit einem HOPS. Seine Gefühle nicht mehr kontrollieren zu können ist für betroffene Personen oft sehr unangenehm und häufig schämen sie sich nach Gefühlsausbrüchen. Im alltäglichen Umgang werden Personen mit dieser Störung gemieden und als belasstend empfunden.

d ) Affektlabilität : ist wie die oben beschriebene Affektinkontinenz eine Regulationsstörung, hier liegt ein schneller und überschiessender Stimmungswechsel schon bei geringfügigen Anlässen vor. Der Betroffene ist einem schnellen wechsel seiner Stimmungen unterworfen was häufig subjektiv als sehr unangenehm und belasstend empfunden wird.

e ) Euphorie : dies umfasst Stimmungen wie Sorglosigkeit, Optimismus und subjektives Wohlbefinden , bei einem nicht entsprechendem Zustand. Dies lässt sich oft bei Personen mit senillen Demenzen, Intoxikation, multipler Sklerose oder organischen Wesensveränderungen beobachten. In der Umgangssprache beschreibt der Begriff Euphorie die gehobene Stimmung bei einer gesunden Person.

f ) Affekthandlungen : hiermit werden Handlungen geschreiben die durch unkontrollierte Gefühlsregungen gesteuert werden. ( Kurzschlusshandlungen ). Als Folge hieraus kann eine Betroffene Person Möbel zerstören, andere Personen verbal und körperlich angreifen oder einen Suizidversuch unternehmen. Nach dem Abflachen des Affekts kann sich der Betroffene meist gut von der Handlung distanzieren. Bei explosiblen Psychopathen, die sich durch mangelhafte Affektbeherrschung und Affektverarbeitung auszeichnen, sind Affekthandlungen in ausgeprägter Form beobachtbar. Solche Menschen sind jähzornig, beim geringsten Anlass erregbar und sehr aufbrausend.

g ) Autismus-schizophrener Typ : Von der Aussenwelt völlig abgeschlossen zieht sich der schizophrene Autist ganz in sich selbst zurück, häufig ist eine Kontaktaufnahme zu ihm unmöglich. Er lebt in der Welt seines Wahnsystems eingebunden und erscheint Aussenstehenden oft zufrieden und so als ob er die reale Aussenwelt nicht für sein Leben benötigt.