So, nun mal ebbes ausführlicher. Ich wollte mich im Urlaub net unbedingt damit befassen. Also, Notfälle in der Klinik. Das Thema ist so alt wie es Kliniken gibt. Im Allgemeinen gliedern sich Notfallfortbildungen in die Drillmäßige Ausbildung und anschließend in realistische Notfallübungen. Das bedeutet, Schüler werden mit diesem System "groß". In einem Haus mit eigener Krankenpflegeschule, sowie Schüler die gerne bleiben oder auch zurückkommen, von unschätzbaren Wert.
Aber warum am Anfang drillmäßiges Üben?
Das gerätebezogene Training ist eine Übung zur Handhabung des Notfallequipments. Es dient vor allem dem sicheren, raschen und gewandten Umgang mit dem Notfallequipment, wie Beatmungsbeutel, Tourniquet etc. auch in schwierigen Situationen.
Inhalte sind unter anderem das Zusammensetzen des Beatmungsbeutels, Bedienen des Defis incl. seiner Zusatzfunktionen. Ziel des gerätebezogenen Trainings ist die sichere Beherrschung des Notfallequipments unter allen Umständen. Deswegen müssen Helfer auch mit verdeckten Augen (Simulation von Dunkelheit) oder nach körperlicher Belastung ( Laufschritt, Treppen steigen ) alle Tätigkeiten schnell und sicher ausführen können.
Der Sinn dieses Trainings ist es, verschiedene Standardabläufe, wie oben aufgezählt, als Automatismus zu verinnerlichen, damit sich der Helfer (SB PP, Arzt) im Notfall auf die konkrete Notfallsituation konzentrieren kann, ohne sich bewusst Gedanken z. B. über Bedienung des Beatmungsbeutel machen zu müssen.
Hintergrund ist die Überlegung, dass jemand, der durch bloßes Fühlen auch kleinste Teile dem richtigen Gerät zuordnen und in dieses einsetzen kann, sein Equipment ,beherrscht.
Was wird nun in den realistischen Notfallübungen erwartet?
Der Teilnehmer
kennt Herkunft und Bedeutung der aktuellen Richtlinien zur Reanimation
erkennt einen Herz- Kreislauf- Stillstand (HKS) anhand typischer Zeichen
kennt den Unterschied zwischen hypo- und hyperdynamen HKS,
erkennt die jeweiligen Rhythmusbilder und kann sie benennen
kennt reversible Ursachen für einen HKS, kann sie erläutern und ggf. beheben
kennt die Gerätepositionierung bei optimalen Bedingungen
und wendet sie praktisch an
kennt Maßnahmen des Basic Life Support (BLS) und wendet sie praktisch an
kennt Maßnahmen des Advanced Life Support (ALS) und wendet sie praktisch an
kennt Maßnahmen der Reanimationsnachsorge und wendet sie praktisch an
Richtlinien zum Notfallmanagement
Durchführungsempfehlungen/ -richtlinien zur Reanimation von einschlägigen Fachgesellschaften anhand wissenschaftlich belegten Studien
Aktualisierung alle 5 Jahre
Realübung nach dem Mega- Code Konzept
Mega –Code steht für:
- die Behandlung der vielfachen Formen des HKS
- einheitliche, standardisierte Behandlungsabläufe für das bestmögliche Outcome des Patienten
- einsatztaktisches Hilfsmittel zur Behandlung von HKS
- feste Regel für effiziente Patientenversorgung
Und wie laufen die Übungen ab?
Die Mitarbeiter melden sich schriftlich zur Fortbildung an. Der Dozent weiß vorher genau wieviele Mitarbeiter kommen und aus welchen Bereich. So können, neben der obligaten Reanimation, auch spezielle Notfallbilder beübt werden. Die Teilnehmer bekommen erst nach der Teamzusammenstellung das Notfallszenario genannt. Alles Andere liegt in deren Hand.
Beginnn nach fiktiven Notruf, Zusammenstellung des Notfallteams:
Einheit: Müller, Meier, Schulze
Auftrag: bewußtlose Person, Erstversorgung
Mittel: Notfallbag und Defi
Weg: über den langen Flur
Ziel: in die Cafeteria
Die angenommenen Szenarien spiegeln vergangene Realfälle ab. Aber auch Notfälle aus umliegenden Häusern werden aufgenommen. Bei Realübungen ist die Motivation sowie der Lerneffekt höher als bei reinen "Schulübungen". Handwerker, Gärtner, Verwaltung, für sie gibt es ein abgestuftes Notfallprogramm. Bei einigen Notfällen waren sie uns eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende, Unterstützung. Denn das beste Equipment, die beste Ausbildung, ist für die Füße wenn sie zu spät kommt. Es soll übrigens Leute geben, die sich gerne in "ihrer Profession", wie sie es nennen, abkapseln. Sowas ist unprofessioneller Quatsch. Es kommt auf uns alle an, wir sind alle Kollegen. Hier meine Definition zu dem Wort Kollege: Ein Kollege ist jemand auf den ich mich verlassen kann, egal aus welchem Bereich (weiß, Technik, Verwaltung etc.) er kommt.
Eine weitere entscheidende Voraussetzung für eine optimale Notfallversorgung ist ein standardisiertes Equipment auf allen Ebenen. Jede Station hat einen identisch ausgerüsteten Notfallbag. Zusatzausrüstungen, wie z. B. der Standort von Beta2 Vernebler, sind bekannt. auch die Ampullarien sind identisch.
Ebenso wichtig ist selbstredend das Üb- Material. Von dem Rea- Phantom mit Intubationskopf und iv Möglichkeit über einen speziellen Übungsdefi bis hin zu 3D Organen ist Alles vorhanden. Die Massnahmen insgesamt spiegeln die große Bedeutung wieder, die das Notfallmanagement auch für unsere Kliniksleitung darstellt.
Wie immer zum Schluss das Wichtigste:
Wichtig ist das Gerät, mit dem wir Arbeiten,
wichtiger ist die Hand, die das Gerät führt,
doch am Wichtigsten ist der Geist, der die Hand lenkt
VG
dino