Autor Thema: Bewusstseinsstörungen  (Gelesen 16596 mal)

Shet

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Bewusstseinsstörungen
« am: 15. Oktober 2008, 01:31:56 »
Bewusstseinstörungen

Für Bewusstseinsstörungen gibt es keine allgemeingültige Definition, da eine jede Erläuterung sehr von der weltanschaulichen Sicht des Interpredierenden abhängt. Ich versuche mich in einer kurzen Erklärung : Das Bewusstsein hat die 2 Gegenpole Bewusstlosigkeit und das ungestörte Bewusstsein. Naja Unbewusste Handlungen können auch bei Bewusstseinswachen Menschen ablaufen.

Bewusstseinsstörungen werden in  quantitative und qualitative Störungen aufgeteilt.

 A. Quantitative Bewusstseisstörungen

Bei den quantitativen Bewusstseinsstörungen  besteht eine Über- oder Unterempfindlichkeit auf die Sinnesreize, dabei ist auch die Geschwindigkeit der Wahrnehmungsprozesse gestört.
mögliche Ursachen sind : - Gehirnerschütterung ( Commotio cerebri )
                                  - Gehirnquetschung ( Contusio cerebri )
                                  - Hirndrucksteigerungen durch zum Beispiel Hirntumore und intrakranielle Blutungen
                                  - schwere Entzündungen des Gehirns und seiner Hirnhäute ( Enzephalitis, Meningitis )
                                  - toxische Hirnschädigungen durch zum Beispiel Schlafmittel, Alkohol, gebrauch anderer Drogen,Bleivergiftung usw.
                                  - Stoffwechselstörungen wie Urämie, Hypoglykämie, hohe Blutammoniakspiegel bei Leberzirrhose oder Leberkoma

 A.a. Benommenheit :
Die Benommenheit ist der leichteste Grad der Bewusstseinstrübung. Der Betroffene ist verlangsamt, oft unpräzis in seinem Denken und Handeln. Trotz der erschwerten Auffassungsgabe und der gestörten Aufmerksamkeit treten Orientierungsstörungen hier nur sehr selten auf.

 A.b. Somnolenz :
Die Somnolenz zeichnet sich durch eine stark ausgeprägte Schläfrigkeit aus. Der Betroffene kann nur durch anhaltendes Anspechen und Berühren am Einschlafen gehindert werden. Die gestörte Orientierung zu Zeit und Ort ist bedingt durch die Unfähigkeit zum konzentrierten und zielgerichteten Denken und Handeln. Eine Verständigung ist nur noch bedingt und stark eingeschränkt möglich, da die Sprache schleppend und verwaschen ist.

 A.c. Sopor :
Der Sopor ist ein tiefschlafähnlicher Zustand bei dem der Betroffene zu keinerlei spontanen Aktivitäten mehr in der Lage ist und nur vorübergehend durch sehr starke Reize ( z.B. Schmerzreize ) erweckbar ist. Der Betroffene zeigt noch Abwehrbewegungen ( gezielt oder ungezielt ) und regiert auf die starken Reize nur noch extrem verzögert. Die lebenswichtigen Schutzreflexe bestehen nur noch vermindert.

 A.d. Prä- Koma :
Das Prä- Koma ist eine tiefe Bewusstlosigkeit / Bewusstseinstrübung, die dem Koma vorrausgeht. Der Betroffene ist nicht mehr erweckbar, er zeigt nur noch auf extremste Schmerzreize ungezielte Abwehrbewegungen, die Schutzreflexe sind fasst vollständig erloschen.

 A.e. Koma :
Das Koma ist der stärkste Grad der Bewusstseinstrübung mit Reaktions- und Bewusstlosigkeit, auftretende Atemlähmungen führen zur Lebensgefahr. Der Betroffene hat auch keine Kontrolle über seine Ausscheidungen mehr. ( Harn- und Stuhlinkontinenz )


 B. Qualitative Bewusstseinsstörungen

Zu einer, meist nur gering ausgeprägten qualitativen Bewusstseinsstörung kommen produktiv- psychotische , halluzinatorische und / oder wahnhafte Symptome hinzu. Hier ist die Art der Wahrnehmung als das wie verändert / beeiträchtigt.

mögliche Ursachen :- Alkoholentzugsdelir
                           - Paranoid-halluzinatorische Psychosen
                           - Epilepsie ( während des Anfalles und im ikterischen Dämmerzustand )
                           - Rauschzustände verschiedener Genese
                           - Leberleiden
                           - ekstatische Zustände
                           - HOPS
                           - Blutzuckerspiegelentgleisungen

 B.a. Delirium tremens :
Das Delirium tremens ist eine tiefe Bewusstseinsstörung, quantitativer und qualitativer Art mit ausgeprägt gesteigerter Psychomotorik, einem gestörten Schlaf- Wachrhytmus, einer Orientierzungstörung zu Zeit, Ort, Situation und Räumlichkeit, sowie einer Situations- und Personenverkennung. Es kommmt zu ausgeprägten Körpermißempfindungen und Halluzinationen. Delirante Personen sind sehr suggestibel.

 B.b. Dämmerzustand :
Der Dämmerzustand ist eine Bewusstseinseinengung, auf den Bereich inneres Erleben. Die Betroffenen nehmen nur Gefühle, Vorstellungen und Denkinhalte wahr, die ihrer inneren Tendenz ähnlich sind. Durch geminderte Fähigkeit die Umwelt whrzunehmen und einschätzen zu können, kommt es zu unbesonnen Handlungen und zur Hilfslosigkeit.( in solchen Zuständen kann es zu schwersten fremdgefährdenden und eigengefährdenen  Handlungen kommen ) Für die Bewusstseinseinengung die vielfach in Schlaf übergeht besteht eine Erinnerungslücke.Da Betroffene im Dämmerzustand, zerstreut und unaufmerksam sind ist eine genaue Beobachtung mit Kontrolle der Vitalparameter und des Bewusstseinsgrades zu gewährleisten.

 B.c. Oneiroid :
Unter Oneiroid ( griechisch: Traum ähnlich ) versteht man einem traumartigen, desorientierten verworrenen Zustand. Bei starker gefühlsmäßiger Anteilnahme halluzinieren die Betroffenen häufig überwältignde und phantastisch gestaltete Szenen. Bei energischer Ansprache ist der Betroffene meist ratlos und desorientiert und gleitet rasch wieder in den ursprünglichen Zustand ab. Eine sichere Abgrenzung zum Dämmerzustand ist nur schwer möglich.

 B.d. Verwirrtheit :
Bei der Verwirrtheit sind Orientierung, die Aufmerksamkeit/ Auffasssung und die Merkfähigkeit gestört. Bei kontinuierlich verzögertem schleppend, mühsamen Denkablauf ist das Sprechen verlangsamt und eingeengt. Die Betroffene Person ist in ihrem Handeln und in ihren lebenspraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten sehr eingeschränkt und bedarf ständiger Beobachtung und Kontrolle.

Folgende Pflegediagnosen können bei Bewusstseinsstörungen in Betracht kommen :

Domäne 2 Ernährung
Klasse 4 Stoffwechsel
00178 Risiko einer beeinträchtigten Leberfunktion
00179 Risiko eines instabilen Blutzuckerspiegels
Klasse 5 Flüssigkeitszufuhr
00027 Defizit des Flüssigkeitsvolumens

Domäne 3 Ausscheidung / Austausch
Klasse 2 Magen- Darm- Funktion
00013 Diarrhö

Domäne 4 Aktivität/ Ruhe
Klasse 2 Aktivität / Bewegung
00040 Risiko eines Inaktivitätssyndroms
00085 Beeinträchtigte körperliche Mobilität
00091 Beeinträchtigte Bewegungsfähigkeit im Bett
Klasse 4 Kardiovaskuläre/ Pulmonale Reaktionen
00033 Beeinträchtigte Spontanatmung
00032 Ineffektiver Atemvorgang
Klasse 5 Selbstführsorge
00109 Selbstführsorgedefizit Kleiden / äußere Erscheinung
00108 Selbstführsorgedefizit Waschen / Körperpflege
00102 Selbstführsorgedefizit Nahrungsaufnahme
00110 Selbstführsorgedefizit Toilettengang

Domäne 5 Wahrnehmung  / Kognition
Klasse 2 Orientierung
00127 Beeinträchtigte Orientierung
00154 Ruheloses Umhergehen
Klasse 3 Empfindungen/ Wahrnehmung
00122 Gestörte sensorische Wahrnehmung ( ICNP PD Halluzinationen )
Klasse 4 Kognition
00128 Akute Verwirrtheit
00131 Beeinträchtigtes Erinnerungsvermögen
00130 gestörte Denkprozesse

Domäne 9 Bewältigung / Stresstoleranz
Klasse 1 Posttraumatische Reaktionen
00149 Risiko eines ortswechselbedingten Stresssyndroms
Klasse 3 Neurobehavioraler Stress
00049 Reduziertes intrakrnielles Anpassungsvermögen

Domäne 11 Sicherheit / Schutz
Klasse 2 Physische Verletzungen
00035 Risiko einer Gesundheitsschädigung
00155 Risiko eines Sturzes
00038 Risiko einer Verletzung
00036 Risiko einer Erstickung
00039 Risiko einer Aspiration
00043 Ineffektiver Selbstschutz
Klasse 3 Gewalt
00138 Risiko einer fremggefährdenen Gewalttätigkeit
00140 Risiko einer selbstgefährdenen Gewalttätigkeit
Klasse 6 Thermoregulation
00005 Risiko einer unausgeglichenen Körpertemperatur

Domäne 12 Wohlbefinden
Klasse 1 Physisches Wohlbefinden
00132 Akuter Schmerz

Ich hoffe die Informationen sind hilfreich und unterstützen Euch in Eurer Ausbildung.

MfG Shet

Offline hexchen101

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Re: Bewusstseinsstörungen
« Antwort #1 am: 15. Oktober 2008, 19:17:34 »
ich habe neulich im fernsehen einen bericht über einen mann gesehen, der familienvater ist, arbeitet, kinder hat... also eigentlich ein geregeltes leben, bis auf seinen drang ständig einzuschlafen. selbst auf der arbeit kann es vorkommen, dass er einschläft. man hat in diesem zusammenhang von somnolenz gesprochen. lt. diesem bericht hatte ich das so verstanden, dass es keine heilung dieser erkrankung gibt und die ursachen eigentlich noch weitgehend unerforscht seien? kann es tatsächlich sein, dass sich allein durch toxische hirnschädigungen bedingt durch alkohol eine somnolenz entwickelt?

Offline Britta07

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Re: Bewusstseinsstörungen
« Antwort #2 am: 15. Oktober 2008, 19:26:18 »
Kann es sein, dass da von der Schlafkrankheit (Narkolepsie) die Rede war?
Nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, daß sie nicht hinter dir her sind.

Shet

  • Gast
Re: Bewusstseinsstörungen
« Antwort #3 am: 15. Oktober 2008, 21:49:00 »
 Hallo hexchen101

diese Sendung habe ich auch gesehen in dieser ging es um den krankhaften Drang zum Schlafen und im spezielen um Narkolepsie. Die Somnolenz und die weiteren Grade einer quantitativen Bewustseisstörung entwickeln sich durch die Wirkung des Alkohols aus das ZNS, dieser wirkt dort dämpfend und das Bewustsein beeeinträchtigend.Alkohol und Vitamin B1 Mangel führen aber auf Dauer zu Veränderungen im Gehirn so das dessen Leistungsfähigkeit immer mehr abnimmt, bis sich am Ende ggf. ein Korsakow Syndrom entwickelt. Dies ist eine von zum Beispiel Alkohol verurschte Form der Demenz.

Ich hoffe Dir reichen die Infos Gruß
Shet