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2 Die Pflege und ihre Ausbildung => Relevante Fächer, Themenbereiche (TB), Curriculare Einheiten (CE) => TB11 Auf die Entwicklung des Pflegeberufs Einfluss nehmen inkl. Berufspolitik und Pflegekammern => Thema gestartet von: Thomas Beßen am 22. August 2005, 12:27:54

Titel: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 22. August 2005, 12:27:54
Hallo TeilnehmerInnen der Kurse, Ehemalige, Interessierte und online Lebende,
ich möchte gerne einmal über diesen Weg versuchen, mit Ihnen/euch gemeinsam über das obige komplexe Thema diskutieren.
Heutzutage bilden wir inzwischen Gesundheits- und Krankenpflegerinnen bzw. -Pflegern in den entsprechenden Schulen aus und ich meine, dass es auf jeden Fall lohnenswert wäre, allein aufgrund dieser Entwicklung diese Fragestellung nochmals neu aufzuwerfen und stoße diese hiermit an.
Ich würde mich über ein kontroverse, herzhaft geführte und konstruktive Diskussion freuen.
Herzlichst!
Thomas Beßen   
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: XXXX am 23. August 2005, 13:53:38
Hallo Thomas,

ich finde es, ehrlich gesagt, nicht mehr zeitgemäß.
Krankenpflege ist in gewisser Hinsicht ein „normaler Beruf“ geworden. Es ist eine (Dienst)-Leistung wie andere auch, für die Bezahlung erbracht werden muss. Wir arbeiten nicht mehr für Gotteslohn oder weil wir gerne Menschen helfen, sondern wir verdienen Geld damit. Natürlich steht man als Krankenpfleger in einem besonderen Verhältnis zu anderen Menschen, man kommt ihnen in mehrfacher Hinsicht sehr nah. Aber gerade dass rechtfertigt nicht, dass man dieser Nähe in der Weise entspricht, dass man sich mit Vornamen oder per Du ansprechen lässt. Im Gegenteil, Nähe im Beruf erfordert professionelles Management und auch professionelle Distanz und die ist in meinen Augen durch das Siezen gut gewährleistet.
Zugestehen muss man natürlich jedem in der Pflege, dass er seine Beziehung und seine Nähe zu den Patienten so gestaltet, dass er sich damit wohl fühlt. Aber abgesehen davon spricht viel für das siezen, so zumindest meine Meinung.
Mit den besten Grüßen,

XXXXXXXX
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 24. August 2005, 12:22:20
Hallo Peter,
deine Zeilen sind ein erster Wurf zum Thema und der ist wahrlich gelungen! Nun wünsch' ich mir weitere Meinungen dazu, Gegenthesen, Ergänzungen, Widerworte, Vertiefungen usw. usf..
Auf geht's, Sie K 2002erInnen hier wie dort, Sie K 2003erInnen auf dem Eichberg und Sie K 2004erInnen in Köppern und anderswo! Dies könnte der Keim einer Fernschule für Gesundheits- und Krankenpflege sein...
Grüße!
Thomas Beßen
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Ragnhild am 24. Juni 2006, 15:12:36
Das Thema ist zwar schon ein wenig älter... aber ich geb auch mal meinen Senf dazu...

Ich finde die Anrede auch nicht mehr unbedingt zeitgemäß... Aber Fakt ist, dass ich noch die "Schwester" als Berufsbezeichnung habe, nicht die neue Bezeichnung.

Meinen Patienten gegenüber handhabe ich das sehr unterschiedlich. ältere, wirklich "herzige" Menschen (und da gehe ich nach spontaner Sympathie), stelle ich mich als "Schwester Ragnhild" vor, und lass es mir auch gefallen, von ihnen mal "Kindchen" oder "Schwesterchen" genannt zu werden... natürlich mit entsprechender, humorvoller Retourkutsche.

 Jüngeren oder Menschen, die mir spontan unsympathisch sind, weil sie sich zum Beispiel sehr fordernd oder sehr distanzlos zeigen (Übergaaabe...), stelle ich mich vor: "Guten Tag, mein Name ist Nitz (Familienname), ich bin die Sie betreuende Krankenschwester." - Sprich ich bleibe von Anfang an in der Distanz.

Viele ältere Leute werden sich nicht mehr umstellen, und von mir aus...  :wink:

Was ich ganz und gar nicht leiden kann, ist wenn mich jemand ungefragt duzt- egal ob Patient oder Kollege oder Arzt.
Das Thema "Du" und "Sie" spielt ja nur allzu oft mit der Berufsbezeichnung zusammen. Wie oft glaubt so mancher Arzt der älteren Schule, er darf jede Schwester einfach mit "Du" anreden?
Bei den älteren Semestern der Patienten habe ich das noch nicht erlebt, aber bei so manchem "Jungspund" der aus irgendwelchen Gründen auf Intensiv liegt. Gerade die Gruppe der Suchtkranken hat hier oft extreme Distanzprobleme.

Bleibt halt die Frage... nachdem ich jetzt drei Jahre lang "Schwester" gerufen wurde und ja nicht Träger der neuen Berufsbezeichnung bin (Das Berufsbild hat sich ja auch nochmal gewandelt)... wie sollte ich eine andere Bezeichnung führen?

LG, Ragnhild
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: mage7 am 12. Oktober 2007, 11:18:24
Die Anrede "DU" und "SIE" hat ja im deutschen eine lange Tradition, zeigt indirekt ja auch Distanz und Nähe bzw. wie innig oder vertraut eine Beziehung ist.
Man erlaubt sich z.B. Untereinander ab einem gewissen Alter das DU. Das scheint eine eher normale, Umgangsform zu sein.
Im Pflegeberuf ist dieses DU oft einfach standardisiert, man wird oft einfach so angesprochen, auch weil man sich zuvor mit Schwester XXXX oder Pfleger XYZ vorgestellt hat.
Also gibt man auf der einen Seite ein Stück weit diese Distanz auf bzw. vermittelt Vertrautheit.
Leider gibt es da auch einen dunklen Aspekt, man wird des öfteren abgewertet.
Ärzte werden immer mit SIE angesprochen, kleben sich zum Teil den Vornamen auf unserem Schild ab um damit ihren Status zu untermalen. Als Pfleger wird man manchmal ungläubig angeschaut wenn man sich mit Nachnamen vorstellt.

Gruß

Martin
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 23. September 2008, 15:21:20
Diesen kurzen Beitrag dazu habe ich heute im Netz gelesen:
"Habe gestern mein Examen bestanden. Kann es noch gar nicht fassen. Freude! Heute habe ich mich zum ersten mal mit Schwester Vanessa am Telefon gemeldet."
Ich gratuliere der neuen Kollegin wirklich herzlich, trage mich jedoch ernsthaft mit dem Gedanken, meine Frage vom 22. August 2005 hier im Forum ("Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...") besser einfach zurückzuziehen...
Nachdenkliche Grüße!
Thomas Beßen
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: mage7 am 24. September 2008, 10:32:52
^^Warum?
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 24. September 2008, 13:03:47
Vielleicht deswegen?...  8-)
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 09. Januar 2011, 17:01:06
Hallo Thomas,


nein, die Anrede ist nicht mehr zeitgemäss, bzw. auch aus fachlichen (pflegewissenschaftlichen) und berufspolitischen Gründen sollte sie nicht mehr verwendet werden. Seit einiger Zeit referiere ich über dieses Thema in mehreren Krankenhäusern und mein Pflegedirektor unterstützt mich dabei.

Stellle mal meine Präsentation vor.

Herzliche Grüße

Brady

P:S. Werde meine Präsentation nochmal  überarbeiten um einen Hinweis. Der Cartoon "Hallo Schwester" - HalloBruder!" Geschichten einer Krankenschwester von Valentina Alexander. Illustritator Bastian Klamke. Quelle : www.valentina-alexander.de einzusetzen.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 11. Januar 2011, 22:57:38
Hallo zusammen,

keine Fragen in Bezug zu den einzelnen Punkten?
Mir ist z.B. auch wichtig, dass  Praxisanleiter es den Auszubildenden richtig vermitteln wie die Anrede sein sollte. Oder Pflegende als  Berater für den Patienten, wie in Stomatherapie, Inkontinenz, Psychosegruppen, usw. die Basis von Kommunikationstechniken einhalten, wie Nachname-Nachname.

Psychologische Aspekte wie Übertragung-Gegenübertragung werden in die Arbeit nicht mit einbezogen, da leider die Meinung herrscht, es ist mir egal, wie ich mich vorstelle, bzw. ansprechen lasse.
Schlimmer noch, die Anrede  wird dann noch bewusst als Zuneigung oder als Versuch von Distanz schaffen eingesetzt.

Sicher kann nicht jeder Patient es leisten eine Pflegekraft mit dem Nachnamen anzusprechen, aus welchen Gründen auch immer. Dies sollte jedoch genau dokumentiert werden und als Absprache im Team vereinbart werden.

Wobei in der Schweiz gibt es seit dem Jahr 2000 fast garnicht mehr den Begriff "Schwester". Die schweizer Pflegekräfte sind dafür auf die Strasse gegangen und haben demonstriert.
Einfach zu behaupten ältere Menschen verstehen das nicht, halte ich einfach für eine eigene Annahme aus Gründen sich damit nicht auseinander setzen zu wollen und ist eine Bewertung von Menschen die ich so nicht akzeptiere.

Würde mich freuen in Diskussion zu gehen.

Brady

Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 13. Januar 2011, 08:33:45
Guten Morgen Brady,
ich kann mich nur "Oldtimer" unter http://www.pflegeweltweit.de/forum/showthread.php?1306-Fortbildungsarbeit-ber-die-professionelle-Anrede-in-der-Pflege-Wer-hilft-mir-dabei (ganz unten)* anschließen, Hut ab! Prima, das ist wirklich eine hervorragende Arbeit, die du da angefertigt hast. Bestimmt wird dieses Thema bei den KollegInnen, denen du diese Folien vorträgst, ein Nachdenken auslösen und auch manch anderer Kollege oder Kollegin wird's mit Sicherheit via Netz sehr interessieren. Allerdings darf man wohl die "Tradition" usw. in der Pflege nicht unterschätzen. Einige unserer Schülerinnen z.B. ahmen dieses "Sr. Sabine" oder so kurz-ruck nach - sehr traurig aber wahr...
Herzlichen Gruß und weiterhin viel Erfolg mit deinen Vorträgen!
Thomas

* Wie kriegt man solche sich bewegende Beifallhände hin? Da fehlt mir offensichtlich weitere Medienkompetenz... :wink:
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 13. Januar 2011, 17:52:23
Hallo Thomas,


vielen Dank für das Kompliment.

Diese beifallklatschenden Hände hat Don Daddel eingebaut. Er hat da eine Serie von Smileys irgendwo runtergeladen und eingesetzt. Kann ihn mal fragen, woher er das hat. Aufjedenfall war das kostenlos :-D

Liebe Grüße

Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 21. Januar 2011, 21:54:58
Einige unserer Schülerinnen z.B. ahmen dieses "Sr. Sabine" oder so kurz-ruck nach - sehr traurig aber wahr...
Hallo Thomas,

das finde ich auch traurig, denn gerade die Jugend sollte auf die Barrikaden gehen, wenn was falsch ist. Alte Zöpfe abschneiden; sich gegen diese Sprüche wehren wie: "Das haben wir immer schon so gemacht".
Ich habe sehr gute und tragfähige Beziehungen zu meinen Patienten und mein Wahlspruch ist immer: "Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft".

Besser noch, durch meine eindeutige Rolle, als Mensch mit Nachnamen bin ich authentischer bei den Patienten. Gerade zu jungen Kollegen kann ich nur sagen: "Reflektiert eure eigenen Ängste im Bezug auf gleichaltrige Patienten, ältere Patienten und ältere Berufskollegen. "Habt Mut!" Denn dieser Mut und die dadurch entstehenden Schwierigkeiten bekommt ihr Profil. Holt euch Unterstützung bei jedem der sich mit euch darüber auseinandersetzt; es lohnt sich. Einfach ist doch langweilig *gg*.

Liebe Grüße Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 21. Januar 2011, 23:11:10
Ich finde die Anrede auch nicht mehr unbedingt zeitgemäß... Aber Fakt ist, dass ich noch die "Schwester" als Berufsbezeichnung habe, nicht die neue Bezeichnug.
Bleibt halt die Frage... nachdem ich jetzt drei Jahre lang "Schwester" gerufen wurde und ja nicht Träger der neuen Berufsbezeichnung bin (Das Berufsbild hat sich ja auch nochmal gewandelt)... wie sollte ich eine andere Bezeichnung führen?
Ups, das habe ich doch glatt übersehen. "Schwester" ist keine Berufsbezeichnung; Krankenschwester schon.
Krankenschwester darf sich nur jemand nennen, der diese Berufsbezeichnung trägt; Schwester jedoch darf sich jeder nennen; ob mit oder ohne Ausbildung. Eigentlich nur als Nonnen oder als Verwandtschaftsbezeichnung gerechtfertigt.
Man braucht keine neue Bezeichnung um sich mit Frau oder Herr mit Nachname ansprechen zu lassen. Das Berufsbild hat sich nicht geändert; es hat sich nur erweitert auf Aufgaben, die dem gerecht werden was unsere Aufgaben sind.
Das Berufsbild hat auch mit jedem persönlich zu tun, wie weit wir fachlich (pflegewissenschaftlich) uns weiter- und fortbilden (Persönlichkeitsbildung). Nicht ausser Betracht zu nehmen, wie weit wir Interesse für Berufspolik zeigen/haben.
Ich z.B. nenne mich lieber Fachgesundheits- und Krankenpflegerin für psychiatrische Pflege, als Fachkrankenschwester, weil das Wortteil -schwester nicht darin vorkommt.
Jeder, der nach der alten Krankenpflegeausbildung gelernt hat, kann die neue geschützte Berufsbezeichnung annehmen, umgekeht geht es nicht. Die Krankenschwestern und Krankenpfleger wird es in einigen Jahren mit dieser  Berufsbezeichnung  nicht mehr geben. Ich persönlich finde das gut, denn "mit diesem Worteil -schwester", zeigen wir keine Professionalität und der Kampf darum ist so schon hart genug.

Liebe Grüße Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 04. Februar 2011, 10:21:23
Hallo zusammen - und noch eine gute Seite zu diesem wichtigen Thema.

https://www.fh-osnabrueck.de/fh/fileadmin/users/96/upload/pw-berufsbegl/Anrede_von_Pflegenden.pdf


Liebe Grüße Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 04. Februar 2011, 10:24:29
Wirklich eine sehr interessante Seite, die du da aufgetan hast, Brady! Herzlichen Dank für diese Anregung und
liebe Grüße zurück!
Thomas
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 05. Februar 2011, 17:38:53
Die Präsentation von Brady ist ansprechend aufgemacht, gefällt mir. Sie hat diese auch in einem anderen Forum eingestellt. Dennoch will ich auch hier einmal aus meiner Sicht darauf eingehen.

Für mich hat die Anrede - Schwester oder Name - der Pflegekraft nichts mit Qualität zu tun. Die Gegenüberstellung Schwester = unqualifiziert und Anrede Name und Vorname = qualifiziert betrachte ich sogar als einen Angriff gegen die Menschenwürde. Die Anrede Herr/Frau schafft Distanz - "komm mir nicht zu nahe. Ich habe im Grunde nichts mit Dir zu tun." Richtig, das ist auch eine Qualität! Abgrenzung statt Nähe. Im Grunde suchen dabei die Menschen nicht nach Abgrenzung, sondern nach Nähe. Diese wird immer weiter zurück gedrängt.

Der moderne Mensch neigt dazu, alles zu systematisieren. Was dann nicht ins System passt, ist zu beseitigen. Man kommt sich dabei auch noch clever vor.

Mir scheint, es geht eher darum, den anderen besser überwachen zu können denn zur Steigerung der Qualität. Wer ehrlich ist wird schnell feststellen, daß mit vielen Bereichen des "Qualitätsmanagements" keine bessere Qualität erreicht worden ist (auch mal über den Tellerrand Pflege hinaus geblickt). Lediglich eine Gleichschaltung der Akteure ist in vielen Bereichen das Ergebnis. Lese ich die vielen Berichte , sehe ich meine Einschätzung gestützt.

Noch weiter gedacht bedeutet das auch eine Entmenschlichung. Früher war jeder Mensch ein Original, das mit seiner ganz eigenen Art eine Bereicherung - oder auch ein Hemmnis - sein konnte. Heute wird jeder austauschbar gemacht. Die Auswirkungen sind bereits dramatisch. Arbeitsverdichtung, Überlastung, Burn out. Wer diese Tortur nicht mehr durchhält, wird ausgegrenzt, entsorgt oder wie man heute so feinfühlig sagt: "Dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt!" - Nicht nur in der Pflege!

Wundert es da, wenn bereits Pflegeroboter entwickelt werden? Da erfüllt einer wie der andere die "Qualitätskriterien".

Das waren nur ein paar weiter gedachte Gedanken von

Johannes
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 05. Februar 2011, 17:55:32
Hallo Johannes,

danke für deine Antwort. Aber ich kann deine Ansicht nicht teilen; gerade mit der Anrede Herr und Frau hat der Patient/Bewohner die Möglichkeit selber zu bestimmen wieviel Nähe/Distanz er haben möchte. Ich arbeite im psychotherapeutischen Bereich und kann gut und gerne behaupten, dass eine tragfähige Beziehung nichts mit dem Vornamen zu tun hat.
Vielmehr habe ich erfahren, dass mir viele Patienten sagten: "Das ist mir zu eng, jemanden Fremden mit dem Vornamen ansprechen zu müssen. Ich möchte selber entscheiden, wen ich duze und oder mit dem Vornamen anspreche".

Ich arbeite mit Kommunikationstechniken, bzw. Gesprächsführung (Carl Rogers) und dort ist es erforderlich, dass man mit dem Patienten auf einer Ebene kommuniziert in Augenhöhe und das ist nicht möglich, wenn einer mit dem Vornamen angesprochen wird. Ich selber bin dadurch auch nicht austauschbar, denn ich bin  Frau Müller, die mit dem Patienten in Beziehung steht und arbeitet und nicht schnell austauschbar mit einer "Schwester" ohne Nachnamen.
Selbst der Patient muss sich dann meinen Nachnamen merken und geht in Beziehung zu mir, da nicht mehr der Ruf nach einem "Schwester" reicht. Es kann dann auch nicht mehr so schnell zu einem Patienten gesagt werden: "gehen Sie mal zur Schwester", sondern es muss diejenige Pflegefachkraft mit Nachnamen benannt werden. Wir werden authentischer, Präsenter und greifbarer und das kann nur von Vorteil sein.
Für mich ist klar, dass wir so mehr Verantwortung übernehmen; verstehe natürlich auch, dass viele Angst davor haben.

Liebe Grüße Brady


P.S. Vor Pflegeroboter habe ich eher Angst, wenn wir uns nicht deutlicher mit unserem Nachnamen zeigen, denn so sind wir eine breite gesichtslose Masse von "Schwestern" die austauschbarer sind als Personen mit Nachnamen die unverwechselbar zu sich und ihrer Aufgabe stehen. Wir haben es nicht nötig so profillos zu sein, denn wir haben eine ganze Menge drauf und sollten uns auch so zeigen.
Titel: Menschlichkeit
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 08:16:16
@ brady
Zitat
Aber ich kann deine Ansicht nicht teilen;
Es wird öfter vorkommen, daß Menschen nicht einer Meinung sind. Das sehe ich auch nicht so eng. Vielleicht ist zu bedenken, daß meine Aussage in eine ganz andere Richtung geht.
Zitat
Die Gegenüberstellung Schwester = unqualifiziert und Anrede Name und Vorname = qualifiziert betrachte ich sogar als einen Angriff gegen die Menschenwürde.
In dieser Gegenüberstellung sehe ich das das Problem.
Zitat
gerade mit der Anrede Herr und Frau hat der Patient/Bewohner die Möglichkeit selber zu bestimmen wieviel Nähe/Distanz er haben möchte.
Diesem Gedanken kann ich nicht folgen. Ob Sr. und Vorname und Sie oder Herr/Frau und Nachname und Sie macht in der Praxis der Anrede keinen Unterschied. Beim Herr/Frau und Nachnamen allerdings ist von vorn herein eine größere Nähe, die u. U. erforderlich ist, um die betreffende Person erreichen zu können, ausgeschlossen. Da ich selbst ebenfalls im psychiatrischen und psychtherapeutischen Bereich arbeite, sind mir diese Mechanismen durchaus nicht fremd. Du arbeitest mit der Kommunikationstechnik z. B. nach Rogers, ich arbeite mit der Kommunikationstechnik Jesu. Dabei geht es darum möglichst alle Menschen zu erreichen. Ein Studium seiner Vorgehensweise kann sehr hilfreich sein.
Zitat
viele Patienten sagten: "Das ist mir zu eng, jemanden Fremden mit dem Vornamen ansprechen zu müssen. Ich möchte selber entscheiden, wen ich duze und oder mit dem Vornamen anspreche".
Das hat ja auch seine Richtigkeit. Diese Patienten benötigen eine größere Distanz. Was hindert daran, sie in diesen Fällen zu berücksichtigen? Wie sieht es bei jenen aus, die mehr Nähe benötigen? Und dieser Kreis ist weit größer als der von Dir benannte. Ich beobachte seit Jahrzehnten eine zunehmende Kälte zwischen den Menschen. Gerade diese immer größer werdende Distanz erzeugt immer mehr Kälte zwischen den Menschen.
Zitat
Die Anrede Herr/Frau schafft Distanz - "komm mir nicht zu nahe. Ich habe im Grunde nichts mit Dir zu tun." Abgrenzung statt Nähe.

Wir sind auch noch stolz auf diese Distanz und merken gar nicht mehr, wie wir Menschsein zerstören. Als der Mensch geschaffen wurde, hieß es. "es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist!" Der Mensch ist ein soziales Wesen, das von Nähe lebt. Er braucht ein vertrautes Gegenüber. Es ist schon lange bekannt, daß der Entzug von Nähe Menschen krank macht. Hierüber gibt es sogar eindrucksvolle Studien - trotz der Problematik an Kleinkindern erprobt. Diese ferne Anrede des "Herr/Frau und Sie" entspricht genau dieser Qualität des Entzuges von Nähe. Ich kann dies nicht als wünschenswert einordnen. Sie ist auch mit Gesten sehr gut darstellbar. Herr/Frau und Sie entspricht eher den verschränkten Armen vor der Brust oder dem Ausspruch "Was willst Du von mir?" Diese Form der Anrede entspricht auch eher den Gesprächen der Pflegekräfte, wenn fällt "was macht das Magengeschwür" oder "was macht der Blinddarm". Das Gegenüber wird zur "Krankheit", die eben behandelt wird. Eine Sache, mehr nicht.

Ganz anders der "sprechende Arzt", der seinen Patienten noch von Kind auf an kannte und fragt "wo drückt Dich denn der Schuh". Das "Du" in der Anrede ist ebenso ein Qualitätsmerkmal, das den Menschen sieht, der verstanden werden will. Das sind die ausgebreiteten Arme eines Verstehenden über die Krankheit hinaus, ein "Komm her, ich bin für Dich da!" Der ganze Mensch wird angesprochen in seinen Bedürfnissen. Keine Fokussierung auf die Krankheit, die Gebrechlichkeit. Ein ganzheitlicher Ansatz liegt im "Schwester Sabine". Da findet sich keine Anonymität, hinter der man sich verstecken könnte.

Vielleicht stehen die zunehmenden organischen Krankheiten, die zunehmenden psychischen Erkrankungen, die zunehmenden sozialen Probleme als eine Folge der ständig fortschreitenden Distanzierung und Versachlichung in einem ursächlichen Zusammenhang. Schade, daß darüber keine Studien angestellt werden - soweit mir bekannt ist.

Ich denke, Qualität in der Anrede berücksichtigt beides. Jene, die Angst vor Nähe haben und jene, die Nähe suchen, um wieder atmen zu können.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 08:38:36
Ich kann Brady nur beipflichten. Der name ist oft das Einzige was einem Menschen geblieben ist. Also respektiere ich dies und rede Pat. grundsätzlich mit Sie an. Ausnahme: ich kenne den Pat. Privat, sowas kommt auch vor. Ich habe in den letzten 32 Jahren auch keine negativen Erfahrungen mit dem Siezen gemacht, weder klinisch noch präklinisch. Für Pat. ist vor Allem wichtig mit welchem Tonfall und welcher Gestik man sie anspricht. Im übrigen bestimme ich auch alleine darüber wer mich wie mit welchem Namen anspricht, dies hat nichts mit meinem Job zu tun. Ich duze ja auch z. B. nicht nicht die Verkäuferin vom Aldi oder sonst wen.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 09:55:04
@ dino

Soweit ich brady richtig verstanden haben, geht es bei der Anrede um einen Qualitätsstandard.
Zitat
Die Gegenüberstellung Schwester = unqualifiziert und Anrede Name und Vorname = qualifiziert
in ihren Ausführungen macht dies für mich deutlich.

Da erwarte ich allerdings auch eine qualifizierte Diskussion, die sich nicht mit Allgemeinplätzen zufrieden gibt. Willst Du mir mit Deinem Beitrag mitteilen, daß die zwischenmenschliche Kälte nicht vorhanden ist, von der ich sprach? Oder willst Du mit Deinem Beitrag sagen, daß Nähe und Verstehen des "sprechenden Arztes" nicht mehr zeitgemäß ist? Du gehst nicht auf diese Realitäten ein. Warum nicht?
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 10:42:11
Und Du bestimmst was Qualifiziert ist?? Ein großes Problem stellst Nähe und Distanz durchaus dar. Und zwar dadurch, dass die Distanz häufig nicht gewahrt wird. Dies kann bis zur Spaltung gehen. Wir sind Profis und haben das Tal von Samaria seit ein paar Tagen verlassen. Wir arbeiten nach Evidenz basierten Standars. Und dies kann man sogar empathisch durchführen. Du hast eine andere Sichtweise die ich akzeptiere.
Alles hat seine Vor- und Nachteile. Dein "sprechender Arzt" kannte wahrscheinlich zwar alle Probleme seiner Pat., aber ob er denn damals auch  bei einem Notfall so effizient intervenieren konnte?  Eher nicht, und darüber gibt es Kennzahlen. Schon bei einer Standardbehandlung sind wir schnell an die Grenzen des Möglichen gestoßen. Wer hat heute noch den Arzt den er bei der Geburt hatte? Wie sieht es bei der "Dorfschwester" aus? Arzt/Schwester waren früher anders verankert. Wahrscheinlich war früher sogar das Vertrauen in sie größer. Aber das darf alles nicht darüber hinwegtäuschen das  man bei einer wissenschaftlich fundierten Behandlung größere Chancen hat.  Die Zeiten ändern sich. Bei Dir sehe ich nur black/white. Ich kann die Hand eines Pat. halten, ihm zuhören aber gleichzeitig die Anzeige vom Moni beachten. Und die Oma Müller ist trotzdem die Fr. Müller für mich. Sollte sie mich in dieser Situation duzen, what shalls?
Allgemeinplätze? Ich sehe nur Fakten.
Wer bestimmt wie ich angeredet werden will? Situativ unterschiedlich, grundsätzlich aber ich
Wie rede ich mir fremde Personen an? Mit Sie
Welche Kennzahlen und Indikatoren gibt es die das Gegenteil belegen? Kann nicht ein du auch vom Pat. abwertend empfunden werden?
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 11:01:51
Hallo johannes,

das Frau/Herr schafft nicht nur Distanz. Der Mensch hat die Möglichkeit selber in dieser Beziehung zu bestimmen wie weit er Nähe und Distanz halten will. Mit Schwester und Vorname drücke ich  dem Menschen Nähe auf. Ein tragfähige Beziehung ist ein Prozess und bedeutet Arbeit. Dieser Schritt wird  übergangen und ich halte eine Beziehung, die ich erarbeitet habe für konstruktiver.

Für die Definition, dass "Schwester" eine nichtgeschützte Bezeichnung ist kann ich nicht; bzw. garkeine Berufsbezeichnung. Es kann sich jeder, auch ohne jegliche Ausbildung so nennen. Schwester ist auch kein "Titel", sondern eine Verwandschaftsbezeichnung und eine Anrede für Ordensfrauen.

Gruß Brady

Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 11:40:46
Zitat
Und Du bestimmst was Qualifiziert ist??
Wo habe ich das bestimmt? Solche Vorhaltungen passen nicht in eine Diskussion.
Zitat
Wir sind Profis und haben das Tal von Samaria seit ein paar Tagen verlassen.
Kann es sein, daß es Menschen gibt, die sich als Profis ausgeben und in Wirklichkeit einseitige Ausrichtung meinen?
Was verstehst Du unter dem Tal von Samaria?
Du schreibst
Zitat
Wir arbeiten nach Evidenz basierten Standars.
Ich übersetze das mal in gutes Deutsch (wikipedia)
Zitat
auf Beweismaterial gestützt
Damit kann dann jeder etwas anfangen und hinterfragen:

Wo ist das Beweismaterial, daß die Anrede Herr/Frau gegenüber der Anrede Schwester menschenwürdiger ist? Soll nicht gerade dies hier diskutiert werden?

Ganz recht
Zitat
Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Darum erhebt sich die Frage, warum die Anrede Name und Vorname = qualifizierter sein soll, als die Anrede Schwester. Vor allem, warum die Anrede Schwester konkret unqualifiziert sein soll.
Zitat
Dein "sprechender Arzt" kannte wahrscheinlich zwar alle Probleme seiner Pat., aber ob er denn damals auch  bei einem Notfall so effizient intervenieren konnte?
Du willst mir jetzt aber nicht sagen, daß das eine qualifizierte Aussage ist. Du unterschlägst hierbei, daß das Eine das Andere nicht ausschließt. Ich habe gelernt, daß die halbe Wahrheit immer noch eine ganze Lüge ist. Davor sollten wir uns also hüten. Wenn Du also genau hinsiehst, wirst Du feststellen, daß ich beides miteinander verbinde.
Daß
Zitat
man bei einer wissenschaftlich fundierten Behandlung größere Chancen hat
kann ich in dieser schwarz/weiß-Behauptung nicht unterstützen. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben durchaus ihre Berechtigung, die Erfahrungsmedizin allerdings auch, wie viele Beweise von Heilungen fernab wissenschaftlicher Grundlagen beweisen. Ich kenne ausreichend staunende Äußerungen aus der wissenschaftlichen Ecke, die diese schwarz/weiß-Malerei in Frage stellen.

Exakt das gleiche Phänomen ist in den Ausführungen von Brady festzustellen, wenn sie schreibt:
Zitat
Schwester = unqualifiziert und Anrede Name und Vorname = qualifiziert.
Genau das ist die von Dir angesprochene schwarz/weiß-Malerei. Ich denke, die Wahrheit liegt, wie so oft irgendwo dazwischen.
Zitat
Und die Oma Müller ist trotzdem die Fr. Müller für mich.
Diese Aussage gehört für mich nicht zum Thema, das um die Anrede der Pflegekräfte geht. Überzeuge mich also davon, daß Herr/Frau und Sie tatsächlich eine andere Qualität hat als Schwester xy.

Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 11:52:30
Ja, brady, ich stimmte Dir zu,
Zitat
dass Frau/Herr nicht nur Distanz schafft .
Davon ist auch nicht die Rede. Herr/Frau in Verbindung mit Sie allerdings schafft in aller Regel Distanz.

In der Anrede Herr/Frau Doktor wird eine riesige Distanz geschaffen zwischen dem Patienten und dem Arzt. Der Patient schaut von ganz unten - alt, krank, gebrechlich - zu dem Arzt auf, der quasi in einer anderen Sphäre lebt. Manche sagen sogar wie ein Halbgott.

Die Schwester hingegen vermittelt Nähe, Geborgenheit, Verstehen, Anteilnahme und stellt damit eine Vertrauesbasis her die bei einem Herr/Frau und Sie vergeblich gesucht wird. Ich bin noch keinem Patienten begegnet, der die Qualifikation einer Krankenschwester (Berufsbezeichnung, die in der Praxis nie verwandt wird) in Frage stellt, wenn sie sich qualifiziert verhält, ihre Arbeit also professionell ausführt. Die Kompetenz wird somit nicht über die Titulierung, sondern die fachliche Vorgehensweise definiert.

Im Übrigen irrst Du, wenn Du die Bezeichnung Schwester auf ein Verwandtschaftverhältnis oder eine Ordensfrau reduzierst. 
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 12:03:42
Im Übrigen irrst Du, wenn Du die Bezeichnung Schwester auf ein Verwandtschaftverhältnis oder eine Ordensfrau reduzierst.

Hallo johannes,

nein, da irre ich mich nicht. Die Bezeichnung "Schwester" ist umgangsprachlich entstanden, da die alte geschützte Berufsbezeichnung "Krankenschwester" lautet. Diese Berufsbezeichnung  entstand zu einer Zeit (Agnes Karll) als die wilden Schwestern um 1900 herum Kranke pflegten. Die wilden Schwestern hatten kaum Rechte und ein Funktionär benannte diese Frauen, die keiner Organisation oder keinem religiösen Orden angeschlossen waren als "moderne Prostitution". Um diesen Frauen Schutz zu geben entstand die Berufsbzeichnung Krankenschwester.
Wobei der Begriff der Männer in der Pflege sich schnell änderte; vom Krankenwärter/Irrenwärter zum Krankenpfleger.

Ich arbeite schon lange als Frau XY und habe auch die Erfahrung mit Schwester und Vorname und kann deiner Argumentation nicht zustimmen. Denn ich reduziere mich nicht nur auf Schwester; ich bringe meine ganze Person mit ein und mein Menschenbild und meine Haltung sind mir sehr wichtig. Ich habe weit tragbarere Beziehungen in meiner Arbeit erlebt, bzw. es haben sich Dinge eröffnet, die nie so entstanden wären.
Deine Erfahrung mit Ärzten habe ich auch; aber solche hat wohl jeder. Wir in unserem Team arbeiten mit diesen Erfahrungen und gehen genau auf solche Ängste ein.

Gruß Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 12:12:36
Langsam wirds langweilig, was wo passt oder nicht gehört wohl eher in die Kategorie Meinungsfreiheit, aber damit tun sich vor allem Fundis schwer. Warum überleben heute mehr Menschen einen Unfall oder Erkrankung? Durch Evidenz basierte Massnahmen. Gibts auch Studien drüber. Und natürlich den technischen Fortschritt.
Und nun zu Deinem du. Eine Hilo in einer X beliebigen Stadt wird aufgefunden. Pat. riecht nach C2 und hat eine suboptimale persönliche Hygiene. Und nun kommt ein Ordnungspolizist der die Ordnung in seiner Fußgängerzone gefährdet sieht und den Menschen anspricht: He du, was soll denn das? Leg Dich woanders hin. Das wird der (zukünftige) Pat. in der Regel so nicht hinnehmen. Die Situation eskaliert. Der Ordnungshüter holt Verstärkung. Man versucht den Betroffenen wegzutragen, was misslingt. Die alkoholisierte Person startet nun ihrerseits mit verbalen Entgleisungen. Eine Handbewegung wird mißdeutet, der Betroffene wird als aggressiv eingestuft. Sätze wie: Man du stinkst, hör auf mit dem Müll oder du lernst uns kennen, los, verschwinde. Und immer mit du.
Ein du kann (genau wie ein sie) diskriminierend, entwürdigend und verletzend wirken.
Ach ja, die Erfahrungsmedizin. Auch wenn Du es ungern hörst. Die Evidenz basierte Medizin fußt auf die Erfahrungsmedizin.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: iceage am 06. Februar 2011, 15:42:40
Hallo zusammen,
ich hab mir den gesamten Thread "zu Gemüte" geführt und bin erstaunt,mit welch neckischen Fremdwörtern ein Thema
angeheizt wird,welches nun schlicht ganz und gar in die Persönlichkeit einer jeden Pflegekraft eingreift.
Ausserdem hat die Anrede absolut nichts mit "Erfahrungsmedizin" oder "evidenzbasierter Medizin" zu tun,denn es ist nicht generell auf Pflege und Medizin beschränkt.
Ich stimme hier völlig mit Johannes überein,denn jede Forderung nach "angeordneter" Anrede ist abseits jeglicher Realität,zumal man ja,wie an anderer Stelle schon erwähnt,ein Demenzkranker sich nicht darum schert,wie wer angesprochen werden will,sondern er nimmt die Anrede,die ihm noch geläufig ist und das ist in der Regel Schwester !
Wenn man also eine psych. Tagespflege leitet und sich nebenher noch so sehr mit solch einem abstrusen Thema beschäftigen kann,dann ist die Tätigkeit in der Tagespflege nicht sonderlich erfüllend,aber das ist meine ganz persönliche Meinung.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 15:50:46
Tagepflege? Jetzt komme ich garnicht mehr mit. Wer macht Tagespflege?

Es ist schade, dass so wenige sich mit diesem Thema fachlich auseinander setzen. Pflege hat kein oder wenig Interesse an berufspolitischen Themen und möchte sich nicht verändern.
Es wird nicht hingeschaut, dass sich Begriffe verändern, dass gefordert wird, Namenschilder mit Vor- und Nachnamen zu tragen. Begriffe wie Oberschwester/Oberpfleger sind verschwunden,
die heutige Stationsleitung wird immer seltener als Stationsschwester benannt. Aber keiner bekommt was mit...geschweige die Gründe dafür....


Gruß Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 16:47:13
Nun bleiben wir doch mal auf dem Teppich.

Die Anrede der Pflegekraft soll einen eigenen Standard bekommen. Das ist hier das Thema.

Die eine Form wird als professionell hingestellt, die andere als unprofessionell. Warum nicht beide nebeneinander stehen lassen und in der jeweiligen Situation einsetzen? Wie sagst Du so exotisch? Mit Empathie. Ich sags lieber auf deutsch. Das versteht auch die Dame, der Herr: Einfühlungsvermögen

Du, dino, gebrauchst offensichlich gern Fremdwörter, ignorierst - oder scheust? - die Übersetzung in Deine eigene Sprache. Kann es sein, daß Dir der Inhalt der Fremdworte nicht geläufig ist? Warum gehst Du nicht auf die Inhalte, ihre Bedeutung ein? Warum fährst Du statt dessen persönliche Angriffe? Oder willst Du Deine Aussage
Zitat
damit tun sich vor allem Fundis schwer
etwa nicht als persönlichen Angriff verstanden wissen? Was ist denn ein Fundi? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Du ein Problem damit hast, wenn jemand nicht Deine Meinung teilt, die Du noch nicht einmal schlüssig begründest.

Was haben z. B. Deine Ausführungen über Unfälle und Krankheiten mit dem vorliegenden Thema zu tun? Auch hier lieferst Du keine Erklärung. Das ist mir zu wenig.

Zitat
Ein "Du" (von mir abgeändert) kann (genau wie ein "Sie" (von mir abgeändert)) diskriminierend, entwürdigend und verletzend wirken.
Hier stimme ich Dir voll zu. Kann! Muß es aber nicht. Ist Dir nur die Negativform bekannt? Oder ignorierst Du die Positivform vorsätzlich? Vielleicht versuchst Du einmal, Dich an die Positivform heran zu tasten. Du wirst staunen, wie belebend das sein kann und wieviel Potential dahinter steckt, positives Potential.

Meinst Du nicht, daß es zu einseitig ist, wenn Du, wie bisher, ausschließlich negativ reagierst? Hast Du überhaupt einen Blick dafür, die positiven Seiten zu sehen? Wenn Du einmal unsere gegenseitigen Beiträge betrachtest, wirst Du feststellen, daß ich konkret und sachlich zu Deinen Aussagen Stellung genommen habe. Du hingegen ergehst Dich in Allgemeinplätzen und persönlichen Angriffen. Das würde ich nicht als professionell bezeichnen. Warum ignorierst Du, daß ich dem "Sie" seine Berechtigung zugestanden habe, wie ich diese auch dem "Du" zugestehe? Es wäre schön, wenn Du auf diese Fragen eine Antwort fändest.

Wenn ich für eine meiner Bewohnerinnen "der Lausbub, der Grappede" bin (sie kommt aus Wien), dann bin ich für sie der Lausbub. Wenn ich mich dann als "der Lausbub, der Grappede" bei ihr melde, geht ein Leuchten über ihr Gesicht. Warum? Weil der Lausbub der ist, mit dem sie etwas verbindet, das ihr gefällt. Mit dem Herrn xy würde ich diese Reaktion nicht einmal ansatzweise erzielen, weil sie damit nichts anzufangen weiß. Stell Dir vor, ich müßte dieser alten Dame mit Herr xy begegnen, wie ein Standard mir vorschriebe. Das wäre eine Katastrophe.

Für sie ist das Du, das aus dem Lausbub spricht, positiv besetzt und nicht, wie Du schreibst negativ. Ich habe gelernt, daß ich die Menschen dort abholen muß, wo sie sich gerade befinden, wenn ich sie erreichen will. Vielleicht kannst Du, wenn Du ein wenig drüber nachdenkst, doch auch dem "Du" etwas Positives abgewinnen?
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: iceage am 06. Februar 2011, 16:50:34
Hallo Brady,
bitte entschuldige,ich meinte natürlich psych. Tagesklinik,sorry.

Mich würde jetzt aber mal interessieren,woher Du so genau weißt,wie SL oder PDL in anderen Häusern genannt werden ?
Ich bin immer noch Stationsschwester,bei uns umgangssprachlich auch als "Öse" bezeichnet und der Titel Stationsschwester ist auch in meinem AV sowie der Stellenbeschreibung fixiert.
Bei Oberschwester-/pfleger stimme ich Dir zu,diese Bezeichnungen sind grösstenteils durch PDL oder solch Managergedöns abgelöst worden,leider auch bei uns :x.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 16:59:20
Hallo Iceage,

den Begriff Tagespflege kenne ich nur aus der Altenpflege. Ich arbeite in der psychiatrischen Pflege (teilstationär). Ich habe von meiner PDL den Auftrag bekommen über dieses Thema in verschiedenen Krankenhäusern zu referieren, damit Pflege dafür sensiblisiert wird. Der Schritt in vielen Häusern Namenschilder mit Vor- und Nachnamen zu tragen  ist auch aufgrund von Zertifizierungen umgesetzt worden.

Gruß Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 17:10:47
Liebe brady,

mir ist umgangssprachlich die Bezeichnung Schwester aus einem Zeitraum von nunmehr rd. 2.000 Jahren bekannt. Da gab es weder Ordensschwestern noch Krankenschwestern. Dieses Schwester wurde übrigens als etwas Verbindendes verwendet, das Nähe signalisiert und vermittelt. Es liegt in der Eigenart positiver Dinge, daß sie dem Mißbrauch ausgesetzt sind.

Nur das, was vom Wesen her gut ist, kann mißbraucht werden.

Wenn also ein Funktionär diese "Schwestern" als "moderne Prostituierte" betrachtet, unterstreicht das nur meine Aussage. Damit wird das vom Wesen her Gute jedoch nicht automatisch schlecht. Lediglich unser ganz persönliche Bezug hängt ihm eine negative Note an. Im Übrigen ist es m. W. unüblich, jemand mit seiner Berufsbezeichnung anzureden. Dies trifft in der Regel auf den Titel einer in der Gesellschaft hochgestellten Persönlichkeit zu. Somit habe ich noch nie gehört, daß eine Krankenschwester mit Krankenschwester oder ein Krankenpfleger mit Krankenpfleger angesprochen wurde. Die Berufsbezeichnung wird wohl ausschließlich verwendet, wenn über eine Person geredet wird.
Zitat
Ich arbeite schon lange als Frau XY
warum auch nicht? Dagegen spricht ja nichts. Ich sehe das als genau so legitim an wie die Anrede "Schwester".
Zitat
ich reduziere mich nicht nur auf Schwester
Wie ich schon bei dino ausführte, ist Deine Aussage eine negative Betrachtungsweise der Schwester. Du betrachtest das als eine Reduktion. Auch hier empfehle ich, den Blick für die positiven Elemente zu öffnen, dann kommen wir auch zusammen.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: iceage am 06. Februar 2011, 18:24:19
Hallo Brady,
mag ja alles so sein,wie Du schreibst,trotzdem,wer will sich anmaßen zu bestimmen,wie der Pflegebedürftige uns anzusprechen hat ? Ist doch fernab jeglicher Realität !
Es sind schliesslich immer noch zum allergrössten Prozentsatz die Patienten / Bewohner,die uns ansprechen und genau die werden hier schlicht und einfach ignoriert ! Was interessiert den Patienten eine Zertifizierung oder wie was woanders gehandhabt wird. Der Patient / Bewohner spricht uns so an,wie er es kennt und wenn man nur über ein Mindestmass an Empathie und Menschenverstand besitzt,dann lässt man dies zu.
Es sei denn,man ist ein "Fundi" und in seinem Ego gekränkt,wegen etwas,dass unbewusst tagtäglich geschieht.
Also nix für ungut...
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 18:29:51
Liebe Iceage, wenn mich jemand als Öse bezeichnen würde würde ich digitieren. Alleine das Wort gefällt mir nicht. Was meinst Du mit Managergedöns. Leitungsaufgaben sind Managementaufgaben. DP-Gestaltung; Etat verwalten,abrechnen und anfordern; Kontakte zu komplementären Partnern pflegen; Fortbildungen gestalten und anregen; Mitarbeiterentwicklungsgespräche führen und Ziele setzen; Aufgaben im QM übernehmen; all dies sind Managementaufgaben. Hier ist der Begriff SL zielführender als Stationsschwester, Öse, Drachen, Sr Hildegard oder was es sonst noch so gibt. Als Stationsschwester stelle ich mir eher so eine Art Vorturnerin vor.
@johannes, im Gegensatz zu dir bleibe ich bei Fakten und polemisiere nicht. Nur, Meinungsfreiheit gilt auch für Andersdenkende, so einfach ist das. Wenn du bei Deinen Pat. durch duzen die Wahrnehmung hast effizienter Dein Ziel zu erreichen und es so im Team getragen wird bleibt dir das Du doch überlassen, keiner will es dir nehmen. Ich stehe auf dem Standpunkt mit Sie effizient arbeiten zu können. Und wie ich schon ausführte kann ich auch situativ (Ausnahme) umschwenken. Bsp. Notfallmäßige Aufnahme eines jungen minderbegabten Autisten aus einem Heimbereich der dort nur geduzt wurde. Hier würde ich mir mit dem sie ein Brett ans Bein nageln. Ansonsten arbeite ich nicht mit Demenzkranken oder Olygophrenen Pat. Bei unseren Pat. wird grundsätzlich gesiezt. Trotzdem haben die Pat. Vertrauen zu uns. Und ja, wenn ich z. B. beim Einkaufen bin oder so über den Flohmarkt wandele habe ich des öfteren ein small talk mit einem ehemaligen Pat. Und es freut mich, wenn es ihm gut geht.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 19:05:37
Hallo, Du firmierst unter SchülerInnen und DozentInnen. Wenn ich mir Deine Antworten so ansehe, in denen jedesmal ein persönlicher Angriff mitschwingt, in denen Du nicht auf die gemachten Aussagen eingehst, erweckst Du den Eindruck, Du seiest eher unter den SchülerInnen denn unter den DozentInnen einzuordnen. Darum sehe ich Dir Deine ständigen persönlichen Angriffe nach. Bei einer Dozentin hätte ich da schon mehr Probleme, wenn solche unreflektierten Antworten kommen. Du vermittelst den Eindruck, als würdest Du meine Beiträge gar nicht wirklich lesen.

Du schreibst:
Zitat
Ich stehe auf dem Standpunkt mit Sie effizient arbeiten zu können.
Hat das irgendwer bestritten? Aber eine Stellungnahme zu den anderen Aussagen ist das keinesfalls. Das ist lediglich ein Standpunkt, aber keine Erklärung, warum das so ist und das andere nicht akzeptabel sein soll. Genau auf diese Erklärung warte ich nun seit einigen Beiträgen.
Wenn Du meinst, Fakten vorzubringen, dann bitte ich Dich, mir doch mal ein einziges Faktum zu benennen, das Du anführst, damit erkennbar wird, was Du als Faktum bezeichnest. Vielleicht kommen wir uns dann etwas näher. Aber komm mir bitte nicht mit einem Unfall, sondern einem Faktum, das auf das hiesige Thema bezogen ist.


Hab mal bei google nachgesehen, was der von Dir benutzte Begriff digitieren wohl bedeuten könnte. Nach "Welt online" bedeutet er die Verwandlung eines Minidämons in ein noch schrecklicheres Ungetier, was immer Du damit aussagen willst. Da diese Information im Zusammenhang steht mit "weiß jedes Kind", frage ich mich, wo das noch enden wird.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 19:10:38
Ich habe nicht umsonst den Auftrag bekommen; nun heisst es sich damit auseinanderzusetzen oder es irgendwann mal übergestülpt zu bekommen. Genau wie das Tragen von Namenschildern, das Unterzeichnen der Dokumentation mit Hdz mit Vor- und Nachnamen, die immer mehr umsichgreifende Forderung sich beim Patienten mit dem Vor- und Nachnamen vorzustellen.
Es wird wieder Pflegefachkräfte geben, die davon nichts gewusst haben. Genauso, wieso das Wortteil -schwester aus der Berufsbezeichnung verschwunden ist?
Pflege wird dann wieder jammern, man nimmt uns nicht ernst, wir werden nicht gefragt....Aber um Gotteswillen sich bloss nicht mit Berufspolitik und fachlichen Fortschritt auseinandersetzen.

Ich glaube ich unterschätze die Wirkung von der Serie "Für alle Fälle Schwester Stefanie"  und sollte das hohe Niveau solcher Sendungen mit in meine Präsentation aufnehmen.  :-D
Denn was nicht sein darf, ist auch nicht so....Augen zu und durch und dann kommen die neuen Gesundheits- und KrankenpflegerInnen, die andere Grundlagen/Qualitätsaufgaben in den Ausbildungsstätten/Schulen lernen.  

Gruß Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 20:12:25
Also da fand ich die Hildegard aus der Schwarzwaldklinik authentischer :evil:, @ johannes  bring mir mal einer die Chips. Da wartet einer und kann den Sinn meiner Worte nicht verstehen und lässt nur gelten was ihm genehm ist. Kennt man doch irgend woher diese Einstellung. Jetzt hab ichs, in der Kirche ist es genau so. Hey, gründe doch eine Pflegeinqusitition, dann kannst Du schnell Andersdenkende  loswerden. Leute mit dieser Einstellung behindern die Darstellung professioneller Pflege. Hast Du Kids? Beschäftigst Du Dich mit ihnen? Dann frag sie mal was digitieren heißt. Es war nämlich ironisch gemeint. Humor sollte auch zum Job gehören.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: iceage am 06. Februar 2011, 20:13:25
Liebe Brady,
die heutigen Gesundheits-und KrankenpflegerInnen lernen auch nicht anderes,als wie eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger gelernt hat,es ist lediglich eine neue Berufsbezeichnung.
Auch hat Berufspolitik in meinen Augen nichts mit der Anrede zu tun,sondern vielmehr mit dem Berufsbild und dessen Wertigkeit. Eine "Schwester" Ilse mit 10,-Euro Stundenlohn verdient auch nicht mehr,wenn sie mit Frau Ilse Meier angesprochen wird. Du verstehst ?

Und dino,
wenn Du meinst,mit Fremdwörtern bzw. Fachbegriffen Deinen Intellekt hervorheben zu wollen,dann solltest Du auch wissen,was diese Fremdwörter bedeuten und wie man sie rethorisch anwendet.
Hier muss ich wieder Johannes zustimmen,wenn er meint,dies lese sich eher wie eine Aussage eines Schülers statt eines DozentenIn.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 20:21:25
Hallo iceage,

da irrst Du. Schaue mal hier:

https://www.fh-osnabrueck.de/fh/fileadmin/users/96/upload/pw-berufsbegl/Anrede_von_Pflegenden.pdf

Wenn ich auch nicht mehr Geld dafür bekomme, will ich meinem Berufsbild und meinem beruflichem Selbstverständnis Rechnung zollen und stelle mich nicht von vornherein gegen jede Veränderung.

Gruß Brady


Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 20:52:05
Ach Ici, fang mal an aufzutauen, wir haben Klimawandel, gelle. Ich habs nicht nötig was bei mir aufzuwerten, wie stehts bei Dir?
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 06. Februar 2011, 21:37:46
Mal im Ernst, wo bekommt eine Pflegefachkraft einen Stundenlohn von 10€? Bißchen wenig für die Arbeit. Also ich gehe arbeiten um zu Leben aber ich lebe nicht um zu Arbeiten.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 21:43:40
Hallo dino,

da hast Du wohl Recht, denn der Verderb fängt da an, wo man es als Berufung sieht und nicht mehr als Beruf. Denn jede Berufung hat nichts mit professionelllen Arbeiten zu tun, man hat keinen Blickwinkel/Bezug  mehr für andere Dinge und das darf nicht sein.

Liebe Grüße Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: johannes am 06. Februar 2011, 21:54:13
Hallo brady,

Du hast einen Link eingestellt. Wenn ich ihn aufrufe kommt die Meldung:

Zitat
Dieser Verbindung wird nicht vertraut

Und nun?

Zitat
und stelle mich nicht von vornherein gegen jede Veränderung.
Nun, ich stelle mich gewiß nicht gegen jede Veränderung. Was Du bis heute schuldig geblieben bist, ist die Begründung für die Behauptung, daß Herr/Frau und Sie professionell ist und Schwester unprofessionell. Deiner Behauptung steht bisher meine Begründung für die gleiche Professionalität für beide Anreden gegenüber. Weder hast Du den Versuch unternommen, Deine Behauptung sachlich und fachlich zu untermauern, noch hast Du den Nachweis erbracht, daß meine Begründungen nicht stichhaltig sind.

Ich bin es nicht gewohnt, meine Fahne nach jedem Wind zu hängen, sondern erst zu prüfen ob das, was mir begegnet, auch tragfähig ist. Ich warte also immer noch auf einen ernsthaften Ansatz Deinerseits.  

@ dino

Dacht ich mirs doch, hier versucht sich ein Kind zu profilieren. Wenn von Dir nicht mehr kommt als die Diskriminierung Deiner Gesprächspartner und Institutionen, wie der von Dir angeführten Kirche, erübrigt sich auch eine weitere Diskussion mit Dir.  Eigentlich schade.

Aber Du hast Recht.
Zitat
Leute mit dieser Einstellung behindern die Darstellung professioneller Pflege.
Leider muß ich mich ab und an mit solchen Leuten rumplagen, die nicht mal ihre eigene Muttersprache sprechen und schreiben können, aber den Großkotz raushängen lassen. Solltest Du tatsächlich Dozentin sein, was mir mehr als fraglich erscheint, zeigt Dein Verhalten hier leider Deine fehlende Professionalität.

Ob nun digitieren ironisch gemeint war oder nicht - Du weißt nicht mal, was es in Deiner Muttersprache bedeutet? Das ist mehr als schwach.

@ iceage

Intellekt kann man nicht mit Fremdwörtern hervorheben. Man kann bestenfalls fehlenden Intellekt hinter Fremdwörtern zu verstecken suchen.
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 06. Februar 2011, 22:00:55
Hallo johannes,

probiere den Link öfter. Ich habe auch schon diese Schwierigkeiten gehabt. Es ist eine pflegewissenschaftliche Studie von der Fachhochschule Osnabrück. Meine Erfahrungen sind die gleichen und ich kann mich dem Fazit, bzw. der einleitenden Worte nur anschliessen.
Ernsthafter Ansatz, hallo?
Kommunikationstechniken können nicht genutzt, bzw. angewendet  werden -  bei Schwester/Vorname da auf 2 Ebenen geprochen wird
Lernen am Modell-ein Mensch mit Vorname ist kein Modell - Realität sieht anders aus
Assoziationen bei dem Begriff "Schwester" wie Schwesternreport/Schwester hat mir alles abzunehmen-aktivierende/motivierende Pflege schwierig
Beratungsfunktion schwieriger aus den gleichen Gründen
Berufspolitisch Aspekte? Nur zum Beispiel; Schwester oder Fachpflegekraft (da jeder sich Schwester nennen darf)
Durch Schwester oft eine Einstellung zum Beruf, die einem Burnout Tür und Tor öffnet.
Ich denke meine Präsentation ist ausreichend an Argumenten und ich sollte, bzw. brauche mich nicht ständig wiederholen.

Gruß Brady



Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 07. Februar 2011, 06:33:25
Hey Hannes, bring mir mal ne Cola, es wird langweilig. Oder ist Dir langweilig und Du willst mich angraben.Da Du wohl ein Problemchen mit Menschen hast die auch außerdeutsche Worte gebrauchen hab ich nur Deutsch geschrieben kiss.gif kiss.gif
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 07. Februar 2011, 07:20:43
Guten Morgen auch an die aktive UserInnen dieses Themas,
leider werden zurzeit teilweise die Diskussionen hier in unserem Forum nicht mehr fair geführt und ich appeliere hiermit an alle, mehr einen eher kollegialen und solidarischen Umgang miteinander pflegen.
Frühe Grüße!
Thomas Beßen
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 07. Februar 2011, 07:26:58
Und das wo ich gerade meinen schicken Ledermini rausgeholt hab, na gut, häng ich ihn halt zurück in den Schrank kiss.gif
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 15. Februar 2011, 17:49:07
Eiegentlich hatte ich mir gedacht: "Lass es sein". Aber ich hatte heute auf der Arbeit eine mail von einem Herrn Reinhard Lay in meinem mailpostfach, der mich daran erinnerte, dass ich dafür einstehe wovon ich überzeugt und was richtig ist. Leider ist es auch die Realität, dass zuviel sich noch mit "Schwester und Vorname"; bzw. "Pfleger und Vorname" vorstellen und ansprechen lassen, so werde ich trotzdem nicht schweigen. Die Forderung sich mit Frau oder Herr ansprechen zu lassen, ist älter als die Änderung der neuen Berufsbezeichnung.

Das "Eisen und Fönen" hat auch lange gebraucht als Pflegefehler angesehen zu werden. So sehe ich es auch mit der falschen Anrede. Für mich ist es ein Pflegefehler in der Beziehungsarbeit, denn der Pflegeprozess ist ein Problemlösungs- und Beziehungsprozess und wenn die Beziehung nicht korrekt ist, dann läuft was Grundlegendes  falsch.
Wir haben die Pflegewissenschaft, die uns dabei unterstützt alte Zöpfe abzuschneiden und dieser ist längst überfällig.

Liebe Grüße Brady


   Reinhard Lay

   GKP,  Dipl. Pflegepädagoge (FH),  M.A.,

   staatl. geprüfter Fachwirt für Organisation und Führung
   und seiner Webseite: www.fortbildung-pflege.com

   und ein Auszug seiner Arbeit...mit Quellen zu der Anrede in der Pflege...
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Shet am 16. Februar 2011, 02:06:10
Ob die Anrede "Sr.Karin" noch zeitgemäß ist kann man diskutieren, fällt aber etwas unter super sinnlos Diskusion. Weil ganzeinfach Theorie hin oder her, die Zeit wirds zeigen und die Menschheit entwickelt sich man mags nicht glauben. Heute hat aus einem Raum heraus mich der Ruf ereilt , " Schwäster kom`se mal schnöll"! Das ist die ultimaratio Anrede, da kann jeder reagieren der sich angesprochen fühlt.

 Grüße von Bruder Shet

PS: Bruder Tiamat amüsiert sich wahrscheinlich beim lesen und ist zu faul mal was dazu zu schreiben. Oder einfach nur müde?
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 16. Februar 2011, 08:26:16
Für mich ist es keine super sinnlos Diskussion. Es ist berufspolitisch und fachlich wichtig, wir haben doch mehr drauf.
Gruß Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: dino am 16. Februar 2011, 08:53:27
Hi shet, dass zeigt doch nur auf das man mit dem Thema offensiv umgehen muss. Unsere Arbeitseinstellung hat sich gewandelt, das Fachwissen ist größer, und dazu gehört auch eine passende Berufsbezeichnung. Schwester trifft es nicht mehr.
Folgende Analogie: Wir stehen beim MC in der Schlange und bestellen ein großes TS-Menü- Stattdessen bekommst Du ein kleines Fischmäc Menü. Natürlich regst Du dich auf und fragst die Fachangestellte was das soll. Sie antwortet Dir: Was regen sie sich auf, ist doch beides fast food :evil: :evil: Und während Du Dich so ärgerst freue ich mich auf meinen Döner :-D
Schmatzende Grüße vom umkämpften Frühstück
Dino
PS Hattest Du vielleicht eine anstrengende Nacht??? Duck and cover :evil:
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Thomas Beßen am 25. Mai 2011, 05:28:07
Auch die KollegInnen aus Österreich diskutieren wohl nun mit: einfach http://www.pflegenetz.at/index.php?id=150&tx_ttnews aufrufen und dann "Schwester" noch zeitgemäß? ins Suchfeld eingeben. Dann kommt dieses und mehr:

"Das Thema “Berufsbezeichnung” beschäftigt mittlerweile viele Pflegepersonen im deutschsprachigen Raum. Der geläufige Begriff der „Schwester“ für die weibliche Pflegeperson ist zwar gesellschaftlich als Rollenbild verankert, dennoch anerkennen viele Pflegende in Praxis und Theorie den Begriff „der Schwester“ nicht mehr als wirklich zeitgemäß für die Bezeichnung eines Berufsstandes dem eine intensive, professionelle Ausbildung zu Grunde liegt.

„Schwester“ ist ein Begriff, der weit mehr umfasst als die ursprüngliche Bedeutung der familiären Zugehörigkeit. Moser (2004) ist der Meinung, dass „Schwester“ nicht nur für die Berufsbezeichnung als solche steht, sondern auch das Symbol der Beziehung zwischen der „Schwester“ und dem Pflegebedürftigen bezeichnet. Durch die Sprache werden Einstellungen und Werthaltungen transportiert. Mit „Schwester“ wird eine Bezeichnung verwendet, die implizit ein weibliches Wesen, freundlich lächelnd, dienend und den Anweisungen des Arztes gehorchend umfasst und traditionell auf einen dienenden Charakter hinweist.

Andere Gesundheitsberufe haben erkannt, dass die Berufsbezeichnung ein wichtiger Faktor der Identität des Berufes ist, und dementsprechende Gesetzesänderungen durchgesetzt.

Die Berufsbezeichnungen im MTD-Gesetz vom 31. Juli 1992 wurden im Rahmen einer Novelle dieses Gesetzes zuletzt 2005 geändert. Zum Beispiel wurde die Berufsbezeichnung „Diplomierte radiologisch-technische Assistentin/Assistent“ auf „Radiologietechnologin/Radiologietechnologe“ geändert. Auch die Berufsbezeichnung „Diplomierte Diätassistentin und ernährungsmedizinische Beraterin/-assistent und – Berater“ wurde modernisiert, und zwar auf „Diätologin/Diätologe“.

Derzeit ist ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über medizinische Assistenzberufe (MAB-Gesetz) erlassen und u.a. das MTF-SHD-G geändert werden soll, in Begutachtung und wird voraussichtlich noch 2011 in Kraft treten. Dieses Gesetz ändert u.a. die Berufsbezeichnung etlicher Sanitätsberufe vom „Gehilfen/Gehilfin“ zum/zur „Assistenten/Assistentin“. Zum Beispiel werden der/die bisherige „Operationsgehilfe/Operationsgehilfin“ die Berufsbezeichnung „Operationsassistent/Operationsassistentin“, der/die bisherige „Laborgehilfe/Laborgehilfin“ die Berufsbezeichnung „Laborassistent/Laborassistentin“ führen.

Die Pflegepersonen wären gut beraten, sich verstärkt an den derzeit laufenden Diskussionen und Willensbildungen um eine neue Berufsbezeichnung einzubringen. Es wäre wünschenswert, wenn innerhalb der Berufsgruppe ein möglichst hoher Konsens für eine neue Berufsbezeichnung gefunden würde. ..."


Guten Morgen!
Thomas Beßen
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Brady am 26. Juli 2011, 15:23:56
Ist zwar schon was älter, aber so sieht man uns in der Bevölkerung wohl immer noch und wir unterstützen dies.
Es wäre doch um vieles einfacher, wenn Menschen sich mit ihren Nachnamen ansprechen lassen.
Mir ist es nur peinlich....

http://www.gsund.net/cms/beitrag/10001039/43678/


Liebe Grüße

Brady
Titel: Re: Ist die Anrede "Sr. Karin" in der Pflege noch zeitgemäß?...
Beitrag von: Tiamat am 09. August 2011, 01:10:45
Bruder Shet hat so sehr recht! Ich habe mich beim Lesen wirklich köstlich amüsiert, um nicht vom laut los lachen zu schreiben. Dino im Ledermini, hat bestimmt nicht wirklich viel von Olivia Jones. Wie bekomm' ich jetzt nur das Bild aus dem Kopf! Aber gut für Askese! 8-) :evil: 8-)
Wenn ich mich mit Berufsbezeichnung und Vornamen ansprechen lassen würde, wenn es denn ginge, wären die Pat. tot und ich gelangweilt bevor er/sie mal beim Namen wären und ich habe die Grundausbildung vor der Novellierung des BKrPlfG von '04 gemacht. Denn wenn dann richtig oder garnicht! Und dann erst am Telephon, da würde ich nur noch telephonieren!
Zudem bedeutet die Ansprache mit Sr. oder Pfl. und Vor- oder Nachnamen,bei uns, eine Einleitung zu einem Distanz armen Spaß untereinander.
Aber mal zu Brady Du solltest Dir noch mal genau ansehen was fachliche Fehler bzw. Pflegefehler genau sind und was eigentlich wirklich peinlich ist. Denn mit einer solchen affektierten Arrgumentation bewirkt man keine Änderungen.
Denn Änderungen werden bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung nur durch gesundes selbstbewusstes und selbstbestimmtes fachliches Auftreten bewirkt. Die Mehrheit ist anscheinend nicht wirklich in der Lage den erlernten Kenntnisstand zu aktualisieren bzw. dieses zu verarbeiten. Jedoch daran mangelt repektive übersteigt es bei vielen ein angemessenem Auftreten.

Mit freundlichen Grüßen

Tiamat