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1 Allgemeines => Nachrichten und Anregendes rund um die Pflege und deren Ausbildung => Thema gestartet von: Thomas Beßen am 06. Juli 2022, 14:33:17

Titel: Modellvorhaben gestartet - Mehr Kompetenzen für Pflegefachpersonen
Beitrag von: Thomas Beßen am 06. Juli 2022, 14:33:17
„Der GKV-Spitzenverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und mehrere Pflegeverbände haben sich darauf verständigt, Pflegefachpersonen mehr Kompetenzen zuzusprechen. Ein entsprechender Rahmenvertrag ermöglicht Pflegenden künftig, im Rahmen von Modellvorhaben ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen. Die Beteiligten beschlossen den Vertrag zum 1. Juli, wie der GKV-Spitzenverband am Montag mitteilte.

Mehr Kompetenzen bei Diabetes, Wunden und Demenz

Ab 2023 soll in jedem Bundesland für max. 4 Jahre mind. eine Erprobung erfolgen, in der Pflegefachpersonen Tätigkeiten der Heilkunde wahrnehmen, die bisher Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren.

In einem ersten Schritt sei die Übertragung entsprechender Aufgaben zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus, chronischen Wunden und Demenz vorgesehen. Damit würden u. a. Blutabnahme, Wundabstrich, Bewertung der Laborwerte oder die Ableitung, Veranlassung und Empfehlung von entsprechenden Maßnahmen möglich, ohne vorab eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. …


>>> https://www.bibliomed-pflege.de/news/mehr-kompetenzen-fuer-pflegefachpersonen

Gutes Gelingen wünscht grüßend
Thomas Beßen




Titel: Re: Modellvorhaben gestartet - Mehr Kompetenzen für Pflegefachpersonen
Beitrag von: ChrisWeb am 10. Juli 2022, 11:33:17
Zitat
Damit würden u. a. Blutabnahme, Wundabstrich, Bewertung der Laborwerte oder die Ableitung, Veranlassung und Empfehlung von entsprechenden Maßnahmen möglich, ohne vorab eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.

Ich glaube die Station bzw. die Pflegekollege:innen und ich sind schon auf dem halben Weg dort hin- schon lange gewesen. Auffällige Laborwerte werden i.d.R. mit Übergeben, wenn Ärzte bestimmte Maßnahmen anordnen (z.B. Kaliumgabe) schaue ich (und meines Wissens nach auch viele Kolleg:innen) vorher in das Labor und rufen (bei auffälligen Werten) den Arzt/ die Ärztin an um mal "kritisch Nachzufragen", ob das denn so sein soll. Auch Wundabstriche machen i.d.R. wir Pflegekräfte. Faktisch machen wir im Prinzip schon einen Teil der Arbeit (müssen jedoch immer noch den Arzt/ die Ärztin fragen)- wenn dieses Modellvorhaben durchgeführt wird, sind wir wohl schon "routiniert", wenn man es so nennen möchte...

Das Gehalt spiegelt diese Arbeit/ diese Gedankengänge nicht wieder- es wird quasi "dem Patienten geschenkt für eine bessere Versorgung", wenn man es so nennen möchte. Würde dieses Modellvorhaben auch eine "Gehaltserhöhung" nach sich ziehen? Immerhin wären dann mehr Kompetenzen bzw. mehr Entscheidungsgewalt bei der Pflege.

Auf der anderen Seite sehe ich es natürlich auch etwas kritisch, dass mehr Arbeit "delegiert" wird- die Pflege hat eigentlich schon genug zu tun. Wenn immer mehr Arbeit auf die Pflege "abgewälzt" wird, könnte die Fehlerquote steigen.
Titel: Re: Modellvorhaben gestartet - Mehr Kompetenzen für Pflegefachpersonen
Beitrag von: IKARUS am 11. Juli 2022, 06:47:39
Chris, das sehe ich wie Du. Wir sollen mehr arbeiten, aber die Ärzte kassieren ab. Haben sie ja das Delegationsrecht. Ich bin der Meinung, wer etwas durchführt, sollte es auch abrechnen (können).  Auch das geht für mich nicht aus der kommenden PPR 2.0 hervor.
Es geht ja nicht um Notfallpatienten, aber was die "Normalpatienten" angeht , habe die Ärzte die Macht, sie zur Therapie einzubestellen, Da hat PFLEGE kein Mitspracherecht. Wenn die Ärzte ans Bett können, wird behandelt, was das Zeug hält. Wenn die andere Aufgaben erfüllen, werden elektive Eingriffe gesteckt. Weder der DBfK noch der DPR machen das zum Thema. Da fordert ein Universitätsprof. man möge doch periphere Kliniken schließen, damit in den Spezialkliniken genügend Pflegepersonal vorrätig sein kann.
Ich stimme dir zu: Wir erledigen im Stillen schon viele Aufgaben, von denen auch Ass-Ärzte sehr profitieren.,


Titel: Re: Modellvorhaben gestartet - Mehr Kompetenzen für Pflegefachpersonen
Beitrag von: dino am 11. Juli 2022, 13:47:27
Natürlich sagen wir seit Jahren Bescheid wenn ein auffälliges Labor erscheint. Dies stammt noch aus der Zeit, als Ergebnisse schriftlich vom Labor auf Station kamen. Man guckte drüber, und sagte Bescheid. Kein Ding, zählt zur Zusammenarbeit. Die Zeit wo Ärzte Pat. einbestellen ist doch Geschichte, sowas erledigt das Belegungsmanagement. In der Regel ehemaliges Pflegepersonal. Sie wechseln halt nur in den ärztlichen Bereich. Im Endeffekt ist das aber schnuppe, Hauptsache, die Betten sind belegt. Denn davon leben wir Alle, vom Pförtner bis zum Prof (egal aus welcher Berufsgruppe).

VG
dino