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4 Lernfeld Praxis => Pflege nach Schwerpunkten => Altenpflege und Altenhilfe => Thema gestartet von: Thomas Beßen am 22. April 2021, 05:06:01

Titel: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: Thomas Beßen am 22. April 2021, 05:06:01
"Das Modellprojekt Valinda führt auf Basis des Altenpflegegesetzes ein innovatives Validierungsverfahren mit finanzieller Unterstützung des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales, NRW und Mitteln des Europäischen Sozialfonds durch. Das Verfahren bietet Ungelernten in der Altenpflege, die über ausreichende Berufserfahrungen in der Altenpflege verfügen, die Möglichkeit, ihre pflegerischen Kompetenzen mittels eines systematischen Verfahrens zeigen und bewerten zu lassen. Nach einer anschließenden Phase der Nachqualifizierung können sie auf diesem Wege nach erfolgreichem Abschluss des Validierungsverfahrens einen staatlich anerkannten Abschluss als Altenpflegekraft erlangen.

Das Projekt Valinda wird von HeurekaNet (Projektleitung), den Caritas Bildungszentren für Pflege und Gesundheit in Dorsten und Rheine, dem Edith-Stein-Kolleg in Warendorf und der Universität Osnabrück (Begleitforschung) durchgeführt. ..."


>>> https://www.valinda.de

Frühe Grüße!
Thomas Beßen
Titel: Re: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: IKARUS am 22. April 2021, 09:10:44
Ist das der (christliche) Weg zur Professionalisierung der beruflichen Pflege?
Ich denke NEIN!!
Aber wenn "man" das so will, dann soll es geschehen. Aber würden sich die aktuell Entscheider auch von diesen "Nachqualifizierten" pflege lassen wollen, oder werden die dann ausgebildete (studierte) Pflegeexperten an ihren Betten verlangen?
Das auch die kirchlichen Arbeitgeber unterschiedliche Maßbänder haben ist bekannt.
Sonnige Grüße aus dem Ruhrgebiet, Michael Günnewig 
Titel: Re: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: ChrisWeb am 22. April 2021, 21:10:08
Laut den News vom Dezember 2020 (die letzten, die eingetragen wurden auf der Webseite): "Ab Mitte Februar bis Ende März werden dann die abschließenden Prüfungen zur staatlich anerkannten Altenpflegefachkraft durchgeführt, die den gleichen Bedingungen und Anforderungen unterliegen wie die Prüfungen der regulären dreijährigen Ausbildung."

Ich habe keine Ergebnisse gefunden, wie die Durchfallquote war.

Ich stelle mir das aber für alle Beteiligten sehr schwer vor.
Titel: Re: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: HeurekaNet am 03. Juni 2021, 13:42:06
Update vom 25.08.2021

Ein paar kurze Antworten auf unten gestellte Fragen:
Von ursprünglich 66 Teilnehmer*innen haben 53 die Abschlussprüfungen (praktisch, schriftlich, mündlich) durchlaufen, davon haben 48 im ersten Durchgang bestanden, 5 mussten diese wiederholen und haben jetzt auch bestanden. 13 haben es letztlich nicht geschafft.
Die Abschlussprüfungen, deren Ablauf und Prüfungen waren mit den sonst üblichen Prüfungen der 3-jährigen Altenpflegefachkraft-Ausbildung identisch. Darauf wurde unter den skeptischen Blicken der Bezirksregierung sehr geachtet.
Es war tatsächlich ein anstrengender Prozess für alle Beteiligten, insbesondere unter den Corona-Bedingungen. Für die Absolvent*innen war es aber die größte Herausforderung, da sie neben der Berufstätigkeit und Familienanforderungen sehr viel Neues lernen mussten. Das haben sie mit großer Motivation und Interesse gemeistert.
Die Entscheider würden sich auf jeden Fall von diesen Absolvent*innen pflegen lassen, da diese mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren und mit durchschnittlich ca. 10 Jahren (8-37 Jahre) Berufserfahrung, sehr kompetent und engagiert ihrer Arbeit nachgehen, und nicht wie "Novizen" (Patricia Benner, auf Grundlage des Dreyfus-Modells) nach der Ausbildung, erst einmal Erfahrungen sammeln müssen.
Die Caritas-Bildungszentren im Münsterland bilden seit Jahrzehnten angehende Pflegefachkräfte aus Pflegeinrichtungen mit unterschiedlichen Trägern aus (Wohlfahrtsverbände, direkt kirchliche Einrichtungen, private Träger und nicht-konfessionelle Stiftungen u.a.).

Wer noch mehr erfahren will kann sich die Nachrichten über die Abschlussveranstaltung vom 14.04.21 mit Minister Laumann (ist auch als Mitschnitt abgespeichert) und die Informationen über die Fachtagung 19.04.21 (beides unter https://www.heurekanet.de/news zu finden) durchlesen bzw. ansehen.

Gerne bin ich auch als Projektleiter ansprechbar für weitere Fragen.
Andreas Schulte-Hemming
schulte_hemming@heurekanet.de
Titel: Re: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: IKARUS am 03. Juni 2021, 18:47:53
Hallo Herr Schulte-Hemming, Sie beziehen sich auf die Formulierung von Patricia Benner "Novize". Ich denke, und so sehe ich das persönlich auch, dass es hier um die Zugehörigkeit zum Beruf/zur Berufslaufbahn geht.
Für mich ist es ein anderes Thema, wenn wir Schüler in den Pflegausbildungen haben, die eine längere Lebensspanne durchlebt haben und mit dieser in eine Pflegeausbildung eintreten.
Als ich 1973 mit meiner Pflegeausbildung begonnen hatte, waren in meinem Kurs auch 5 Mitschüler die deutlich älter waren, als die meisten Schüler. Durch ihre innere Ruhe, haben die zu einem guten Klassenklima beitragen können und die jüngeren von uns mitunter emotional aufbauen können, wenn es mal nötig war.

Ich  unterschiede zwischen einer fachlichen und einer menschlichen Reife. Das Eine kann das Andere ergänzen oder gar beflügeln.
Übrigens: Zwei von den Älteren haben ihre Ausbildung mit einem Summa cum laude abgeschlossen.
Alter ist also kein Grund eine Ausbildung nicht zu beginnen!

Beste Grüße, Michael Günnewig 
Titel: Re: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: HeurekaNet am 25. August 2021, 16:45:51
Hallo Herr Günneweg,

unser Validierungsverfahren ist kein Allheilmittel für jede ältere Pflegekraft, die noch einen Fachabschluss machen möchte. Ich stimme ihnen zu, dass manch Ältere sehr wohl noch eine Ausbildung absolvieren können und auch wollen. Es kommen auch nicht alle mit diesem Validierungsverfahren klar, da es ein hohes Maß an Selbststeuerung, Selbstereflektion und Motivation erfordert.
Die Pflegeeinrichtungen haben im Vorfelde sehr sorgsam ihre Mitarbeiter*innen ausgewählt, denen sie eine erfolreiche Teilnahme zutrauten.
Es haben letztlich (fast) auch nur Personen teilgenommen, für die eine Ausbildung nicht in Frage kam, aus unterschiedlichen Gründen.
Das Projekt Valinda versteht sich auch nicht als Konkurrenz, sondern als eine Ergänzung zum Ausbildungssystem oder besser: als ein eigener Weg.

Das es längst Zeit ist, neue Wege zu beschreiten, bestätigten nicht nur die vielen positiven Rückmeldungen aus dem Umfeld der Absolvent*innen und Pflegeeinrichtungen, sondern auch die Einschätzungen aus dem Ministerium sowie der Teilnehmer*innen der abschließenden Fachtagung (s.o).
Wir benötigen in Deutschland viele und gute Pflegefachkräfte. Und wenn es verschiedene Wege gibt, um ans Ziel zu gelangen, ist es nur gut, solange die Qualität nicht darunter leidet.

Titel: Re: Validierungsverfahren und Nachqualifizierung in der Altenpflege
Beitrag von: dino am 25. August 2021, 17:25:53
Zum Thema Alter, bei uns absolvierte auch eine 56 mit Erfolg ihre 3 - jährige GKP Ausbildung.
Was entspricht diese Ausbildung in NRW, Altenpflegehelfer, oder Altenpflegerin? Wie wird sie entlohnt? Ist ein Übergang in den klinischen Bereich möglich?

VG
dino